Porträt
Manchmal lenkt der Zufall alles zum Guten. Nach seinem Fachabitur, das er in Aix-en-Provence absolviert hatte, wollte Olivier Ouzilou weiterstudieren. Freunde von ihm waren in die Schweiz gegangen, er folgte ihnen. Wären sie nach Kanada gegangen, gesteht er, wäre er ihnen wahrscheinlich auch dorthin gefolgt. Doch es wird Genf, wo er 1991 an der Ecole d'ingénieurs einen Abschluss als Elektroingenieur und 1995 einen Master in Energiewissenschaften an der EPFL macht.
Parallel dazu beginnt Olivier Ouzilou bald zu arbeiten, um sein Studium zu finanzieren. «Einer der grossen Vorteile der Schweiz ist, dass man seine Ausbildung absolvieren und gleichzeitig arbeiten kann», sagt er. Vier Jahre lang, von 1992 bis 1996, arbeitet er also als Energieingenieur im Ingenieurbüro Amstein+Walthert in Genf. 1996 stellt ihn die Stadt Genf als technischen Leiter des Amts für Energie ein. 2001 wird er Leiter des kantonalen Amts für Energie im Kanton Genf. Dort lernt er Laurent Isoard kennen, mit dem er 2008 Signa-Terre gründet, ein Unternehmen, das im Bereich der Dekarbonisierung von Gebäudebeständen tätig ist und seine Kunden beim effizienteren Management ihrer Gebäude und des Baubestands anleiten will.
Das Unternehmen, das heute rund 50 Mitarbeiter zählt und etwa 11'000 Gebäude zertifiziert, ist zu der Zeit seiner Gründung finanziell zu schwach, um Olivier Ouzilou ein Gehalt zu zahlen. Deshalb arbeitet er parallel zur Entwicklung seines Start-ups bei BG Ingénieurs Conseils in Lausanne als Partner und Leiter der Abteilung Gebäude-Energie-Raum. «Wir beschäftigten uns hauptsächlich mit räumlicher Energieplanung, ein Bereich, in dem wir mit der Konzeption effizienter Energienetze, die teilweise auf Aquathermie und Geothermie basierten, Vorreiter waren.»
2012 ist Signa-Terre gross genug, und Olivier Ouzilou verlässt GB. Er wird zum geschäftsführenden Direktor mit einer Rolle als Experte und technischer Referent für rechtliche und energiepolitische Fragen. Vor allem aber ist er für den geschäftlichen Teil und die Geschäftsentwicklung von Signa-Terre verantwortlich. Das oberste Ziel für die nächsten Jahre ist die Deutschschweiz, wo die Immobilienbranche im Vergleich zur Westschweiz in Bezug auf die energetische Nachhaltigkeit von Gebäuden spät dran ist. «In diesem Bereich können wir unsere Erfahrung einbringen.» Aktuell zertifiziert Signa-Terre rund 11'000 Gebäude, davon befinden sich derzeit nur 3'000 in der Deutschschweiz. Das Wachstumspotenzial ist also gross.
Und auf persönlicher Ebene? Olivier Ouzilou, der leidenschaftlich über seine 19-jährigen Zwillinge spricht, die am Beginn einer professionellen Tenniskarriere stehen, bezeichnet sich selbst als offen, neugierig, lernbegeistert und vor allem als optimistisch. Aber auch als kampflustig. «Ich glaube an die Bedeutung der Energiewende und kämpfe dafür, dass sie verwirklicht wird. Was in der Immobilienbranche, wo alles immer ziemlich schwerfällig, ziemlich komplex und ziemlich langsam ist, viel Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit erfordert.»