Porträt
«Das beeindruckendste Objekt, das ich je bewertet habe?» Stellt man Véronique Campiche, Expertin für Immobilienbewertungen bei der Immobilienverwaltung de Rham, diese Frage, erhält man folgende Antwort: «Ein Herrenhaus im Kanton Waadt für 60 Millionen Franken. Ein wirklich aussergewöhnliches Objekt, an das man normalerweise nicht herankommt.» Mehr wird sie dazu nicht sagen – Berufsgeheimnis verpflichtet.
Nach einer Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten, die sie einige Jahre später um einen eidgenössischen Fachausweis als Immobilienbewerterin an der USPI ergänzte, begann Véronique Campiche 1997 ihre berufliche Laufbahn beim Betreibungsamt Lausanne-Est. «Eine sehr gute Ausbildung, auch wenn man manchmal mit schwierigen Fällen konfrontiert wurde, vor allem für ein Mädchen unter 20 Jahren!»
Diese Art von Ausbildung ist sehr begehrt, vor allem bei Banken. Deshalb wechselte Véronique Campiche drei Jahre später zur UBS, wo sie hauptsächlich für die Betreibung von Hypothekarkrediten zuständig war, bevor sie 2003 bei einer lokalen Immobilienagentur als Leiterin der Rechtsabteilung anfing. «Ich war sehr jung, noch keine 25 Jahre alt, und es war eine verantwortungsvolle Stelle, für die ich das erforderliche Profil und alle fachlichen Kompetenzen mitbrachte. Also habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt.»
Bei der Immobilienagentur, wo sie sich um die Vertretung der Eigentümer vor den verschiedenen zuständigen Justizbehörden kümmerte, begann sie, sich ernsthafter für Immobilien zu interessieren. Die Begeisterung für diese Branche kam schnell. Doch die Arbeit war nicht immer leicht, vor allem wegen der Mahnungen, Mietvertragskündigungen und Räumungsverfahren. «Nach einigen Jahren wollte ich zwar in der Immobilienbranche bleiben, aber andere Bereiche erkunden, die psychisch weniger belastend sind.»
Den neuen Horizont fand sie bei der Migros Bank, wo sie 2008 als Spezialistin für Immobilienfinanzierungen angestellt wurde. «Dort begann meine Laufbahn als Expertin für Immobilienbewertungen erst richtig, und bis heute bin ich in diesem Bereich tätig.» Knapp vier Jahre später wechselte Véronique Campiche zu IConsulting, einem Büro für Immobilienbewertungen.
«Das hat meinen Horizont erweitert. Die Expertisen waren viel breiter gefächert, darunter gab es einige wirklich untypische Objekte, deren Bewertung immer am spannendsten ist. Man muss wissen, dass man in einer Bank hauptsächlich Gutachten für Immobilien erstellt, die die Bank anschliessend finanzieren möchte, und zwar nach ihren eigenen Richtlinien. Das führt dazu, dass man auf Dauer in seinen Berechnungsverfahren eingeschränkt ist.»
Als sie nach vier Jahren bei IConsulting kein Entwicklungspotenzial mehr sah, erklärte sie sich 2016 bereit, aus dem Nichts eine Abteilung für Immobilienbewertung bei der Immobilienverwaltung de Rham aufzubauen. «Diese Dienstleistung bieten wir allen Arten von Eigentümern an, die den Wert ihrer Immobilien im Rahmen eines Verkaufs, eines Kaufs, einer Investitionsstrategie, einer Erbschaft, einer Renovation, einer Entwicklung, eines Rechtsstreits usw. wissen wollen.»
Pro Jahr erstellt Véronique Campiche, die seit 2017 auch als Expertin für die Schweizerische Schätzungsexperten-Kammer (CEI) tätig und seit 2021 Mitglied der Schweizerischen Fachprüfungskommission der Immobilienwirtschaft (SFPKIW) ist, zwischen 70 und 100 Gutachten. «In den 15 Jahren, in denen ich in diesem Beruf arbeite, habe ich Hunderte von Gutachten erstellt, und keines ist wie das andere. In dieser Branche geht es nicht nur um Zahlen, sondern auch um eine soziale Dimension. Man bewegt sich ständig in verschiedenen Umfeldern und Horizonten. Der Beruf bringt viel Verwaltung mit sich, aber auch Arbeit vor Ort, da wir alle Objekte, die wir bewerten, besichtigen.» Eine spannende Karriere.