Porträt
«Mein Vater, ein Architekt, hat mir geraten, niemals seinen Weg einzuschlagen. Und doch bin ich heute Unternehmer in der Immobilienbranche! Ich habe ihn immer gerne auf Baustellen begleitet und habe dieses Umfeld sehr gemocht, das hat mich wahrscheinlich beeinflusst.»
Nachdem der heute 28-jährige Oscar Delabranche seine gesamte Jugend in Rouen, Frankreich, verbracht und dort sein Baccalauréat gemacht hatte, entschied er sich für ein Studium im Ausland. So studierte er ein Jahr lang Physik an der EPFL, bevor er 2017, fasziniert vom Finanzwesen, an die HEC wechselte.
Finanzen und Unternehmertum – schon bald hatte er mehrere Start-up-Ideen, von denen die meisten jedoch nie über das Projektstadium hinauskamen. Doch die Ambitionen waren da, auch wenn er sich damals noch vorstellen konnte, nach seinem Master bei einer Zentralbank zu arbeiten, bei der SNB oder der EZB.
Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete Oscar Delabranche ab 2016 nebenbei als Wohnungsbesichtiger für Homequest, ein in der Genferseeregion tätiges Relocation-Unternehmen. Zusammen mit seinem Studienkollegen Ali Baghdadi, den er an der Universität kennengelernt hatte, kümmerte er sich bald auch um das Backoffice und lernte so, wie das Unternehmen funktioniert.
Anfang 2020, als Covid−19 ausbrach und der Eigentümer von Homequest beschloss, das Relocation-Geschäft aufzugeben, ergriffen die beiden Freunde die Gelegenheit beim Schopf und kauften diesen Teil des Unternehmens, überzeugt von dessen Potenzial. Sie investierten ihre gesamten Ersparnisse, ein paar tausend Franken, und starteten im Sommer 2020.
«Man hört immer wieder, dass man nicht mit seinen Freunden zusammenarbeiten soll, weil das schnell zu Problemen führt. Das sehe ich ganz anders: Ich finde es viel angenehmer, mit Leuten zusammenzuarbeiten, denen ich vertraue und die mich in die Schranken weisen können, wenn es nötig ist. Ausserdem ist man zu dritt schliesslich immer schlauer als allein», versichert Oscar Delabranche.
Das auf den Namen Hauspass getaufte Unternehmen warf schon bald Gewinne ab. Schnell wurde den beiden auch klar, dass die Masse an Daten, die sie über Zehntausende von Wohnungen in ganz Lausanne besitzen, besser genutzt oder gar verwertet werden könnte.
Im Februar 2022 gründeten die Freunde zusammen mit einem dritten Mitstreiter, Félix Arbez-Gindre, Quanthome, einen Anbieter von Immobiliendaten. Diese Daten werden auf einer Plattform angeboten, die es ermöglicht, nicht nur für alle Gebäude, sondern auch für Immobilienanlagevehikel Analysen und Vergleiche durchzuführen. Die Plattform richtet sich an alle Akteure des Sektors, von den Hausverwaltungen bis hin zu den professionellen Anlegern.
«Paradoxerweise hat uns Covid sehr geholfen, weil wir nicht mehr in den Hörsälen anwesend sein mussten. Wir konnten die ganze Woche arbeiten und uns am Wochenende die Vorlesungen anhören, die alle aufgezeichnet wurden. Das war zwar nicht einfach, aber machbar. Zumal unsere Professoren schnell mitbekamen, dass wir nebenbei unternehmerisch tätig waren, was sie mit Wohlwollen aufnahmen.»
Für die Zukunft hat Oscar Delabranche grosse Ambitionen mit Quanthome: Die Aktivitäten des Start-ups sollen über die Schweiz hinaus auf ganz Europa ausgeweitet werden, bei Erfolg vielleicht sogar auf die ganze Welt.