'5 Minuten mit'-Interview - Laure Carrard

09/03/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige "5 Minuten mit"-Interview begrüßen wir Laure Carrard, Real Estate Investment Advisor mit IMvestir Partners SA.

'5 Minuten mit' ist eine Reihe von Interviews die die Akteuren der Schweizer Immobilien-verbriefungsbranche vorstellen sollen.

 

Laure Carrard, wer sind Sie in beruflicher Hinsicht?

Ich arbeite für IMvestir Partners SA und bin seit mehr als 10 Jahren Expertin für indirekte Immobilienanlagen. Dadurch habe ich einen guten Überblick und tiefen Einblick in den Markt und verfüge über Expertise bei der Auswahl von kotierten und nicht kotierten Immobilienfonds in der Schweiz und im Ausland. Diese Expertise stelle ich einerseits Anlegern zur Verfügung, die an indirekten Immobilienanlagen interessiert sind, und andererseits Fondsanbietern für die Auflage von Immobilienfonds. 

 

Welche Ausbildung haben Sie durchlaufen?

Ich habe einen Bachelor in Betriebsökonomie von der HES und ein Diplom in Finanzanalyse und Vermögensverwaltung (CIIA).

 

Woher rührt Ihre Leidenschaft für Immobilien?

Ich habe mich von Kindesbeinen an in diesem Umfeld bewegt. Mein Vater hatte eine Immobilienagentur. Wenn ich frei hatte, habe ich ihn bei seinen Terminen begleitet. Daran habe ich noch heute wunderbare Erinnerungen.

 

Laure Carrard, wer sind Sie privat?

Ich bin Schweizerin mit italienischen Wurzeln und meiner Familie auf der anderen Seite der Alpen sehr verbunden. Ich besuche sie mehrmals im Jahr. Vor allem aber bin ich Mutter einer kleinen Tochter, die bald 4 Jahre alt wird und mich und meinen Mann jeden Tag sehr glücklich macht.

 

Welche Leidenschaften haben Sie ausser Immobilien?

Ich liebe Fahrten auf dem See oder auf dem Meer. Ich mag das Gefühl der Freiheit, mein Umfeld jeden Tag nach Lust und Laune ändern zu können und natürlich die unvergesslichen Begegnungen. Ausserdem liebe ich es, Familie und Freunde bei einem guten Essen um mich zu haben.

 

Was würden Sie als Ihre herausragendste Charaktereigenschaft bezeichnen?

Zweifellos meine Offenheit. Ich bin sehr engagiert. Offene Worte, unter Wahrung der Form versteht sich, bringen uns voran und ermöglichen uns gemeinsam etwas aufzubauen, im Privaten wie im Beruflichen. Ich bin ausserdem Perfektionistin. Ich möchte immer, dass alles bis ins letzte Detail stimmt.

 

Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen im Schweizer Sektor der indirekten Immobilienanlagen?

IMvestir Partners SA ist auf die quantitative und qualitative Analyse von indirekten Immobilien in der Schweiz spezialisiert, mit besonderem Fokus auf nicht kotierten Anlageprodukten. Wir begleiten unsere Kunden, wir helfen ihnen bei der Entwicklung ihrer Strategie für die Zusammenstellung ihrer Portfolios an indirekten Immobilienanlagen – ganz nach ihren Bedürfnissen.
 

Auch unterstützen wir neue Fondsanbieter dabei, ihre Anlageinstrumente aufzulegen (Beratung bei Strategie, Erwartungen der Anleger, Auswahl der Struktur usw.).

Sie sind also bestens aufgestellt, um uns von der Entwicklung indirekter Immobilienanlagen in der Schweiz zu berichten.

Der Markt für kotierte Immobilienfonds in der Schweiz hat sich in gut zehn Jahren gemessen an der Anzahl der Fonds und der Marktkapitalisierung nahezu verdoppelt. Dadurch haben Anleger heute mehr Auswahl. Durch diese Professionalisierung der Branche ist es nun auch möglich, Best Performer auszumachen. Ich persönlich begeistere mich für die Auswahl der besten Verwalter, diejenigen mit dem grössten Potenzial, was die Wertschöpfung und die

Rendite des Fonds betrifft, durch ein aktives Management des eigenen Immobilienbestands.
 

Aber der enorme Zuwachs hat nicht nur gute Seiten ...

Angesichts der Nachfrage durch Anleger haben Verwalter in der Tat viele neue Produkte aufgelegt und massiv in den Immobilienmarkt investiert. Dies hat zur Folge, dass einige neue Fonds ihre Bestände zu erhöhten Preisen erworben haben, Bestände, die von sinkenden Mieten oder Bewertungen betroffen sein könnten.

 

Bleiben indirekte Immobilienanlagen dennoch attraktiv?

Ganz ohne Zweifel. Sie sind für eine Asset Allocation sogar wesentlich. In den letzten drei Jahren erzielten indirekte Immobilienanlagen in der Schweiz eine annualisierte Wertentwicklung von 8 %. Mit ihrer Hilfe können Anleger ihr Portfolio leicht diversifizieren, sowohl in geografischer als auch in sektorieller Hinsicht. Gleichzeitig können sie die Verwaltung einem Profi überlassen, der über seinen Immobilienbestand Wert schöpfen kann.  

 

Hat dieser Markt denn auch Schwachpunkte?

Verwalter könnten noch besser und transparenter kommunizieren, wobei dies in den vergangenen Jahren schon besser geworden ist. Diesem Markt fehlt es jedoch noch an Transparenz. Wie wir 2020 sehen konnten, kann sich der Markt für kotierte Immobilienanlagen durchaus sehr volatil zeigen, wenn es an den Märkten zu Turbulenzen kommt. Daher auch das Bestreben, das eigene Portfolio durch weniger volatile Anlageprodukte wie nicht kotierte Immobilienanlagen zu diversifizieren.

 

Welche Sektoren würden Sie Anlegern empfehlen?

Wohnimmobilienfonds, die ihre Bestände in grossen Städten vor mehreren Jahren erworben haben, bilden eine gute Grundlage für langfristige Renditen. Sie sind am sichersten. Hier besteht die Herausforderung heute darin, den Wert der Immobilienbestände und ihre Attraktivität in einem hoch kompetitiven Markt aufrecht zu erhalten. Verwalter sollten auch aufpassen, wichtige Entwicklungen nicht zu verpassen: So sollten ESG-Kriterien und -Prozesse eingeführt werden, um sich zu positionieren und den gestiegenen Markterwartungen in diesem Bereich gerecht zu werden.

 

Und wie sieht es bei Gewerbeimmobilien aus?

Aufgrund der Problematik der öffentlichen Gesundheit haben Anleger Gewerbeimmobilien den Rücken gekehrt. Schade, denn hier gibt es Potenzial: Fonds mit klarer Strategie und einem Portfolio an soliden Gewerbeimmobilien mit langfristigen Mietverträgen. Auch hier müssen die besten Verwalter mit profundem Know-how und Vermarktungsstärke ausgewählt werden, diejenigen, denen es gelingt, Renditen zu erzielen und den Wert durch Renovation des Immobilienbestands aufrecht zu erhalten, mit einem klaren Businessplan für jede ihrer Immobilien. Mit der richtigen Auswahl kann dieser Sektor zu einer Steigerung der Gesamtrendite eines Immobilienportfolios beitragen.

 

Wie sehen Sie abschliessend die Entwicklung indirekter Immobilienanlagen?

Solange die Zinsen so niedrig bleiben, gibt es keinen Grund, diese Anlageklasse aussen vor zu lassen.  Ein Spread von 3 % gegenüber Schuldverschreibungen, das ist nicht wenig. Der Markt dürfte sich daher weiter positiv entwickeln, aber bei Ereignissen am Markt wie Kapitalerhöhungen, Kotationen, der Auflegung neuer Fonds usw. Phasen stärkerer Volatilität erleben. Gleichzeitig sind die Bewertungen hoch, mit Agios, die durchaus über 40 % liegen können. Bei einigen Positionen könnte es auch Zeit für Gewinnmitnahmen sein. Es wird ausserdem weiterhin nötig sein, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Immobilienbestand genau zu beobachten. Man sieht aber auch, dass die Mittelbeschaffung in den vergangenen beiden Jahren nicht weniger geworden ist. Ganz im Gegenteil. Wir haben 2020 gar neue Rekordsummen erreicht. Aber Achtung! Der Markt ist selektiv und wir haben in den vergangenen Monaten einige Aufschübe und sogar Stornierungen erlebt.

 

Wenn Sie zurückblicken, was würden Sie gerne ändern?

Nichts. Ich blicke nur nach vorn.


 

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Februar 2021