
Die fossile Liegenschaft stirbt – leise, aber spürbar
Was früher als charmantes Altbau-Flair galt, wird heute als Risiko taxiert. Energetisch unsanierte Immobilien erleben einen dramatischen Realitätsschock – zumindest im Ausland: Preisabschläge von bis zu 30 Prozent in Frankreich für Gebäude der Energieeffizienzklassen F und G sind nicht mehr die Ausnahme, sondern das neue Normal. Und während der französische Markt beginnt, zwischen Zukunft und Sanierungsstau zu unterscheiden, klammert sich die Schweiz noch an ihre scheinbar makellose Nachfrage. Aber wie lange noch?
Der Schweizer Immobilienmarkt: Ein gallisches Dorf – mit Ölheizung
Hierzulande scheint der Preis noch immun gegen schlechte Energiewerte. Doch diese Immunität basiert auf einem Mythos: Mangel statt Markt. Solange das Angebot knapp ist, spielt der energetische Zustand keine Geige. Aber: Die Gesetzgebung schläft nicht, und mit jeder verschärften Sanierungspflicht werden die versteckten Kosten sichtbarer. Auch institutionelle Anleger, die noch heute glauben, ESG sei eine PR-Übung, könnten bald schmerzhaft lernen, dass Ratings wie der PRESS Score der HEC Lausanne mehr sind als akademische Rankings. Sie sind der neue Lackmustest für Werterhalt.
Wenn Ratings zu Rendite werden
Die PRESS Scores 2025 zeigen: ESG ist kein Nice-to-have mehr, sondern ein Muss. Nur 15 von 128 analysierten Vehikeln schaffen die Bestnote AA. Und was auffällt: Grosse, kotierte Fonds schneiden besser ab – sie sind transparenter, agiler, effizienter. Eine gute ESG-Note ist dabei kein Schönheitsideal, sondern Fundament eines neuen Verständnisses von Werthaltigkeit. Ein Anlagevehikel mit 16,14 kg CO₂ pro Quadratmeter mag zwar noch nicht klimaneutral sein – aber es zeigt, dass sich etwas bewegt.
Was heisst das für uns in der Schweiz in den nächsten 12 Monaten?
Es wird ungemütlich für diejenigen, die weiter auf fossile Heizungen, schlecht isolierte Wände und intransparente Fondsstrukturen setzen. Anlegerinnen und Anleger, die heute in indirekte Immobilienanlagen investieren, können mit den PRESS Scores nun fundierte ESG-Risiken erkennen – und meiden. Sanierungsstaus, gesetzliche Risiken und schlechte Governance werden zum Ausschlusskriterium. Die indirekte Anlage wird so zur Absicherung gegen zukünftige Preisabschläge im direkten Markt.
Fazit mit einem Augenzwinkern:
Wer noch heute eine charmante, aber energetisch rückständige Liegenschaft für eine sichere Altersvorsorge hält, duscht vermutlich auch noch warm – mit Öl. Die Zukunft? Sie ist nachhaltig, gut isoliert und ESG-geprüft. Und vor allem: Sie ist indirekt investierbar.
Anita Horner, Präsidentin, Immoday.ch