Arnaud de Jamblinne von La Foncière: «Innerhalb von 25 Jahren hat sich alles geändert»

21/12/2021

Immoday

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5 min

Arnaud de Jamblinne tritt als CEO von La Foncière zurück. Er erklärt uns die Gründe dafür und blickt auf die grössten Veränderungen zurück, die in der Branche stattgefunden haben, seit er die Leitung des Immobilienfonds vor 25 Jahren übernommen hat.

 

Ein Paukenschlag in der kleinen Welt der Immobilienanlagefonds: Arnaud de Jamblinne tritt nach 25 Jahren an der Spitze von La Foncière als CEO des Immobilienfonds zurück.
 

Nicht sofort, aber per 1. April 2022. Sein Nachfolger ist Michael Loose. Dieser war bei Siemens, der UBS, den SBB und Coldwell Banker tätig und ist derzeit Managing Director bei Prime Living Management.
 

Wir haben Michael Loose kontaktiert, doch er hat sich mit dem Verwaltungsrat von La Foncière darauf geeinigt, sich erst bei seinem Amtsantritt im nächsten Jahr an die Medien zu wenden. Aufgeschoben ist also nicht aufgehoben.
 

Doch zurück zu Arnaud de Jamblinne. Die Ankündigung seines Rücktritts ist eine gute Gelegenheit, nicht auf seine Karriere, sondern auf die Entwicklung der Branche in den letzten 25 Jahren zurückzublicken, eine Branche – das vergisst man angesichts der derzeitigen Euphorie zu schnell –, die bei den Investoren nicht immer so beliebt war.

 

Arnaud de Jamblinne, weshalb geben Sie die Leitung von La Foncière ab?
 

Wie Sie wissen, habe ich die Leitung des Fonds vor mittlerweile fast 25 Jahren übernommen. Wir werden alle nicht jünger. Ich habe ganz einfach das Rentenalter erreicht. Ich werde meine AHV geniessen.

 

Viele CEO arbeiten über das ordentliche Rentenalter hinaus, mindestens bis 70. Hat Sie das nicht gereizt?
 

Ich denke, am Sessel zu kleben, ist keine gute Idee. Es ist an der Zeit, das Ruder zu übergeben. Doch bis zum 1. April 2022 bleibe ich im Amt und konzentriere mich bis dahin voll und ganz auf meine Aufgaben.

 

Und danach?
 

Das werden wir noch sehen.

 

Wollen Sie nach Ihrem Ausscheiden aus der Geschäftsleitung Verwaltungsratsmitglied werden?
 

Da wir eine börsenkotierte Gesellschaft sind, kann ich mich hierzu nicht äussern. Wenn dem so ist, wird es zu gegebener Zeit offiziell bekannt gegeben.

 

Nach 25 Jahren an der Spitze eines Immobilienfonds verfügen Sie über aussergewöhnliche Branchenerfahrung. Was hat sich Ihrer Meinung nach in den letzten 25 Jahren am meisten geändert.
 

Ganz eindeutig, dass Immobilien in den letzten Jahren als Anlagekategorie attraktiver geworden sind. Als ich meine berufliche Laufbahn begonnen habe, war die Immobilienbranche noch von der Krise der 1990er-Jahre gezeichnet. Weder die institutionellen noch die privaten Anleger interessierten sich wirklich für diese Anlagekategorie. Damals gab es sogar negative Agios bei Immobilienfonds!

 

Was sich mittlerweile geändert hat.
 

In der Tat. Heute sieht die Situation ganz anders aus. Heutzutage will jeder Immobilien in seinem Portfolio halten. Viele Anleger machen geradezu Jagd auf neue Immobilienfondsanteile. Was letztlich nicht gesund ist. Manche betrachten Immobilien nur noch unter finanziellen Gesichtspunkten und vergessen, dass dahinter materielle Vermögenswerte – Quadratmeter – stehen.
 

 

Angesichts der negativen Zinsen der letzten Jahre kann man diese Investoren verstehen.
 

Sicherlich. Bedenken Sie jedoch, dass es, als ich vor 25 Jahren angefangen habe, hiess, die Zinsen würden nie wieder unter 5% fallen. Genauso wie man heute sagt, die Negativzinsen würden noch Jahre andauern. Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass sich die Situation langfristig umkehren kann. In die eine oder andere Richtung. Es ist bereits passiert und wird auch wieder passieren.

 

Und was hat sich in den letzten 25 Jahren in Bezug auf die Regulierung geändert?
 

Eines ist klar: Sie ist immer restriktiver geworden. Auch war in den letzten 25 Jahren ein stetiges Bevölkerungswachstum zu verzeichnen, was damals nicht selbstverständlich war. Die Schweiz zählt derzeit 8,7 Millionen Einwohner. Als ich im Mai 1997 begonnen habe, belief sich die Bevölkerung auf gerade einmal 7 Millionen. Deshalb mussten sehr viele Wohnimmobilien gebaut werden. Doch gleichzeitig ist das Mietrecht starr geblieben und Mieterverbände wie die Asloca sind nach wie vor extrem unflexibel. Das macht die Optimierung des Schweizer Immobilienparks nicht einfacher.

 

Haben sich diese Veränderungen darauf ausgewirkt, wie Sie La Foncière führen?
 

Nein, das denke ich nicht. Unsere Aufgabe war und ist es immer noch, Immobilienvermögen zu verwalten. Das motiviert uns. Wir wollen unsere Mieter und unsere Aktionäre gleichermassen zufrieden stellen.

 

Aber wenn diese Aktionäre Immobilien nur noch als rein finanzielle Anlage betrachten, müssen Sie doch unter grossem Druck stehen, immer höhere Renditen zu erwirtschaften?
 

Wir nehmen diese finanziellen Aspekte hin, doch sie haben weder die Art und Weise, wie wir unseren Park verwalten, noch unsere Strategie beeinflusst. Wir haben beispielsweise auf unnötige Kapitalerhöhungen verzichtet. Wir kaufen keine Immobilien, die nicht unserer Strategie entsprechen, nur um unser Immobilienportfolio auszubauen.

 

Also kein grösserer Druck seitens der Anleger?
 

Nicht wirklich. Der Markt analysiert, was wir tun, wie die Fondsleitung ihr Immobilienportfolio verwaltet, und entscheidet sich dann für oder gegen eine Investition. Wir sind an der Entscheidfindung nicht beteiligt, sondern garantieren unseren Investoren lediglich eine Strategie und deren Nachhaltigkeit. Danach entscheiden sie, ob sie uns folgen wollen. Und uns sind viele gefolgt, weshalb ich denke, dass unsere Strategie in den letzten 25 Jahren gar nicht so schlecht war.
 
 

Olivier Toublan für Immoday