ESG führt nicht nur zu «Stranded Assets», auch «Stranded Companies» sind die Folge

21/02/2024

Marco Chinni

Primecoach

3 min

Das Thema ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in der Berichterstattung von Unternehmen aus der Finanz- und Immobilienbranche ist heutzutage aus mehreren Gründen von entscheidender Bedeutung. Es trägt dazu bei, eine strategische und zukunftsgerichtete Unternehmenspolitik zu verfolgen.
 

Einer der Hauptgründe für die Forcierung des Themas ESG ist, dass die Bau- und Immobilienwirtschaft eine der grössten Verursacherinnen von Treibhausgasen ist. Zeitgleich gibt es nationale wie internationale Vorgaben die Netto-Treibhausgasemissionen zu senken und in den kommenden 20 bis 25 Jahren, wenn nur irgendwie möglich, sogar auf Null komplett zu reduzieren. Dies hat Auswirkungen auf die Finanz- und Immobilienbranche, da Unternehmen ESG-Faktoren in ihre strategische Entscheidungsfindung, Unternehmenssteuerung, Investmentprozesse, Reporting sowie in (handels-)rechtliche und steuerliche Entscheidungen einbeziehen müssen.
 

ESG-Sünder werden bestraft
 

Darüber hinaus müssen Unternehmen gemäss der geplanten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) Berichte über ihre ESG-Auswirkungen abgeben. Die drei Buchstaben ESG bzw. die drei Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung müssen in die Berichterstattung eingebettet werden und stellen grosse zusätzliche Arbeit dar. Demgegenüber steht bei Einhaltung der neuen Regularien und der Beachtung der Anforderungen an Nachhaltigkeit und Transparenz ein deutlicher Gewinn gegenüber: das Vertrauen der Kunden, der Geschäftspartner und der Aufsichtsbehörden.
 

Salopp formuliert könnte man somit sagen, dass die Netto-Null-Ziele nicht nur «Stranded Assets» im Immobilienmarkt hinterlassen werden, sondern auch «Stranded Companies» drohen. Eben jene, die sich nicht an die Regeln und Regularien halten und den ESG-Zug verpasst haben. Während im Immobilienmarkt vielerorts von «Brown Discounts» die Rede ist, weil Gebäude energietechnisch nicht mehr auf dem neuesten Stand sind, gibt es andernorts das Potenzial der Wertsteigerung bei Immobilien, wenn sie energietechnisch auf der Höhe der Zeit oder vielleicht gar ihrer Zeit oder gegenüber dem Durchschnitt der Branche entscheidend voraus sind.
 

Es stellt sich schnell die Reputationsfrage
 

Was dies für Unternehmen der Finanz- und Immobilienwirtschaft bedeutet? Gerade jene Firmen, die rechtzeitig und vorausschauend ihre ESG-Strategie und Reportingpflichten feinjustieren, werden in Zukunft an Wert gewinnen. Nicht nur die regulatorischen Auflagen zum Einbezug nachhaltiger Aspekte werden immer konkreter. Auch das öffentliche Bewusstsein, etwas gegen den Klimawandel und die Umweltverschmutzung zu unternehmen, haben sich massiv gewandelt. ESG-Kriterien weiterhin nicht zu berücksichtigen entwickelt sich immer mehr zu einem Risiko hinsichtlich Reputation, aber auch in Bezug auf Umsatz und Gewinn eines Unternehmens.
 

Die Phase des «nice to have» in der ESG-Berichterstattung neigt sich ihrem Ende entgegen. Künftig wird das ESG-konforme Reporting für Finanz- und Immobilienfirmen zum «must have» - Unternehmen, die sich nicht an die Regeln halten, drohen Bussen und Strafgelder, im schlimmsten Fall gar das Aus des Geschäftsbetriebs. Wer hierbei nur punktuelle Ausbesserungen vornimmt, kommt schnell in eine prekäre Situation. Eine konsequente Umsetzung erfordert und beinhaltet eine firmeneigene Strategie, deren konsequente Umsetzung, Sensibilisierung der Mitarbeitenden, Überarbeitung und Beachtung der Regelwerke sowie auch eine konsequente technologische Ausrichtung und Unterstützung nötig macht. Erfolgreiche Unternehmen setzen in ESG-Fragen konsequent auf eine festgelegte Strategie, eine vernünftige Umsetzung, eine geradlinige Kommunikation sowie auf ein in sich schlüssiges Reporting. «Greenwashing» gilt es unbedingt zu vermeiden.
 

Primecoach unterstützt die Immoblien-Investoren mit Knowhow, Erfahrung und Kompetenz bei der Umsetzung und dem laufenden Betrieb von ESG-Projekten. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
 

Marco Chinni - CEO & Partner von Primecoach