'5 Minuten mit'-Interview - Jean-Paul Jeckelmann

27/04/2021

Immoday

Redaktion

3min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Jean-Paul Jeckelmann, verantwortlich für das Investmentmanagementbei der Banque Bonhôte.

«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.
 


Herr Jeckelmann, was machen Sie beruflich?

Ich arbeite seit über 25 Jahren bei der Banque Bonhôte, einer Privatbank mit Sitz in Neuchâtel. Dort bin ich verantwortlich für das Investmentmanagement, unter anderem für Immobilieninvestitionen, und für die Leitung unseres Immobilienfonds Bonhôte-Immobilier.
 

Arbeiten Sie derzeit im Homeoffice?

Ja, teilweise, wie viele Mitarbeitende der Bank. Es ist eine neue Art des Arbeitens.
 

Homeoffice bedeutet auch das Ende von Büroimmobilien, was sich negativ auf Ihren Immobilienfonds auswirken könnte.

Wir haben inzwischen alle erkannt, dass wir unsere Arbeit nicht vollständig auslagern können. Ich verbringe trotz allem drei bis vier Tage pro Woche im Büro, wo ich Papiere unterzeichne, Leute treffe, Informationen in Umlauf bringe. Das alles von zu Hause aus zu erledigen, ist deutlich komplizierter. Es lässt sich nicht alles digitalisieren oder per Telefon verhandeln. Büros werden also nicht verschwinden.
 

In diesen Büros arbeiten Sie seit nunmehr über 25 Jahren. Wie kann man sich selbst motivieren, so viele Jahre in derselben Firma zu arbeiten, wo man sich unter anderem mit Immobilien beschäftigt?

Nun, ich habe den Aufbau der Bank begleitet. Als ich hier anfing, waren wir zwölf Mitarbeiter. Heute sind wir knapp einhundert. Das führt dazu, dass wir ständig neue Projekte haben und neue Produkte auf den Markt bringen. Wir haben uns auch geografisch vergrössert. Alle diese Herausforderungen motivieren mich.
 

Die Banque Bonhôte ist eine Privatbank in Neuchâtel, besitzt aber einen grossen Immobilienfonds. Was beachtlich ist.

Das ist auf Umstände zurückzuführen, die in der Vergangenheit begründet liegen. Unser Fonds, Bonhôte-Immobilier, wurde vor 15 Jahren aufgelegt, kurz nach der Krise der 2000er Jahre, als die Zentralbanken nach und nach ihre Zinssätze gesenkt haben. Damals war bereits absehbar, dass Kunden nachhaltige Ertragsquellen finden mussten. Unsere Kunden standen auch vor steuerlichen Fragen, die mit einem Investmentfonds wie dem unseren einfacher gelöst werden können. Nicht zu vergessen, dass ein Immobilienfonds dank des Preisanstiegs bei Vermögenswerten einen guten Schutz gegen Inflation bietet. Und die Anleger, die gleich nach der Auflegung in den Fonds eingestiegen sind, bereuen es heute nicht: Von den Renditen bis zur Wertsteigerung der Anteile hat sich ihr Einsatz fast verdoppelt. Und dies abzüglich aller Steuern.

Wie viele Angestellte sind in Ihrer Bank mit dem Immobiliengeschäft befasst?

Ein Team von vier Leuten. Das ist im Vergleich zu den rund einhundert Mitarbeitern nicht viel, aber für uns eine schöne Ergänzung zu unserem Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung.
 

Und wie viel Zeit bringen Sie selbst dafür auf?

Es gibt wirklich viel zu tun. Ich glaube, es dürften 20 % meiner Zeit sein. Manchmal aber auch deutlich mehr, zum Beispiel im vergangenen Jahr während unserer Kapitalerhöhung.

Gibt es Bedenken, die Sie in Bezug auf die Branche haben?

Der Wert von Immobilien hängt bekanntlich in hohem Masse von den Zinssätzen ab. Bei all der Liquidität, die in den letzten Monaten von den Zentralbanken in die Wirtschaft gepumpt wurde, habe ich ein bisschen Angst vor Inflationsschüben und demnach auch vor einem Zinsdruck, der zu einem Druck auf den Immobilienmarkt führen könnte. Bei genauerer Betrachtung der Schweiz stelle ich fest, dass der Markt etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Es gibt zu viel Angebot im Verhältnis zur Nachfrage, und das führt zu Druck auf die Mieten. Ich denke aber auch, wir sollten in zwei bis drei Jahren zu unserem Gleichgewicht zurückfinden.
 

Wirklich?

Ja, es ist bereits ein Rückgang bei Bauanträgen und neuen Projekten zu beobachten. Dies bedeutet aber nicht, dass wir ganz aufhören sollten zu bauen, denn wir müssen einen Bestand erneuern, der unweigerlich altert.
 

Und worauf hoffen Sie?

Dass die Zinsen so lange wie möglich hoch bleiben, was den Immobilienmarkt bei anhaltend hohem Preisniveau wieder beruhigen wird. Und wenn sich das Homeoffice-Modell dauerhaft durchsetzen sollte, wird dies unseren Immobilienbedarf ein wenig umgestalten. Die Menschen werden bereit dazu sein, weiter weg zu wohnen, wenn sie nicht mehr gezwungen sind, jeden Tag ins Büro zu fahren. Dies wird Anreize bilden, die Unterkunft zu wechseln und in eine schönere Wohnung zu ziehen, in der sich das Leben besser gestalten lässt. Das wird neue Möglichkeiten für Immobilieninvestoren schaffen.

 

Olivier Toublan für Immoday