Frauen in Immobilienwirtschaft

25/10/2021

Patrick Gunti

Immoday

3 min

Marie Seiler, stimmt die Wahrnehmung, dass die Immobilienbranche – speziell wenn es um Führungspositionen geht - noch immer eine Männerdomäne ist? Oder anders gefragt - sind Sie die Ausnahme, die die Regel bestätigt?

 

Nein, ich teile Ihre Wahrnehmung nicht. Erstens sehe ich mich nicht als Ausnahme, es gibt sehr erfolgreiche weibliche Führungskräfte in unserer Branche. Oder zumindest nicht wenigere als im Finanzbereich generell. Was sein kann: Sie sind vielleicht nicht gleich laut wie andere Kollegen.

Zweitens sehe ich eine deutlich weiblichere Zukunft: Wir haben bei Swiss Life Asset Managers aber auch bei wipswiss, wo ich mich im Vorstand engagiere, sehr viele talentierte und motivierte Frauen. Sie werden die Zukunft mitgestalten, da bin ich ganz sicher.

 

Dass gemischte Führungsteams die Idealbesetzung sind – nicht nur im Immobilienbereich - ist belegt. Was macht die Umsetzung aus Ihrer Sicht nach wie vor schwierig?

 

Ich bin der Meinung, wir sind einen grossen Schritt weiter. Die Führungskräfte, die diese Wahrnehmung hatten oder mit der Umsetzung der Diversität gekämpft haben, sind bereits pensioniert oder stehen kurz davor.

Wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe, freue ich mich, wie viele junge, ambitionierte und intelligente Frauen in die Immobilienbranche eintreten, aktiv gefördert werden und ihren Weg machen.

Es stimmt, dass ich mich früher als Frau in männlichem Umfeld eher anpassen musste, um akzeptiert zu werden. Das ist aber vorbei. Ich erlebe die aktuelle Generation der weiblichen Führungskräfte als sehr unverkrampft und selbstbewusst: Sie haben den Anspruch, sich einzubringen und die Entwicklung mitzugestalten. Das führt automatisch zu einer guten Durchmischung.

 

Und ich sehe übrigens auch bei meinen männlichen Kollegen nicht nur ein Bewusstsein oder ein Interesse für dieses Thema, sondern einen wahren Tatendrang, die eintönige Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine diverse Zukunft mitzugestalten. Nicht nur in Sachen Gender, sondern auch gute Durchmischung der unterschiedlichen Generationen, Ausbildungswege und Nationalitäten zu erreichen.

 

Gab es in Ihrer beruflichen Karriere Situationen, in denen Sie das Gefühl hatten, anders als Ihre männlichen Kollegen behandelt zu werden?

 

Nein.
 

 

Wie Sie erwähnt haben, sind Sie im Netzwerk wipswiss (Women In Property Switzerland Association) engagiert und nun auch in dessen Vorstand. Was wollen Sie und der Verein mit ihrem Engagement erreichen?

 

Sie müssen einmal zu einem unserer Anlässe kommen. Sie werden sehen, dass die Immobilienbranche sehr weiblich ist. Auch Männer sind herzlich willkommen, und sie engagieren sich für unsere jungen Mitglieder auch als Mentoren aktiv.

Für mich ist wipswiss ein toller Ort; Dank der Vernetzung untereinander stärken wir das Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein unter uns weiblichen Führungskräften und unterstützen uns mit Rat und Kontakten. Für mich ist es immer wieder eine Inspiration, andere Menschen kennenzulernen, mich mit Ihnen auszutauschen, zuzuhören und zu lernen. Und wenn ich dabei anderen auch etwas mitgeben kann, freut mich das natürlich.

 

Welche Aufgaben übernehmen Sie in diesem Netzwerk?

 

Das ist sehr verschieden. Aktuell konzentriere ich mich auf den Ausbau unseres Netzwerks, Verbindungen zu anderen Fachgruppen und Verbänden, sowie die Koordination von Events und Inputs für unsere Mitglieder.

Ich bringe die Sicht der institutionellen Investoren und mein breites Netzwerk ein, das ich über die vielen Jahre in der Branche aufgebaut habe. Ich war aber auch schon als Mentorin für jüngere Kolleginnen tätig.

 

Können Sie uns das Mentorin näher vorstellen?

 

wipswiss bietet seinen Mitgliedern ein Mentoring für die persönliche und berufliche Begleitung während eines Jahres an. Die Mentorinnen und Mentoren bieten sich als Vertrauenspartner an, coachen die Mentees auf ihrem Weg, unterstützen bei beruflichen Zielen und Lebenskonzepten, geben Impulse und vermitteln auch Wissen.

Wertvoll macht es auch gerade die Durchmischung in unserem Verein. Es ist nicht einfach ein Mentoring von alt zu jung, sondern eine Begleitung bei wichtigen Entscheidungen, ganz unabhängig vom Alter und Karriereschritt.

 

Weiterbildung, Karriereentwicklung, Frauenförderung – Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen?

 

Auf meinem beruflichen Weg habe ich die Unterstützung von vielen «Netzwerk-Engel» genossen. Deswegen möchte ich auch etwas zurückgeben: Ich will im Rahmen meiner Möglichkeiten dazu beitragen, dass die vielen jungen Kolleginnen und Kollegen, die in unserer Branche nachrücken, eine moderne und offene Immobilienbranche mitgestalten können, in der diese Durchmischung einfach Realität ist.

Dazu gehört für mich beides, die Förderung von Talenten, aber auch dass ich Kollegen auf die Herausforderungen aufmerksam mache.
 
 

Marie Seiler
Head Third Party Real Estate Suisse
Swiss Life Asset Managers
 
 
 
Patrick Gunti für Immoday