Es ist wahrscheinlich, dass der Immobilienmarkt 2023 eine Baisse verzeichnet, wenn auch nur eine moderate. Dennoch bleiben Immobilien auch langfristig attraktiv, da sie von einer soliden Wirtschaft, starken Zuwanderung und einem Nachfrageüberhang gestützt werden und auch weiterhin bei den institutionellen Investoren begehrt sind. Es gibt also keinen Grund zur Panik. Eine Analyse von Micheal Loose von La Foncière.
Eine Branchenkrise zu antizipieren, ist immer schwer. Einige Fachleute halten es für möglich, dass der Immobilienmarkt nach dem Einbruch der Aktien und Anleihen im letzten Jahr eine Trendwende vollzieht – zumal der Zinsanstieg noch nicht beendet zu sein scheint. Wie wirkt sich all das auf den Immobilienmarkt aus? Die meisten Experten sind äusserst zurückhaltend. Michael Loose, CEO der Investissements Fonciers SA (IFSA), der Fondsleitung des Schweizer Immobilienanlagefonds La Foncière, analysiert die Situation.
Michael Loose, die neuesten Statistiken belegen es: Die Immobilienpreise steigen zwar immer noch, aber die Verlangsamung dieses Anstiegs ist beeindruckend. In einigen Regionen sind sogar Preisrückgänge zu verzeichnen. Ist dies die Trendwende?
Das wirtschaftliche Umfeld verändert sich auf globaler Ebene, doch die wirtschaftliche Lage in den Ländern und Regionen, deren Zentralbanken die Zinsen angehoben haben, ist sehr unterschiedlich. Und die Schweiz befindet sich in einer privilegierten Situation. Was den Immobilienmarkt betrifft, so darf man nicht vergessen, dass die Schweiz ein Land der Mieter ist und eine hohe Zuwanderung verzeichnet. Da sich das Umfeld nach Jahren des sehr leichten Wachstums im Immobilienbereich wandelt, ist es für uns unerlässlich, unser Risikoexposure im Auge zu behalten und darauf zu achten, wie wir damit umgehen und wie sich unser Fonds im Wettbewerb positioniert. Um unsere Solidität zu erhalten, müssen wir dafür sorgen, dass all diese Faktoren miteinander in Einklang bleiben
Obligationen und Aktien sind im Vorjahr eingebrochen. Wann ist der Immobilienmarkt dran?
Wir glauben, dass es in den nächsten Monaten tatsächlich zu einer Korrektur der Immobilienpreise kommen wird, aber sicherlich nicht zu einer so starken wie an den Anleihen- und Aktienmärkten. Den uns vorliegenden Analysen zufolge sollte sich die Preiskorrektur in einem vernünftigen Rahmen bewegen, zwischen 5 und 6%, je nach Qualität der Immobilien und deren Lage. In Bezug auf La Foncière haben wir keine grossen Bedenken, da unser Immobilienbestand von hoher Qualität ist und die Bewertung der Liegenschaften bereits sehr defensiv ist. Eine Marktabkühlung dürfte daher keine grossen Auswirkungen auf den Fonds haben. Ganz im Gegenteil: Es könnte vielmehr eine Gelegenheit für uns sein, neue Investitionsmöglichkeiten zu finden, die zu unserer Strategie passen – und dies zu angemessenen Preisen.
Könnte ein Rückgang des Interesses der Anleger und damit der Nachfrage zu einer Preiskorrektur führen?
Theoretisch müsste ein Rückgang der Nachfrage zu einer Korrektur der Preise für Immobilienfondsanteile führen. Andererseits waren in den letzten Jahren aufgrund der grossen Begeisterung für indirekte Immobilienanlagen sehr hohe Agios zu beobachten. Auch in diesem Fall behalten wir die Schwankungen im Blick und bauen den Fonds weiter aus, um ihn durch gezielte Anlageentscheidungen möglichst leistungsstark zu machen. Aufgrund unserer Anlagepolitik und unseres strikten Managements sind wir zuversichtlich, dass die Anleger die besten Fonds mit einer defensiven Strategie bevorzugen werden.