Am französischen Immobilienmarkt herrscht immer noch Flaute. Seit dem Zinsanstieg ab 2022 sind die Verkaufszahlen und die Immobilienpreise eingebrochen. Institutionelle Anleger meiden den Immobilienmarkt nach wie vor und Privatpersonen bevorzugen energetisch unsanierte Immobilien. Es gibt jedoch erste Anzeichen einer Erholung.
In den letzten Monaten haben wir mehrfach über den kränkelnden französischen Immobilienmarkt berichtet. Seit die Europäische Zentralbank ihre Zinswende eingeleitet hat, ändert sich die Situation jedoch, wie man einem kürzlich in der Zeitung Le Monde veröffentlichten Artikel der Journalistin Nathalie Coulaud entnehmen kann.
1. Transaktionen weiter rückläufig
Die Zahl der Transaktionen dürfte 2024 auf etwa 800 000 sinken. 2023 waren es noch 875 000 und 2021 sogar 1,2 Millionen Transaktionen. Wie überall schreckte der Zinsanstieg ab 2022 die Käufer ab und die Banken vergaben weniger Hypotheken, vor allem an Privatpersonen.
2. Preise im Sinkflug
Angesichts des schwachen Marktumfelds korrigieren die Immobilienpreise. Diese sanken im 1. Quartal 2024 um 1,5 %, nach bereits 1,8 % im 4. Quartal 2023. Im vergangenen Jahr betrug der Preisrückgang in den Grossstädten sogar zwischen 8 % und 10 %. Paris verzeichnete mit –14 % seit Juli 2020 gar den stärksten Preisrückgang seit der Jahrhundertwende.
3. Institutionelle Anleger weiter zurückhaltend
Die institutionellen Anleger zeigen dem Immobilienmarkt nach wie vor die kalte Schulter. Die meisten Immobilien werden derzeit von Sozialwohnungsträgern gekauft. Dies führt dazu, dass die Verkaufszahlen bei Neubauten stark rückläufig sind. Die Preise für Neubauten sind teils sogar auf das Niveau älterer Immobilien gesunken. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 57 689 Neubauten an Privatpersonen verkauft, 2022 waren es noch 92 380. Betrachtet man die Anzahl der Verkäufe von Neubauten an Investoren, zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Diese sind von 41 206 im Jahr 2022 auf 20 760 im Jahr 2023 zurückgegangen.
4. Zaghafte Anzeichen einer Erholung
Laut Immobilienmaklern steigt die Nachfrage aufgrund der Leitzinssenkungen und der damit einhergehend auch fallenden Hypothekarzinsen wieder. Ende Sommer 2024 belief sich der Hypothekarzins allerdings im Median immer noch auf 3,5 %, was für die meisten Haushalte hoch bleibt. Ein weiteres positives Zeichen sind die allmählich wieder steigenden Immobilienpreise.
5. Energetisch unsanierte Immobilien sind gefragt
Eine erstaunliche Folge dieses Marktumfeldes, zumal die Käufer weniger Geld zur Verfügung haben, ist die Beliebtheit energetisch unsanierter Immobilien. Diese stehen dank Preisrückgängen von bis zu 20 % hoch im Kurs. Die Käufer zahlen lieber beim Kauf weniger und planen die Sanierungsarbeiten langfristig. Einigen Statistiken zufolge werden energetisch unsanierte Immobilien 1,7-mal schneller verkauft als nachhaltige Immobilien. Dabei hatten Immobilienexperten vorhergesagt, dass solche Wohngebäude unverkäuflich sein würden.