Porträt
«Immobilien – das ist nicht nur eine Frage von Zahlen. Es ist in erster Linie eine Geschichte, die man aufbaut und selbst erlebt.» Raphaël Bourquin verkörpert eine besondere Art der Immobilienanalyse: tiefgründig, strukturiert… und menschlich.
Er ist Absolvent der HEC Lausanne, wo er als Jahrgangsbester mit Spezialisierung auf Immobilien abschloss, und ergänzte seinen akademischen Werdegang mit einem Master in Immobilienbewertung an der EPFL – eine Entscheidung, die perfekt zu seinem Wunsch passt, wie er selbst sagt, zu den «Fundamenten» zurückzukehren.
Diese Leidenschaft für das Konkrete pflegt er schon seit Langem. Bereits in jungen Jahren begleitete er seinen Grossvater bei Investitionsprojekten. «Er machte diesen Beruf auf seine eigene Weise. Es war gesunder Menschenverstand, greifbar, praxisnah.» Ein prägender Einfluss, der ihn dazu brachte, nacheinander die Welten der Finanz (Gerifonds, Gottex), der Architektur (T/Rex Studio – ein Architekturbüro, das er gemeinsam mit drei Architekten, darunter seine Ehefrau Perrine, gründete) und der Vermögensverwaltung (Upsiders) zu erkunden, bevor er zur SPG in Genf wechselte. Dort vertiefte er seine Expertise in der Bewertung und Begleitung privater und institutioneller Investoren.
Parallel dazu war CIFI bereits Teil seines beruflichen Umfelds: «Sie lieferten mir schon damals die Daten, die ich brauchte. Strukturiert, solide – ganz anders als Schätzungen aus dem Bauch heraus.» Als sich die Gelegenheit bot, dem Team beizutreten, zögerte er keine Sekunde. «Roxane Montagner suchte eine verantwortliche Person für die Bewertungen. Ich war sofort begeistert von der Idee, mit ihr und natürlich auch mit Philippe Sormani zusammenzuarbeiten.»
Seine heutige Funktion ist dezidiert transversal. Er leitet die Bewertungen, die den Anforderungen der FINMA unterliegen, koordiniert ein Team von Gutachtern, berät Kunden in Immobilienstrategien und trägt zur Entwicklung des Swiss Property Benchmark® bei. «Unsere Aufgabe ist es, den Kunden Klarheit zu verschaffen. Der Wert ist das, was man besitzt. Der Preis ist das, was man bezahlt. Und wenn beides nicht übereinstimmt, muss man den Mut haben zu sagen, dass es ein schlechtes Geschäft ist. Das ist übrigens der beste Rat, den ich geben kann.»
Sein Führungsstil basiert auf Vertrauen und Weitergabe. Er achtet darauf, dass seine Mitarbeitenden «hellwach und zuversichtlich bleiben. Das Rezept, um geerdet zu bleiben? Den Computer zuklappen und raus aufs Feld, mit den Gummistiefeln. Denn dort entsteht die eigentliche Bewertung – so wie zu Zeiten meines Grossvaters!»
Parallel dazu investiert er weiterhin persönlich – «in kleinere Projekte, denn es bleibt ein Abenteuer und ein Spiel. Ich rate meinen Kolleginnen und Kollegen oft, das Gleiche zu tun. Man lernt enorm viel, wenn man emotional selbst in ein Immobilienprojekt involviert ist.»
Abseits des Büros pflegt Raphaël die Kunst der Langsamkeit. Er reist gerne mit seiner Familie in seinem Volkswagen California T6, ohne festes Ziel, so wie auf seiner langen Asienreise mit seiner Frau während der Krise 2008. Indien, Nepal, Myanmar, Laos, Thailand…
«Das Wesentliche: gute Schuhe, ein paar Scheine in der Tasche und ein voller Magen. Der Rest ergibt sich von selbst.» Früher war er passionierter Snowboarder und Aggressive Skater, heute widmet er sich dem Yoga, das er täglich praktiziert.
Ob in der Immobilienwelt oder auf der Yogamatte – Gleichgewicht und Einfachheit sind wohl die natürlichsten… und zugleich wesentlichsten Haltungen dieses Berufs.
