'5 Minuten mit'-Interview - Karl Theiler

17/06/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Karl Theiler, CEO Akara Funds AG und VR-Vizepräsident Akara Real Estate Management AG.


«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.
 

Herr Theiler, Sie haben die Akara Funds AG im Jahr 2016 zusammen mit Jonathan van Gelder gegründet. War dieser Schritt nach vielen erfolgreichen Jahren in der Branche auch die Erfüllung eines beruflichen Traums ?

 

Ursprünglich wollte ich immer Unternehmer werden. Aber bei meinen Tätigkeiten in börsenkotierten Unternehmen und Grosskonzernen hatte ich stets das Glück, spannende Aufgaben zu übernehmen. Das Thema Unternehmertum rückte entsprechend in den Hintergrund.

Eine andere Richtung nahm meine berufliche Karriere, als meine Frau die Möglichkeit hatte, beruflich in Chicago tätig zu sein. Ich habe meine Stelle bei Swisscanto, wo ich fast zehn Jahre tätig war, gekündigt, und wir sind in die USA übersiedelt. Auch wenn es anders geplant war, habe ich mich dort zweieinhalb Jahre als Hausmann betätigt. Es war grossartig! In dieser Zeit absolvierte ich zudem ein EMBA-Studium und da ist mein Interesse am Unternehmertum wieder erwacht.

Und dann kam Jonathan van Gelder mit dem Vorschlag auf mich zu, etwas zusammen aufzubauen. Ich habe mir trotz eines gleichzeitigen, spannenden Stellenangebots gesagt, dass wenn ich den Schritt in die Selbständigkeit jetzt nicht wage, ich es nie tun würde.

Heute darf ich sagen: Zum Glück habe ich es gewagt. Es macht ungemein Spass! In diesem Sinn – ja, es ist ein Traum in Erfüllung gegangen.

 

Was würden Sie als Ihre wichtigste berufliche Eigenschaft bezeichnen ?

 

Ich glaube, es ein berufliches Merkmal von mir, dass Arbeit für mich nicht Arbeit ist. Ist mache das einfach unglaublich gerne und habe eher Mühe, mich davon zu lösen. Arbeit ist für mich zugleich auch Hobby.

​​​​​​​Ich suche nicht nach der Work-Life-Balance, denn für mich vermischt sich das Ganze und es bereitet mir einfach viel Freude. Damit ich das tun kann, verfüge ich über ein hohes Energielevel und was mich wohl schon ausmacht, ist meine Hartnäckigkeit – bis etwas perfekt ist. Ich gebe nicht auf, frage nochmals nach, bis mich die Leute überzeugt oder ich sie überzeugt habe.

 

Trotz der nicht strikten Trennung von Arbeit und Privatem – wie würden Sie den privaten Karl Theiler beschreiben ?

 

Für mich als Privatmensch steht die Familie an erster Stelle. Es ist mir wichtig, Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern zu verbringen und diese zu begleiten. Ich pflege Freundschaften und betreibe Sport. Mit Ski, Wakeboard oder Jogging stehen da Sportarten im Fokus, die ich betreiben kann, wenn ich Zeit dafür habe. Und ja, viel mehr Zeit bleibt dem Privatmenschen Karl Theiler dann nicht mehr (lacht).

 

Gibt es etwas, wofür Sie sich ganz besonders begeistern ?

 

Ich geniesse gerne gutes Essen und guten Wein – und dies am liebsten in netter Gesellschaft. Dafür stelle ich mich auch gerne selbst in die Küche oder im Sommer an den Grill !

Welche Rolle rechnen Sie Akara im Sektor der indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz zu?

 


Als wir im Jahr 2016 starteten, standen wir vor grossen Herausforderungen. Wir waren vier Personen und nicht sicher, ob wir überhaupt eine Finma-Bewilligung erhalten würden. Wir haben viel riskiert, auch finanziell. Unser Leitsatz lautete dabei: Wir bauen ein Team auf, das allseitig ein hohes Vertrauen geniesst, zeitgemässen ethischen Grundsätzen  folgt  und  in  einem  Atemzug

mit den Besten der Immobilienfondsindustrie genannt werden soll. Heute stehen wir an einem anderen Punkt. Das Team steht, an den anderen Grundsätzen halten wir natürlich fest. Aber wir haben uns ein weiteres Ziel gesetzt: «Denkst du an Immobilien, denkst du an Akara» - und zwar positiv. Darauf arbeiten wir hin.

 

Welches sind die wichtigsten Herausforderungen in der nahen Zukunft für Akara und die Branche?

 

Mit der Sicherung der Vorsorge, der Einkommen und der Vermögen unserer Anleger mit Immobilien haben wir eine verantwortungsvolle Aufgabe. Dabei sind die Zinssituation und die Inflation aktuell sicher die grössten Herausforderungen. Beides können wir nicht beeinflussen. Letztlich nehmen wir also immer eine Wette in den Markt vor.

Vor drei Jahren haben wir gesagt, die Zinsen bleiben tief, die Immobilienpreise steigen. Entsprechend haben wir auch gekauft. Heute wissen wir, dass wir richtig gelegen haben. Aber es ist auch möglich, dass wir mal falsch liegen. Die richtigen Prognosen und das richtige Handeln in diesem Umfeld sind unsere grosse Herausforderung.

 

Was steht weiter im Fokus?

 

Die Politik spielt eine grosse Rolle. Ich denke, wir haben ein gutes politisches System in unserem Land. Aber gerade im Bereich der Boden- und Wohnbaupolitik ist noch viel Luft nach oben. Das Land bis in jedes Seitental zuzubauen, ist nicht der richtige Weg. Die Verdichtung an den richtigen Orten und der Schutz der heutigen, unverbauten Natur muss das Ziel sein. Das ist mit der heutigen Politik sehr schwierig. Dabei ist doch klar: Wenn wir nicht mehr Wohnraum in den Städten schaffen, werden dort auch die Preise weiter steigen.

 

Zudem müssten die Bewilligungsprozesse von Bauprojekten vereinfacht werden. Oft stellt man fest, dass Bauten verhindert oder zumindest sehr lange verzögert werden, ohne dass dies auf handfesten Argumenten oder Fakten beruhen würde. Das verhindert notwendige Bauten an den richtigen Orten und schadet somit dem Standort Schweiz respektive auch den Bürgern.

 

Welchen Stellenwert räumen Sie dem Thema Nachhaltigkeit im Bereich der indirekten Immobilienanlagen ein? Wie berücksichtigt Akara ESG-Kriterien?

 

Wir haben da sicher einen Prozess durchgemacht. Natürlich ging es uns in der Gründungsphase mehr ums geschäftliche Überleben als um die Berücksichtigung von ESG-Kriterien. Es ist aber eine Tatsache, dass Immobilien etwa 60 Prozent des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz ausmachen. Deshalb glaube ich, dass wir im Immobilienbereich eine entsprechend grosse Verantwortung haben.

Wir müssen uns den ESG-Themen annehmen, daran führt kein Weg vorbei. Das ist einerseits unsere Überzeugung, andererseits aber auch ein Bedürfnis der Anleger. Gerade Pensionskassen werden dazu angehalten, nachhaltig zu investieren. Deshalb haben wir uns bereits zwei Jahre nach der Gründung vertieft mit der Thematik auseinandergesetzt und sind der Überzeugung, dass wir unser Portfolio entsprechend der Kriterien entwickeln wollen. Wir sagen nicht, dass wir ein nachhaltiges Produkt haben, sondern dass wir dieses nachhaltig bewirtschaften.

Mit Ingrid Deltenre konnten wir letztes Jahr auch eine Verwaltungsrätin gewinnen, der dieses Thema wichtig ist und die uns im Rahmen des Wachstums des Unternehmens bei HR-Themen und sozialen Aspekten begleitet.

 

Letzte Frage: Was würden Sie ändern wollen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

 

Ich bin ein sehr positiver Mensch und würde deshalb auch nicht viel ändern wollen. Ich bin sehr zufrieden und sehe meine privaten und beruflichen Niederlagen als nötigen Weg zum heute Erreichten.

Ich würde den gleichen Weg wieder gehen, ausser dass ich in meiner Jugend mehr Zeit auf das Erlernen von Sprachen aufgewendet hätte. Ich finde es in der Schweizer Immobilienbranche essenziell, dass man Französisch wie auch Englisch fliessend spricht. Hier habe ich auch heute noch Aufholungsbedarf. Leider musste ich aber feststellen, dass sich das mit zunehmendem Alter schlechter beheben lässt als in der Jugend (lacht).

 

Patrick Gunti für Immoday