'5 Minuten mit'-Interview - Amine Hamdani

29/07/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für dieses Interview «5 Minuten mit» sprechen wir heute mit Amine Hamdani, Executive Director bei CBRE für die Westschweiz.

 
«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.

 

Hallo Amine, wer sind Sie im Büro? Erzählen Sie uns etwas über Ihren beruflichen Werdegang.

 

Ich würde sagen, dass mein Berufsweg sowohl typisch als auch untypisch verlaufen ist, wobei ich immer mit Immobilien zu tun hatte. Ich war nicht unbedingt prädestiniert für diese Branche ... empfand aber immer eine gewisse Affinität zur Architektur und zum Bauwesen. Jedenfalls habe ich seit meiner Kindheit damit zu tun.

Angefangen habe ich im Hotelgewerbe mit einem Studium an der Hotelfachschule in Lausanne, das vielfältige Perspektiven öffnet. Nach Abschluss meines Studiums arbeitete ich bei PKF, einem Unternehmen, das in Dubai im Immobilienbereich tätig ist, und ging anschliessend zu CBRE Dubai, wo ich mit einem Kollegen die Hotelabteilung für den gesamten Nahen Osten aufgebaut habe.

Ich hatte damals dann mit indirekten Immobilienanlagen zu tun, mit einem Beratungsangebot für Fondsstrukturierung und Eigenkapitalbeschaffung, die vor allem Kapital aus dem Nahen Osten in Anlagevehikel in London einbrachte. Wir wollten Immobilienentwicklern dabei helfen, ihr Kapital in Form von Anlagevehikeln zu strukturieren und Kompetenzen im Asset Management zu erwerben, um ihr Fachwissen zu ergänzen.

Nach Dubai und London überzeugte mich ein alter Freund aus Zürich, in die Schweiz zurückzukehren, wo ich in der Abteilung Corporate Finance von UBS für den Bereich Real Estate für die Westschweiz verantwortlich war und hauptsächlich Transaktionen tätigte. Ich nutzte diese Zeit, um die strukturierte Finanzierung mit der Spezialisierung auf die Hotelbranche neu zu kombinieren ... Ein Weg, den Kreis mit meinem Studium zu schliessen, denn letztlich ist auch ein Hotel eine Immobilie, und es gibt nicht viele Profile mit dieser doppelten Expertise im traditionellen Immobiliengeschäft, die auch Wohn- und Gewerbeimmobilien umfasst, und im eher operativen Know-how rund um alternative Immobilien.

2014 verliess ich UBS und ging zu CBRE zurück, erst nach Zürich, dann 2019 nach Genf, wo ich für die Westschweiz verantwortlich bin.

 

Welche Ihrer Eigenschaften ist im Berufsleben besonders ausgeprägt?

 

Ich bin im Allgemeinen ein positiver Mensch. Eine positive Einstellung und Resilienz ...

In diesem Geschäft muss man belastbar sein, denn es gibt Höhen und Tiefen, und man darf niemals aufgeben. Einige Geschäfte sind relativ einfach. Aber wenn man wie wir 3 Milliarden Transaktionen pro Jahr abwickelt, sind auch zahlreiche wirklich komplizierte darunter, und genau dort zeigen sich die wahren Qualitäten eines Brokers. Eine positive Einstellung ist auch deshalb wichtig, weil wir sie an unsere Teams, unsere Kunden und unsere Investoren weitergeben.

 

Und wer sind Sie in der Stadt?

 

Meine Familie stammt aus Marokko. Es ist eine Familie von Wissenschaftlern, Literaten und auch ein bisschen aus dem Immobilienbereich. Ich habe eine echte Vorliebe für Architektur, die ich sowohl im Büro als auch zu Hause auslebe. Ansonsten reise ich gern, entdecke andere Kulturen und Literatur ... wie wir alle eben. Und ich liebe Tennis.

 

Eine sehr persönliche Eigenschaft?

 

Auch hier positives Denken und vielleicht auch Empathie. Wahrscheinlich liegt das in der Familie. Ich habe schon immer versucht, die Person vor mir zu verstehen, mich in ihre Lage zu versetzen. In meinen Augen ist das sehr wichtig.

 

Vor allem im Geschäftsleben ...!

 

(Lacht.) Ja, ganz genau! Vor allem im Geschäftsleben. Das ist interessant, weil Sie das Geschäft gut kennen. Ich würde durchaus sagen, auch eine gewisse Authentizität ist im Geschäftsleben hilfreich. Es schafft eine vertrauensvolle Beziehung, die über das reine Geschäftsziel hinausgeht. Ich möchte immer verstehen, wer der Mensch hinter einem Verkäufer oder einem Käufer wirklich ist, was seine Ziele sind, seine Werte, wie er tickt.

Menschlich und intellektuell ist das sehr bereichernd. Und nebenbei erleichtert es auch das Geschäft, weil die Beziehung auf eine andere Ebene gehoben wird.

 

Welche Rolle spielt CBRE auf dem Schweizer Markt für indirekte Immobilienanlagen?

 

Bei den meisten Immobilienvehikeln agieren wir als Dienstleister auf mehreren Ebenen. Wir helfen Interessenten bei Transaktionen, egal ob es sich um den Kauf oder den Verkauf einer Immobilie handelt. Auch sind wir in die Bewirtschaftung der Gebäude eingebunden, da wir mit der Vermarktung der Büroflächen beauftragt sind. Es kommt vor, dass wir von internationalen Kunden mit der Suche nach Büroflächen beauftragt werden, wie es kürzlich mit Google in Zürich der Fall war.

Darüber hinaus nehmen wir häufig Bewertungen von Gebäuden für verschiedene börsenkotierte Fonds, Immobiliengesellschaften und Stiftungen vor. Und schliesslich können wir dank unserer Marktkenntnis auch als strategische Berater von Fonds tätig werden, wenn es darum geht, Immobilien oder Industriebrachen gemäss den Zielen des Fonds neu zu bewerten ... aber auch die verschiedenen Akteure bei ihren Projekten begleiten, angefangen bei der Strukturierung bis zur Finanzierung.

 

Und welche sind die Hauptstärken von CBRE in dieser Rolle?

 

CBRE, das sind in erster Linie 30 Jahre Erfahrung in der Schweiz und 125 Mitarbeitende in 6 Büros, die sich ausschliesslich mit Immobilien befassen, sei es mit Bewertungen, Transaktionen oder der Vermarktung von Flächen. Wir profitieren vor allem von den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen, darunter Ingenieure, Architekten, Leute, die die Hotelfachschule in Lausanne besucht haben, Forscher (im Rahmen unserer Aktivitäten in der Forschung und Begleitung von öffentlichen Einrichtungen), Ökonomen, Geografen, Städteplaner und Soziologen ...

Und von unserem Track-Record! In dem Sinne, dass wir inzwischen, wenn ein Kunde mit uns über dieses und jenes Gebäude oder Projekt spricht, wir dieses oft schon kennen, es vielleicht schon verkauft oder vermietet haben ... oder wir haben mit dem Nachbarn oder sogar mit der Gemeinde zusammengearbeitet. Dadurch, dass wir die Dinge bereits kennen, verstehen wir sie viel schneller.

Und dann ist da noch die wirklich nationale Ausrichtung von CBRE, die uns vielleicht am stärksten ausmacht, aber meiner Meinung nach am wenigsten greifbar ist. Jeder von uns kann entsprechend seinen Fähigkeiten überall in der Schweiz eingesetzt werden. In der Tat gibt es nur wenige wirklich national agierende Schweizer Beratungsunternehmen. Diese sind über mehrere Büros verteilt und handeln auf lokaler Ebene relativ unabhängig voneinander.

  

Wie würden Sie den Sektor der indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz beschreiben?

 

Ich würde sagen, er ist ziemlich dynamisch und wächst, ist aber nicht sehr diversifiziert. Wir sind ein bisschen einfarbig in dem Sinne, dass sich ein sehr grosser Anteil der indirekten Immobilienanlagen auf Wohnungen und vielleicht ein wenig auf Büros verteilt. In der Schweiz haben wir nur wenig Raum für die Dinge gelassen, die ein bisschen mehr ... wie soll ich sagen ... vielleicht nicht riskant, aber etwas alternativer sind.

Und das bremst das Potenzial eines guten Teils des Universums, wie z. B. des Hotelgewerbes. Es gibt nicht mehr so viele Hotelfonds. Die wenigen Fonds, die Bürogebäude und einige Hotelanlagen in ihrem Vehikel haben, verfolgen keine spezielle Strategie. Auch hier machen die Hotels nur einen Teil des Neben- oder Alternativeigentums aus. Natürlich gibt es die Seniorenresidenzen, alles, was mit Freizeit zu tun hat, Logistikimmobilien ... die Logistik fängt ja gerade erst an. Seit 4 oder 5 Jahren reden wir davon, immer heisst es, dass es Platz dafür gibt, dass es ein interessanter Markt ist.

Heute erst ist erkennbar, dass sich die Dinge allmählich zu ändern beginnen. Es entstehen Vehikel mit weniger traditioneller Ausrichtung, aber es wird noch dauern, um die Investitionsgewohnheiten zu ändern. Allerdings gibt es echte Möglichkeiten, sich abseits der ausgetretenen Pfade, dieser «monochromatischen indirekten Investitionen» zu bewegen. Wir müssen schauen, was im Ausland passiert, zum Beispiel dort, wo dieses Business aus historischer Sicht grossteils auf den Gewerbesektor ausgerichtet war und wo sich der Wohnsektor zu entwickeln beginnt.

 

Wie sieht Ihrer Meinung nach die kurz- und mittelfristige Entwicklung von indirekten Immobilienanlagen aus?

 

Darüber haben wir bereits gesprochen, glaube ich ... Es ist eine dynamische Branche mit grossem Potenzial, aber viele Dinge müssen sich noch entwickeln. Wir müssen die Augen öffnen und den Schritt vom 2%-Wohnungsmarkt weg wagen, vor allem, wenn die Zinsen eines Tages wieder steigen.

 

Und dann gibt es viele Dinge, die sehr bald eine Auswirkung auf indirekte Immobilienanlagen haben werden ... Wie die Blockchain-Technologie und die Tokenisierung von Immobilien, wo es in jüngster Vergangenheit grosse Fortschritte sowohl auf gesetzlicher als auch auf operativer Ebene gab.

Ein weiteres Beispiel ist die kürzlich gestartete Plattform Property Match, die dazu beitragen wird, den Markt für nicht börsenkotierte Fonds transparenter und potenziell liquider zu machen. Denken wir an den grossen Erfolg, den das Joint Venture von CBRE & GFI in Europa hatte. Ich hoffe, dass dieses Projekt in der Schweiz, wo dieser Markt noch ein bisschen oldschool und undurchsichtig ist, wenn ich das so sagen darf, auf den gleichen Erfolg stösst.

 

Zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage: Gibt es etwas, das Sie gerne ändern würden, wenn Sie auf Ihre bisherige Karriere zurückblicken?

 

Da gibt es nicht viel. Ich wäre gern mit der Entwicklung von Anlagevehikeln beschäftigt gewesen, die jedoch nicht im Widerspruch zu den Strategien unserer Kunden stehen dürfen. Ja, vielleicht spüre ich da ein leises Bedauern ... Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, aber wir haben uns nicht ausreichend mit dem Thema befasst, obwohl ausserhalb von Mietimmobilien ein grosses Potenzial entwickelt werden kann, und manchmal finde ich es sehr schade, dass wir das nicht nutzen!

Also, kleiner Hinweis an alle Laien: Wir kennen die Branche gut, wir kennen die Vermögenswerte, wir wissen, wie man kauft, wir haben den Dealflow und manchmal auch die Investoren.

 

Philippe Perret du Cray für Immoday