Immobilien in Berggebieten sind für Privatanleger interessant

22/09/2021

Olivier Toublan

Immoday

3 min

Immobilien in Berggebieten sind für Privatanleger interessant, nicht für institutionelle Investoren

 

Die Immobilienfonds sind permanent auf der Suche nach neuen Anlagegelegenheiten, lassen aber Skigebiete aussen vor – dies obwohl die Preise auch dort stetig steigen und die Renditen ebenso hoch sind wie in der Stadt. Weshalb diese Zurückhaltung?

 

In der Schweiz konzentrieren sich die meisten Immobilienfonds auf Wohnimmobilien. Diese haben sich in der Pandemie im letzten Jahr als widerstandsfähig erwiesen. Geschäftsimmobilien werden gemieden, auch wenn einige Verwalter beteuern, dass diese Art von Immobilie weiterhin Potenzial aufweist. Die klügsten unter ihnen beginnen bei ihrer Suche nach neuen Gelegenheiten neue Bereiche wie Logistik und Lager zu erkunden, weil der Online-Handel Lockdown-bedingt explosionsartig gewachsen ist.
 

Doch es gibt einen Bereich, in den sich die Fondsmanager kaum vorwagen: Ferienimmobilien in den Skigebieten. Dies ist auf den ersten Blick unverständlich, denn auch dort steigen die Preise stetig, ist die Nachfrage gross und sind die Renditen ebenso hoch wie in den Innenstädten. Weshalb also diese Zurückhaltung? Wir haben hierzu Yves-Marie Maitre befragt, Direktor Bewirtschaftung / StWE bei der DBS Group, die in der Romandie und in der Deutschschweiz präsent ist.

 

Yves-Marie Maitre, während der Pandemie und des Lockdowns war häufig zu hören, dass die Leute von der Stadt in die Berge ziehen möchten, weil dort die Lebensqualität besser ist. Ist dieser Trend wirklich zu beobachten?


Tatsächlich steigt die Nachfrage – nicht nur um in Immobilien in Skigebieten zu investieren, sondern auch um dort zu leben oder eine Zweitwohnung zu erwerben. Denn dort gibt es mehr Platz, saubere Luft und mehr Ruhe. Die Berge sind nach wie vor ein Sinnbild für Wohlbefinden und Gesundheit.
 

Werden die grössten und am besten ausgestatteten Skigebiete bevorzugt?


In der Tat, denn dort ist die Lebensqualität wahrscheinlich am besten, wenn man das ganze Jahr über bleiben möchte. Diese grossen Skigebiete bringen bestimmte Vorteile mit sich, welche die Menschen auch in der Stadt haben und auf die viele nur schwer verzichten können.

Man kann durchaus der Auffassung sein, dass die Preise in bestimmten Skigebieten wie Verbier und Zermatt astronomisch hoch sind. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sie bereits vor 10 bis 20 Jahren einen Höhepunkt erreicht haben und seither permanent weiter steigen. Wie überall werden die Preise auch in diesen Skigebieten von Angebot und Nachfrage bestimmt. Da mit der Lex Weber weniger Neubauten errichtet wurden, bleibt das Angebot mehr oder weniger stabil, während die Nachfrage stetig steigt, was die Preise automatisch in die Höhe treibt. Selbst wenn man heute eine Immobilie zu einem hohen Preis kauft, ist es daher unwahrscheinlich, dass ihr Wert deutlich sinkt.

 

 

Und was machen diejenigen, die sich ein Objekt in einem prestigeträchtigen Skigebiet nicht leisten können?


Preislich interessante Objekte gibt es noch an Orten hoher Qualität wie Crans-Montana.

Auch das Interesse für Bergdörfer abseits der Skigebiete hat zugenommen. Einige Leute kaufen beispielsweise eine Scheune, um sie dann zu renovieren. Dies kann sich letztlich als sehr interessante private Vermögensanlage erweisen – vor allem, wenn man die möglichen Steuerabzüge berücksichtigt.
 

Unterscheidet sich der Preis von Erst- und Zweitwohnungen?


Nun, da die Lex Weber in Kraft ist, schon. Einige gehen davon aus, dass eine Zweitwohnung aufgrund der höheren Nachfrage zwischen 10 und 15% mehr wert ist als eine Erstwohnung. Doch natürlich hängt dies vom Objekt und von dessen Standort ab.
 

Interessieren sich die institutionellen Anleger und die Immobilienfonds für Immobilien in Skigebieten?


Nein, in den Skigebieten gibt es viele Chalets und viel Stockwerkeigentum (StWE). Die institutionellen Anleger ziehen grosse Immobilien mit mehreren Wohnungen vor und interessieren sich daher nicht für solche Objekte.
 

In den Schweizer Skigebieten gibt es doch mehrere dieser grossen Wohnimmobilien.


Ja, doch in den meisten Fällen handelt es sich um Stockwerkeigentum. Daher ist es für einen institutionellen Anleger nicht interessant, denn dieser will aus praktischen Gründen der Verwaltung in der Regel die ganze Liegenschaft kaufen.
 

Und wie steht es mit den grossen Berghotelkomplexen, die einem einzigen Eigentümer gehören? Sind diese für die institutionellen Investoren interessant?


Nein, Hotels sind ein anderes Geschäft, das sich von Wohnimmobilien stark unterscheidet. Dafür interessieren sich somit weder Pensionskassen noch Anlagefonds – es sei denn, sie sind auf dieses Segment spezialisiert.

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Olivier Toublan für Immoday