Porträt
Boris Clivaz, heute ein anerkannter Akteur in der Westschweizer Immobilienbranche, kann einen ziemlich erstaunlichen beruflichen Werdegang vorweisen. Er ist 1970 geboren und beginnt seine Karriere mit einer Lehre beim Betreibungsamt Lausanne. «Das war reiner Zufall. Ich suchte eine Lehrstelle und das Betreibungsamt bot mir eine an.» Heute bereut er diesen Entschluss etwas. Wenn er noch einmal entscheiden könnte, würde er Ingenieur werden, «denn nicht der Banker, sondern der Ingenieur wird in der Lage sein, Lösungen für die Klimakrise zu finden».
Im Jahr 1995 – nach dem Erwerb eines eidgenössischen Fachausweises – wechselt er zum Schweizerischen Bankverein (SBV), wo er immer noch im Bereich des Inkassos tätig ist, nun aber auf der Gläubigerseite. Gleichzeitig erwirbt er ein eidgenössisches Diplom in Bankwirtschaft. Abgesehen von einem vierjährigen Abstecher (von 2002 bis 2006) zur Treuhandgesellschaft Michel Favre, wo er unter anderem als Finanzdirektor das KMU Fabrique de Cadres et Baguettes saniert, bleibt Boris Clivaz bis 2008 den Schweizer Grossbanken treu. Er hat im Übrigen für alle gearbeitet – SBV, UBS, BCV und schliesslich Credit Suisse – und war sehr erfolgreich.
Im Jahr 2008 hängt er seinen Job in der Bank an den Nagel und gründet sein eigenes Unternehmen Gefiswiss. «Ich war 38 Jahre alt und hielt es für den richtigen Zeitpunkt, etwas Eigenes aufzubauen.»
Heute ist der Lausanner Asset Manager, der sich auf die Verwaltung und Entwicklung von Immobilienprojekten in Form von kollektiven Anlagevehikeln spezialisiert hat, ein wichtiger Akteur in der Romandie, doch die Anfänge waren nicht ganz einfach. «Im Nachhinein muss ich sagen, dass wir völlig ahnungslos waren.» Nach sehr arbeitsintensiven Monaten bekommt das Unternehmen einen ersten Vertrag und dann einen zweiten. Gefiswiss, das heute 18 Mitarbeitende beschäftigt, ist lanciert.
Das Unternehmen konzentriert sich auf Immobilienprojekte in peripheren Städten wie Monthey oder Estavayer, wobei Nachhaltigkeitszielen ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. «Im aktuellen Wirtschaftsumfeld mit extrem hohen Immobilienpreisen muss man den Mut haben, etwas mehr Risiko einzugehen und in der Peripherie zu investieren, wenn man Rentabilität will.»
Was Boris Clivaz, der sich als neugierig, willensstark und stets optimistisch bezeichnet, heute bewegt, ist die Nachhaltigkeit und insbesondere die Energiewende. «Wir wollen mit Gefiswiss etwas bewirken. Einfach nur Liegenschaften zu kaufen, um einen Immobilienfonds auszubauen, interessiert mich nicht.» Der Manager hat im Übrigen gerade einen Energiewendefonds aufgelegt, um kleine Projekte für eine nachhaltige Energieinfrastruktur zu entwickeln und zu finanzieren.