'5 Minuten mit'- Interview - Jean-Louis Blanc

26/05/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Jean-Louis Blanc, Geschäftsführer der Pensionskasse Bobst Mex.

«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.


Herr Blanc, welchen beruflichen Hintergrund haben Sie?


Ich habe einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Lausanne gemacht und wurde dann Buchprüfer bei Ernst & Young. Anschliessend habe ich mich eher zufällig auf die berufliche Vorsorge spezialisiert und erst den Fachausweis für Personalvorsorge, dann den Fachausweis als Sozialversicherungsfachmann gemacht, bevor ich Leiter der Stiftung für das Personal der Loterie Romande wurde. Seit 2005 bin ich Geschäftsführer der Pensionskasse Bobst Mex.

 

Leiten Sie ein grosses Team?


Mit mir sind es 4 Personen, die sich um das Management der Versicherten kümmern, aber auch um die Vermögensverwaltung unserer Einrichtung, die unter der Aufsicht eines paritätisch besetzten Stiftungsrats aus Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern steht. Darüber hinaus werden wir in bestimmten Bereichen von externen Beratern unterstützt.

 

Welcher Manager-Typ sind Sie?


Ich bin ein sehr partizipativer Manager. Ich habe das Glück, von einem sehr kleinen Team umgeben zu sein, das seit etwa 15 Jahren zusammenarbeitet und ein hohes Mass an Vertrauen und gegenseitigem Respekt aufgebaut hat.

Und wie schaffen Sie es, Ihr Berufsleben als Geschäftsführer einer Pensionskasse mit Ihrem Privatleben zu vereinbaren?


Ich gebe zu, dass meine Arbeitsbelastung zeitweise sehr hoch ist. Ich bin nämlich auch Sekretär des Stiftungsrats der PRISMA Anlagestiftung (die auch Immobilien-Teilfonds verwaltet) und Vorsitzender der Fondation Bois-Gentil, die Alters- und Pflegeheime sowie psychosoziale Einrichtungen verwaltet. Vor allem die letztgenannte Tätigkeit eröffnet mir neue Horizonte. Das ist  es auch, was mir an  einer

betrieblichen Pensionskasse gefällt: Man trifft auf viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Profilen. Heute ist es ein Bankmanager, morgen ein Mechaniker, die man über die Jahre hinweg und ihr ganzes Leben lang begleitet. Diese Verschiedenartigkeit und Vielfalt erfüllen mich und sorgen für wunderbare Begegnungen.

 

Erzählen Sie uns etwas über die Pensionskasse, die Sie verwalten.


Die Pensionskasse von Bobst Mex deckt die berufliche Vorsorge der meisten Angestellten der Schweizer Gesellschaften der Bobst Group ab, eines der grössten Industrieunternehmen der französischen Schweiz. Aktuell versichert unsere Kasse rund 1700 aktive Mitarbeiter und 1400 Rentner, Pensionäre, Invaliden oder hinterbliebene Ehegatten. Wir verwalten ein Vermögen von rund 1,1 Milliarden Franken und sind damit auf Schweizer Ebene eine mittelgrosse Kasse.

 

Was denken Sie über den Schweizer Immobilienmarkt?


Die Überhitzung des Marktes in einigen Regionen existiert wirklich. Sie wird durch historisch niedrige Zinsen befeuert. Die Verschuldungsrate einiger Akteure der Branche ist manchmal besorgniserregend, da sie in problematischen Situationen, wie z. B. der Schwierigkeit, Mieter zu finden, schnell in die Klemme geraten könnten. Was nicht unwahrscheinlich ist. Das lässt sich in den Randgebieten beobachten, aber auch in einer Region, die wir gut kennen, nämlich der Gegend um Lausanne: Wegen all der neuen Gebäude, die auf den Markt kommen, steuern wir auf ein hohe Leerstandsquote zu. Vor allem wird es bei den verlangten Mieten schwierig sein, diese neuen Wohnungen im aktuell von der Pandemie geschwächten wirtschaftlichen Umfeld zu vermarkten. Das ist wahrscheinlich eine Chance für uns und unsere Gebäude, die sicherlich recht alt sind, wo wir aber viel attraktivere Mieten anbieten können.

 

Glauben Sie, es entsteht eine Blase?


Auf dem Immobilienmarkt? Das hängt von der Region ab. Es gibt keine Performance ohne Risiko. Ich befürchte, dass wir vergessen, dass Immobilien da keine Ausnahme bilden. Die einzige risikofreie Anlage sind Schweizer Bundesanleihen … die noch auf lange Sicht eine negative Rendite bieten. Vergessen wir nicht, dass vergangene Krisen oft im Immobiliensektor ihren Anfang nahmen.

 

Und worauf hoffen Sie?


Dass wir uns so schnell wie möglich von der aktuellen Situation erholen und die Gesellschaft so wenig wie möglich unter der Pandemie zu leiden hat. Zu unseren direkt gehaltenen Immobilien zählen einige wenige Gewerbeimmobilien. Es ist in letzter Zeit sehr schwer, mit unseren gewerblichen Mietern zu verhandeln, die ihre gesamten Ersparnisse verloren haben, weil sie ihre Geschäfte schliessen mussten.

 

Olivier Toublan für Immoday