5 Minuten mit Mathieu Saint-Cyr, CEO von Geneva Management Group (GMG)

12/07/2022

Olivier Toublan

Immoday

5 Min

Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Mathieu Saint-Cyrt, CEO von Geneva Management Group (GMG

 

'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.
 

Mathieu Saint-Cyr, bitte erzählen Sie uns etwas über sich selbst.

 

Ich bin CEO von Geneva Management Group (GMG), einem von der FINMA regulierten Vermögens- und Anlagefondsverwalter, zu welchem ich im Jahr 2018 gestossen bin.

 

Stellen Sie uns bitte kurz GMG vor.

 

Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet, beschäftigt heute rund 40 Mitarbeitende und verwaltet ein Vermögen von einer Milliarde Franken. Es bietet Anlagen in den wichtigsten Anlagekategorien an, insbesondere im Immobilienbereich, wo wir auf ungefähr 20 Jahre Erfahrung zurückblicken können. Wir sind im Segment der Wohn-, der Geschäfts-, der Hotel- und der Industrieimmobilien in der Schweiz und in ganz Europa tätig.

 

Bevor wir uns den Immobilien zuwenden, kommen wir auf den Anfang Ihrer beruflichen Karriere und auf Ihr Studium zu sprechen. Sie sind Mathematiker.

 

Ich habe in der Tat Mathematik studiert, zunächst an der Ecole Centrale Paris, wo ich 2008 einen Master in Finanzmathematik erworben habe, und dann an der Université de Paris 1, wo ich mein Studium mit einem Master in theoretischer Mathematik abgeschlossen habe. Nach diesem Diplom hatte ich die Wahl zwischen einer akademischen Laufbahn und dem Finanzbereich. Ich habe mich für Finanzen entschieden. Ich bin zu BNP Parisbas nach London gegangen, um dort als Spezialist für Derivate auf Edel- und Industriemetalle und Trader tätig zu sein. Dort bin ich bis 2015, also etwas mehr als sieben Jahre, geblieben. Dann habe ich als Edelmetalltrader zu MKS PAMP in Genf gewechselt, wo ich knapp drei Jahre geblieben bin, bevor ich CEO von GMG wurde.

 

Weshalb Mathematik?

 

Aus intellektueller Neugier. Mathematik ist bis zu einem gewissen Niveau Formeln und Theorien – ein bisschen so wie Kochrezepte –, doch hat man dieses Niveau einmal überschritten, ist sie wahnsinnig kreativ. Dann sind die neuen Fragen, die man sich stellt, ebenso wichtig wie die Antworten, die man liefert.

 

Ist dies in der Vermögensverwaltung nützlich?

 

Es erweitert den Horizont, man gewöhnt sich an, mit verschiedenen Themen und unterschiedlichen Denkweisen zu arbeiten, was bei der Ausarbeitung einer Anlagestrategie einen echten Mehrwert darstellen kann.

 

Sie haben vom Investment Banking zur Vermögensverwaltung gewechselt. War das nicht zu schwierig?

 

Dank meiner Tradingerfahrung konnte ich das Investment Banking, aber auch das Private Banking kennen lernen, da viele Privatkunden Interesse an Edelmetallen hatten. Zudem war mir meine Erfahrung im Investment Banking auch für meine jetzige Tätigkeit von grossem Nutzen. In diesem Bereich – der Schweizer Vermögensverwaltung – haben viele denselben Background. Will man Mehrwert generieren, ist unkonventionelles Denken angezeigt.

 

Was heisst das für GMG konkret?

 

Erstens messen wir der Regulierung grosse Bedeutung bei. Im Gegensatz zu vielen Schweizer Vermögensverwaltern haben wir beschlossen, nicht bis zum letzten Moment zu warten, sondern den Vorschriften zuvorzukommen, um den reibungslosen Betrieb, die Qualität und die Sicherheit für unsere Kunden sicherzustellen. Was uns auch gezwungen hat, unser Geschäftsmodell zu hinterfragen, sehr strikte Prozesse anzuwenden und letztlich effizienter zu sein.

 


Und was noch?

 

Wie eine Investmentbank so wollen auch wir über die modernsten Systeme u. a. bei der Auftragserteilung, beim Risikomanagement oder beim Eingehen von Positionen in den Portfolios verfügen. Dies ermöglicht uns, bei der Verwaltung und bei den Informationen, die wir unseren Kunden zum Stand ihres Portfolios kommunizieren, effizienter zu sein. Alle Investmentbanken verfügen über hochentwickelte IT-Systeme. Das wollten wir auch für unser auf private Vermögensverwaltung spezialisiertes Unternehmen. Wir legen den Schwerpunkt zudem auf neue Produkte wie Kryptowährungen oder die Tokenisierung.

 

Sie haben auch vom menschlichen Aspekt gesprochen.

 

Wenn man in der Genfer Vermögensverwaltung einsteigt, wird man sich schnell bewusst, dass die Teams etwas eintönig sind – viele weisse Männer in ihren Fünfzigern, die alle dieselbe Ausbildung absolviert haben. Die Teams im Investment Banking hingegen sind sehr vielfältig. Die Leute dort haben unterschiedliche Backgrounds, Nationalitäten und Ausbildungen. Das ist eine echte Bereicherung. Um diese Diversität bemühen wir uns auch bei GMG. So ist zum Beispiel der Frauen- und der Männeranteil in unseren Teams praktisch gleich gross. Nicht etwa, weil dies gerade modern ist, sondern weil es einen echten Mehrwert bringt.

 

Kommen wir wieder auf das Thema zurück, das unsere Leserschaft interessiert, die Immobilien. Was sind Ihre Aktivitäten in diesem Bereich?

 

Wir verwalten aktuell einen Luxemburger Immobilienfonds, der Vermögenswerte in Portugal hält, vorwiegend Entwicklungsobjekte. Der Fonds wurde 2021 mit einem Park von rund 100 Millionen Franken aufgelegt. Vor Kurzem haben wir unser neues Produkt, die GMG Swiss Real Estate SICAV, lanciert, die sich auf Wohnliegenschaften in der ganzen Schweiz konzentriert.

 

Wie gross ist der Fonds?

 

Die Zeichnungsfrist endet im 3. Quartal 2022. Wir hoffen, auf diesem Wege 150 Millionen Franken aufzunehmen, insbesondere bei Privatanlegern, Family Offices und Privatbanken. Wir versuchen aber auch, institutionelle Investoren zu überzeugen. Der Fonds ist derzeit nicht kotiert.

 

Kommen wir noch einmal auf Sie zu sprechen. Was sind Ihre wichtigsten beruflichen Charaktereigenschaften?

 

Ich bin sehr hartnäckig. Das ist in unserem Beruf unerlässlich. Wir sind in einer Branche tätig, in welcher der Wettbewerb sehr hart ist. Was auch immer Sie machen, die anderen machen dasselbe. Wenn Sie also nicht hartnäckig sind, können Sie in der Finanzbranche in der Schweiz nicht Fuss fassen.

 

Und was sind Ihre persönlichen Charaktereigenschaften?

 

Ich bin neugierig und wissbegierig. Immer etwas dazuzulernen ist für mich wichtig, denn nur so mache ich stetig Fortschritte und kann mich jeden Tag etwas verbessern. Meine Hobbys sind Sportarten, die mir einen Adrenalinschub verleihen, wie Klettern, Fallschirmspringen oder Wakeboard.

 

Zu guter Letzt die Frage, die wir immer am Ende des Interviews stellen: Was würden Sie ändern, wenn Sie einen Zauberstab hätten und die Zeit zurückdrehen könnten?

 

Ich hätte gerne früher grosse Namen kennengelernt, die in ihren jeweiligen Branchen Massstäbe setzen. Heute weiss ich, dass es oft genügt, sie zu fragen, und dass sie bereitwillig antworten. Als ich jünger war, wusste ich das nicht und habe mich nicht getraut, sie anzurufen.

 

Olivier Toublan, Immoday