
In dieser Rubrik auf Immoday.ch werfen Experten und Fachpersonen einen Blick auf spannende Trends, wichtige Entwicklungen und unerwartete Perspektiven rund um den Immobilienmarkt.
Ob nachhaltige Megatrends, strukturelle Veränderungen oder kontroverse Analysen – hier finden Asset Manager, Investoren und Anleger in Immobilienfonds wertvolle Denkanstösse und Orientierungshilfen. Ziel ist es, den Markt besser zu verstehen und aktiv mitzugestalten.
«The Trend is Your Friend» – dieser Satz, der seinen Ursprung im angelsächsisch geprägten Börsenhandel hat, ist längst zum geflügelten Wort geworden. Sprüche wie «Sell in May and go away» oder «Never catch a falling knife» kennt fast jeder – und ebenso «The Trend is Your Friend», der Titel unserer Kolumne. Die Botschaft dahinter: Wer langfristige Entwicklungen zu erkennen vermag, hat oft die Nase vorn. Doch Vorsicht: Nicht jeder Trend hält ewig. Es ist wichtig zu erkennen, wann sich eine Welle in einen Hype mit ungewissem Ausgang verwandelt. Nachstehend ein paar Denkanstösse und Anregungen dazu.
Strukturwandel vs. kurzfristige Hypes
Ich werde oft als einer der wenigen «Bären des Immobilienmarktes» in der Schweiz bezeichnet – ein Begriff, der seinen Ursprung ebenfalls in der Börsenwelt hat und Personen beschreibt, die kritisch auf den Markt blicken und auf Risiken, Übertreibungen oder potenzielle Gefahren hinweisen. So habe ich beispielsweise 2021 die tiefen Nettorenditen für Schweizer Wohnrenditeliegenschaften – teils unter 1,5 % – mit der Situation Japans in den späten 1980er-Jahren verglichen und dabei auf Risiken hingewiesen, was nicht jedem gefiel.
Doch was unterscheidet einen langfristigen, strukturellen Trend von einem kurzlebigen Hype? Nehmen wir den Onlinehandel als Beispiel: Dieser hat die Nachfrage nach Verkaufsflächen in den letzten Jahren tiefgreifend verändert – mit sichtbaren Auswirkungen, etwa in Zürich. An der Bahnhofstrasse hat sich der Mietermix spürbar verändert. Die Mieten für Prime-Lagen wie im Parterre erreichen zwar Rekordhöhen, doch ob diese Entwicklung nachhaltig ist, bleibt fraglich. Globale Investoren haben jedenfalls längst ihre Allokationen angepasst und verstärkt in Logistikflächen investiert – ein klarer Hinweis darauf, wie sich Trends in reale Strategien übersetzen lassen.
Megatrend Geopolitik
Geopolitische Verschiebungen zählen zweifellos zu den einflussreichsten Megatrends, die wir in unserem Research analysieren. Interessanterweise haben sich die geopolitischen Risiken, die 2024 zunehmend spürbar wurden, sogar positiv auf die Schweiz ausgewirkt. So hat die Krisensituation im Nahen Osten den Schweizer Franken gestärkt und der SNB erlaubt, die Zinsen zu senken. Der sich dadurch öffnende Spread hat die Attraktivität für Anlagen in Immobilien stark erhöht – ein Lichtblick und Grund für vorsichtigen Optimismus für 2025.
Auf der anderen Seite ist Vorsicht geboten, denn die beobachteten globalen Umwälzungen könnten gemäss unseren Einschätzungen auch für einen Inflationsschub sorgen. Die Dynamik erfordert deshalb weiterhin unsere Aufmerksamkeit: Langfristige Stabilität ist keineswegs garantiert, und die Unsicherheiten bleiben ein wesentlicher Faktor für strategische Entscheidungen. Es bleibt spannend, auch für den normalerweise etwas behäbig agierenden Schweizer Immobilienmarkt.
Machen Sie sich also den Trend zum Freund. Denken Sie langfristig, aber bleiben Sie flexibel. So sind Sie für jede Marktlage gewappnet
Zoltan Szelyes, Gründer und CEO von Macro Real Estate AG