5 Minuten mit Bruno Mathis, Leiter des Fund & Immo Desk bei der Depotbank der BCV

30/09/2022

Immoday

Olivier Toublan

5 Min

 

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir  Bruno Mathis, Leiter des Fund & Immo Desk bei der Depotbank der BCV. 
 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.
 

Bruno Mathis, stellen Sie sich unseren Leser vor. Was ist Ihre aktuelle Funktion? 
 

Ich bin Leiter des Fund & Immo Desk bei der Depotbank der BCV. Im Klartext: Ich bin verantwortlich für ein Team, das sich um alle Markttransaktionen kümmert, sei es auf dem Primär- oder dem Sekundärmarkt.

 

Zählt diese Aufgabe zu den Aktivitäten der Depotbank der BCV? 
 

Absolut. Vereinfacht gesagt, ist die Depotbank in drei Bereiche gegliedert. Der erste Bereich befasst sich mit der Aufsicht und Überwachung von Anlagefonds gemäss dem Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG). Der zweite Bereich kümmert sich um das Account Management und die Kundenbeziehungen. Der dritte, den ich leite, ist für alle Transaktionen auf dem Primär- und Sekundärmarkt zuständig.

 

Für kotierte und nicht kotierte Fonds? 
 

Für beide. Wir organisieren in Zusammenarbeit mit den Projektentwicklern, den Fondsleitungen und den SICAV die Transaktionen auf dem Primärmarkt, mit anderen Worten die Kapitalbeschaffungen. In Bezug auf den Sekundärmarkt ist zunächst zu bedenken, dass eine Fondsleitung verpflichtet ist, den Sekundärmarkt zu organisieren. Zu diesem Zweck beauftragt sie eine Bank als Market Maker. Die Depotbank der BCV bietet diese Dienstleistung sowohl für börsenkotierte als auch für nicht börsenkotierte Fonds. Bei ersteren besteht diese Aufgabe vor allem darin, mit Hilfe ihres Nostrokontos eine gewisse Liquidität bereitzustellen und den reibungslosen Ablauf des Handels zu überwachen, denn sie sind an der Börse kotiert und der Handel ist weitgehend automatisiert. Bei den nicht börsenkotierten Fonds ist die Aufgabe komplexer. Eine der Aufgaben des Market Makers besteht darin, über ihr Nostrokonto eine gewisse Liquidität bereitzustellen. Doch das genügt nicht immer. Die Aufträge der Anleger werden in einem Orderbuch erfasst und überwacht. Um die Liquidität zu erhöhen, gehen wir einen Schritt weiter und können insbesondere über die Plattform PropertyMatch diese Aufträge aktiv verwalten und die Interessen der Anleger besser vermitteln.

 

PropertyMatch, über das wir bereits berichtet haben, ist seit nunmehr 14 Monaten aktiv. Ist das ein Erfolg? 
 

Wir sind mit dem Start von PropertyMatch sehr zufrieden. Das über die Plattform gehandelte Volumen und die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen wachsen stetig. Wir haben etwa 80 angemeldete Investoren, die regelmässig ihre Absichten auf der Plattform bekannt geben. Wir konnten bereits über 350 Transaktionen mit einem Volumen von über 150 Millionen Franken verzeichnen.

 

Und wie sieht es mit dem Primärmarkt aus? 
 

Die Fondsleitungen beauftragen uns, die Ausgabe neuer Anteile zu organisieren. Dabei kann es sich um eine Erstausgabe handeln, aber natürlich auch um eine Kapitalerhöhung. Auch hier obliegen der Depotbank mehrere Aufgaben. Wir werden bereits lange vor der eigentlichen Transaktion tätig. Wir beraten unsere Kunden bei der Strukturierung und Planung ihrer Transaktion. Ausserdem führen wir vor dem Börsengang verschiedene Kontrollen durch, z. B. prüfen wir den Ausgabepreis. Anschliessend organisieren wir den eigentlichen Börsengang, indem wir mit den Anlegern und den Banken kommunizieren, die Zeichnungsgelder entgegennehmen und schliesslich die neuen Anteile ausgeben und sicherstellen, dass sie an die Unternehmen, die diese Emission gezeichnet haben, geliefert werden. Abschliessend zahlt die Depotbank den eingesammelten Betrag an den Fonds.

 

Investieren Sie als Depotbank der BCV nicht in die Anlagefonds, die Sie begleitet haben? 
 

Nein. Denn erstens käme es zu einem Interessenkonflikt. Und zweitens besteht unsere Arbeit nicht darin, Investitionen zu tätigen, sondern die Dienstleistungen einer Depotbank anzubieten und unsere Kunden zu betreuen. Das kann auch bedeuten, sie mit Hilfe unseres Partnernetzwerks an die Marktteilnehmer zu verweisen. Es gibt eine echte physische, hierarchische und organisatorische Trennung zwischen unseren Aufgaben als Depotbank und denen der Vermögensverwaltung. Verwalterinnen und Verwalter von Mandaten sowie Beraterinnen und Berater von privaten und institutionellen Kunden können Investmentfonds vorschlagen.

 

Arbeiten Sie nur mit Immobilienfonds? 
 

Nein, zu unseren Kunden zählen auch Banken und andere Fondsmanager, die uns als Depotbank für ihre Wertpapierfonds beauftragt haben, sei es für Aktien oder Anleihen. Und natürlich sind wir auch die Depotbank für die Fonds der BCV.

 

Die Depotbank der BCV ist Marktführer bei den zertifizierten Immobilienfonds. Wie erklären Sie sich das? 
 

Wir sind seit 15 Jahren in diesem Bereich tätig, wodurch wir viel Erfahrung und Know-how sammeln konnten. Darüber hinaus lagen wir bei Innovationen schon oft vorn. So haben wir beispielsweise im Jahr 2007 den ersten Immobilienfonds in der Schweiz seit 1953 aufgelegt. Wir haben 2009 auch die erste KmGK und 2011 die erste Immobilien-SICAV gegründet. Wir sind auch Gründungsmitglied von Coptis und Immoday.ch, die zum Ziel haben, die Entwicklung dieser Branche zu unterstützen und zu begleiten.

 

Ist diese Tätigkeit als Depotbank für die BCV wichtig? 
 

Ja, sie gehört zum Dienstleistungsportfolio, die die Bank ihren Kunden anbietet. Wir sind ein Team von nicht mal zwanzig Personen. Unsere Tätigkeit ist Teil der Gesamtstrategie der Bank.

 

Kommen wir ein wenig auf Sie zurück: Welche Ausbildung haben Sie? 
 

Ich habe eine Ausbildung als Bankangestellter bei der UBS absolviert und diese mit verschiedenen Fortbildungen ergänzt. Ab 1989 arbeitete ich bei Crédit Suisse im Devisenhandel. Im Jahr 2001 wechselte ich zur BCV in den Bereich Derivate und strukturierte Produkte und bin seit 2020 bei der Depotbank tätig.

 

Mit einer kurzen Untreue gegenüber der BCV im Jahr 2018 ...

 

Stimmt, ich habe zwei Jahre lang, von 2018 bis 2020, für ein FinTech-Unternehmen in Lausanne gearbeitet.

 

Hatten Sie genug vom Bankwesen? 
 

Nein, ich hatte Lust, meine Fähigkeiten zu erweitern, und habe diese Gelegenheit genutzt. In meiner Anfangszeit fand ich mich in einer sehr kleinen Struktur mit etwa 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder und lernte eine Arbeitsweise kennen, die sich stark von der in grossen Strukturen unterschied. Es war eine sehr gute Erfahrung, die mich aus meiner Komfortzone geholt und mir neue Horizonte eröffnet hat.

 

Es heisst, dass man nach der Arbeit in einem mittelständischen Unternehmen nicht mehr in einen grossen Konzern zurückkehren kann ... 
 

So pauschal kann man das nicht sagen, denn das hängt vor allem von der Fähigkeit ab, sich in verschiedenen Arten von Strukturen zu bewegen. Grosse Konzerne und insbesondere Banken arbeiten sehr strukturiert mit klar definierten Prozessen, aber sie bieten auch die Möglichkeit, neue Projekte zu starten und Aktivitäten zu entwickeln. Hier geniesse ich eine gewisse Autonomie. Kurz gesagt, es ist genauso interessant wie in einem Start-up, nur gibt es hier auch die Stabilität einer grossen Struktur.

 

Sie sind auch vom Devisenhandel in die Immobilienbranche gewechselt. Das sieht man nicht alle Tage ... 
 

Ich habe regelmässig den Beruf und die geografische Region gewechselt, wobei mich immer mein Wunsch geleitet hat, neue Erfahrungen zu machen und meine Kenntnisse zu vervollständigen. Ich habe in Zürich, Singapur und dann in der Westschweiz gearbeitet, in verschiedenen Bankbereichen, aber immer in Verbindung mit Marktaktivitäten.

 

Was ist jetzt, im Nachhinein, besser: Devisenhandel oder Immobilienfonds?
 

Ich weiss nicht, ob es ein Besser oder ein Schlechter gibt. Jede Branche hat ihre Stärken. So haben Immobilienfonds den Vorteil, dass sie mit greifbaren Vermögenswerten handeln, die man sehen und anfassen kann. Beim Devisenhandel spürt man ständig den Puls der Weltmärkte.

 

Was sind Ihre wichtigsten Charaktereigenschaften? 
 

Ich bin leidenschaftlich und liebe es, Unternehmer zu sein. Ich bin sehr genau in dem, was ich tue, und stelle hohe Ansprüche an jeden, auch an mich selbst.

 

Und Schwächen? 
 

Diese Frage sollte man vielleicht den Menschen aus meinem Umfeld stellen! Im Ernst: Ich kann manchmal ungeduldig sein.

 

Wofür begeistern Sie sich? 
 

Ich liebe Aktivitäten in der Natur, sei es in den Bergen oder im Wasser. Ich mag Wandern, Radfahren, Skilaufen oder auch Tauchen. Dabei kann ich von meinem sehr fordernden Berufsalltag abschalten.

 

Unsere letzte Frage, mit der wir immer unsere Porträts beenden: Wenn Sie einen Zauberstab hätten, was würden Sie an Ihrem Werdegang ändern? 
 

Offen gestanden, weiss ich das nicht. Ich bin mit meinem Werdegang und meiner derzeitigen Situation sehr zufrieden. Wenn ich einen Wunsch nennen müsste, wäre es eine zweite Auslandserfahrung, zum Beispiel in den USA. Ich habe ein Jahr in Singapur gelebt. Eine andere Kultur und eine andere Art zu denken kennenzulernen, hat mir auf menschlicher Ebene sehr viel gebracht.

 

Olivier Toublan, Immoday