Die Abkühlung des Immobilienmarkts bestätigt sich. Gemäss dem neuesten Barometer von RealAdvisor ist die Zahl der Transaktionen um 17% zurückgegangen und sind die Preise in einigen Agglomerationen, darunter Lausanne, Basel und Zürich, gefallen.
Es überrascht kaum, da sich der Trend bereits seit einigen Monaten abzeichnet. Doch die Zahlen, die RealAdvisor in seinem jüngsten Barometer veröffentlicht hat, bestätigen es: Im ersten Quartal 2023 hat sich der Schweizer Immobilienmarkt deutlich verlangsamt und die Zahl der Transaktionen ist um 17% zurückgegangen. Einige Städte haben sogar Preisrückgänge verzeichnet, in erster Linie bei Wohnungen.
Das sei aber noch nicht alles, versichern die Experten von RealAdvisor, denn trotz eines moderaten Anstiegs der Preise für Einfamilienhäuser im ersten Quartal 2023 würden die allgemeine Stagnation und der Rückgang der Angebotspreise auf eine mögliche Verschiebung hin zu einem Käufermarkt deuten. Das Fazit von RealAdvisor: Da die Inflation bei 2,9% verharrt und die Zinsen steigen, gibt es Unsicherheit auf dem Markt.
Praktisch überall stagnierende oder gar sinkende Preise
Mit einem Anstieg von gerade einmal 0,1% im Schweizer Durchschnitt haben die Preise für Wohnungen im ersten Quartal 2023 Anzeichen einer Stagnation gezeigt. Bei den Hauspreisen war es mit einem Anstieg um 0,9% nur unwesentlich besser. Hinter diesem Durchschnitt verbergen sich jedoch einige unangenehme Überraschungen in mehreren Grossstädten der Schweiz. In Schaffhausen sind die Wohnungspreise im ersten Halbjahr um 0,8% gesunken, während sie in Basel und Lausanne um 0,4% und in Zürich und Winterthur um 0,2% rückläufig waren. Laut RealAdvisor könnten diese Rückgänge bei den Wohnungspreisen die Eigentümer in diesen städtischen Zentren beunruhigen.
Bei den Einfamilienhäusern sieht die Situation etwas besser aus. In fast allen grösseren Städten der Schweiz steigen die Preise nämlich immer noch an, wenn auch nur geringfügig. Eine Ausnahme bildet Lausanne, wo im ersten Quartal 2023 ein Rückgang der Hauspreise um 0,3% zu verzeichnen war.
Der Anstieg im Rest des Landes sei jedoch trügerisch, erklären die Experten von RealAdvisor, für welche der Markt für Einfamilienhäuser in den kommenden Monaten Gegenwind zu spüren bekommen könnte.
Die Situation sieht jedoch nicht überall so düster aus. Ausreisser in der Schweizer Immobilienlandschaft sind Städte wie Sitten (+1,7%), St. Gallen (+1,6%) oder Zug (+1,8%), in denen die Wohnungspreise weiterhin steigen. Auch die Hauspreise haben zu Jahresbeginn in Sitten mit 3% und in St. Gallen mit 2,9% am stärksten angezogen.
Ein weiteres schlechtes Zeichen: die Transaktionen sind stark rückläufig
Der Preisrückgang ist nicht das einzige schlechte Zeichen am Immobilienmarkt. Am gesamten Schweizer Markt ist die Zahl der Immobilientransaktionen im ersten Quartal 2023 mit 17% deutlich gesunken. Laut RealAdvisor spiegelt sich darin die Marktabschwächung in verschiedenen Regionen wie Zürich (-14%), Basel (-30%), Bern (-25%) oder Genf (-21%) wider. «Dieser Abwärtstrend bei den Transaktionen könnte das Vertrauen von Käufern und Verkäufern beeinträchtigen und möglicherweise zu einer weiteren Stagnation in diesen bedeutenden Märkten führen», so RealAdvisor.
In der Romandie hingegen gibt es noch einen Hoffnungsschimmer: Im Kanton Waadt scheinen die Immobilientransaktionen im ersten Quartal 2023 um 17% zugenommen zu haben, ebenso wie in Freiburg (+7%).
In Städten wie Lausanne ist die Zahl der Anzeigen zwar weiter angestiegen, die Angebotspreise sind jedoch gesunken (-0,7%) – ebenso wie in Zürich (-0,7%), Genf (-1,3%) und Basel (-1,3%).
Dieser Rückgang der Angebotspreise lege nahe, dass sich die Marktbedingungen möglicherweise in Richtung eines Käufermarktes verschieben. Dies sei nicht die beste Nachricht für die Eigentümer, könnte aber interessante Chancen für Investoren und Hauskäufer eröffnen.
Allerdings ist es für Immobilieninvestoren noch nicht das Eldorado, denn das Angebot – so RealAdvisor – sei mit derzeit nur etwa 35 000 zum Verkauf stehenden Objekten in der Schweiz immer noch sehr gering. In Zürich zum Beispiel gebe es rund 1800 Objekte zum Verkauf für 1,6 Millionen Einwohner.
Was ist in den kommenden Monaten zu erwarten?
Nach diesen eher schlechten Nachrichten stellen sich alle Immobilienanleger eine einfache Frage: Was ist in den kommenden Monaten zu erwarten?
Die Schweiz verzeichnet derzeit eine Inflationsrate von 2,9% und die Zinsen für zehnjährige Festhypotheken haben die 3%-Marke überschritten. Die Schweizerische Nationalbank hat gerade ihre Zinsen erhöht, ebenso wie die Europäische Zentralbank und die US-amerikanische Fed. Und es ist angesichts des derzeitigen inflationären Umfelds keineswegs sicher, dass dieser Zinserhöhungszyklus beendet ist, auch wenn sich das Tempo der Anhebungen verlangsamen dürfte. Kurzum: Es herrscht Unsicherheit am Markt. Dies hat dazu geführt, dass die Zahl der Transaktionen auf das tiefste Niveau seit 20 Jahren gesunken ist.
Laut Real Advisor liegen die Transaktionspreise in der Regel 3 bis 6 Monate hinter den Angebotspreisen, sodass der aktuelle Abwärtstrend bei den Angebotspreisen auf einen bevorstehenden Rückgang der Marktwerte hindeuten könnte. Kurzum, sowohl die Eigentümer als auch die Investoren müssen an einem unsicheren Markt, an dem es rasch zu einem Trendwechsel kommen kann, wachsam bleiben.
Olivier Toublan, Immoday