'COVID 19'-Interview - Alain Grandjean, Präsident der UGIE und Vizepräsident der Fondation de Prévoyance de la Métallurgie du Bâtiment in Genf

20/10/2020

Immoday

Redaktion

4 min

Hallo Herr Grandjean! Wie geht es Ihnen? Wo sind Sie gerade? Und wo waren Sie während des Lockdowns?


Aktuell befinde ich mich im Pont-Rouge-Gebäude, wo ich in der Berufsbildung tätig bin. Hier, wo die überbetrieblichen Kurse für Elektriker in Genf stattfinden, war ich auch während des Lockdowns, auch wenn keine Auszubildenden anwesend waren. Derzeit finden den ganzen Sommer über Kurse statt, um den Rückstand aufzuholen.

 

Wie würden Sie sich selbst mit wenigen Worten beschreiben? Wer sind Sie im Büro? Und wer im Privatleben?


Ich heisse Alain Grandjean, bin 61 Jahre alt und ausgebildeter Elektriker. Ich leite ein familiengeführtes Elektrounternehmen in Genf. Als Vorsitzender des Genfer Verbandes für Elektroinstallateure (UGIE) bilde ich, inzwischen im Herbst meines Berufslebens angekommen, zukünftige Elektriker in Kursen der CIEG aus.
 

Neben meinem Vorsitz im UGIE bin ich Vizepräsident der berufsständischen Vorsorgestiftung Fondation de Prévoyance de la Métallurgie du Bâtiment (FPMB) in Genf, der rund 6'000 Personen aus etwa 600 Unternehmen angehören.

 

Wo sind Ihre Berührungspunkte zu indirekten Immobilienanlagen? Welche Art von Produkt verwenden Sie bei Immobilieninvestitionen und welchen Anteil macht dieses in Ihrem Portfolio aus?


Immobilien… bilden das Kernstück meiner Arbeit, und zwar auf alkarsten-winegeart-iF0z4ohR2W4-unsplash.jpglen Ebenen. Auf Stiftungsebene verwalte ich alle Investitionen, die in Zusammenhang mit Immobilien stehen, das heisst ein Kapital von etwa 400 Millionen, das fast ausschliesslich in Mietobjekten in Genf angelegt ist. Wir besitzen auch zwei Pflegeeinrichtungen und ein Gebäude mit Seniorenbetreuung.
 

Zu Ihrem Portfolio zählen also nur direkte Immobilienanlagen? Oder investieren Sie auch in indirekte Immobilienanlagen, Fonds, Investmentgesellschaften oder Stiftungen?


Derzeit legen wir nur in direkten Immobilien in Genf an. Es ist ganz normal, den Bau zu unterstützen, wenn man bedenkt, dass wir die Baufachleute in Genf vertreten.
 

Wie haben Sie sich in der Coronakrise organisiert?


Auf Stiftungsebene gab es damit nicht das geringste Problem, weil es sich im Wesentlichen um eine administrative Tätigkeit handelt. Wir haben gut sechzig Videokonferenzen abgehalten – mit allen Softwareprogrammen, die es auf diesem Gebiet gibt! Und es gab so gut wie keine Auswirkungen auf die Verwaltung der Kasse. Keine Coronasorgen…
 

Welche Folgen wird die Krise Ihrer Meinung nach für den Immobiliensektor und für indirekte Immobilienanlagen im Allgemeinen haben? Sofern Sie eine Meinung zu Letzteren haben, denn Sie investieren ja nur in Stein.


Die einzige konkrete Auswirkung, die wir in Bezug auf unsere rund 300 Wohnungen erlebt haben, war die Absage einiger Umzüge. Die Rentabilität ist nahezu unverändert geblieben, wenn man einmal von einigen Schiedsvereinbarungen mit den kleinen Geschäften im Erdgeschoss absieht. Für sie war es wichtig, die Mieten auszusetzen, um nicht unterzugehen. In Genf gab es Vereinbarungen mit den Behörden, die 50 % der Verdienstausfälle ersetzt haben.

 

Und was ist mit indirekten Immobilienanlagen? Könnten Sie sich vorstellen, diese Anlageklasse in Ihr Portfolio aufzunehmen?


Darüber denken wir im Moment vor allem deshalb nach, weil wir gern den Immobilienanteil erhöhen möchten. Dieser beträgt aktuell 35 % unseres Portfolios, und ich habe die Genehmigung, bis auf 50 % hochzugehen. Unsere Immobilienstrategie sieht momentan eine Erhöhung auf 40 % vor, allerdings gibt es derzeit kaum attraktive Objekte in Genf. Indirekte Immobilienanlagen sind deshalb eine Option, über die wir nachdenken sollten, wenn wir eine gute Rendite erzielen, alle mit einem Erwerb verbundenen Handänderungskosten vermeiden, mehr Liquidität erreichen und vielleicht unser Portfolio diversifizieren möchten. Doch noch wurde nichts entschieden. Ich muss auch gestehen, dass wir uns erst noch näher mit indirekten Immobilienanlagen befassen müssen. Deshalb habe ich einen Immobilienberater hinzugezogen, der unsere Entscheidungen legitimieren wird.

 

Für Sie sind Immobilien also nach wie vor ein sicherer Hafen?


Ja, ein sicherer Hafen, vor allem in Krisenzeiten! Den Beweis dafür hat der jüngste Kurssturz bei Wertpapieren geliefert, auch wenn sich die Märkte bereits wieder erholt haben. Doch dass die Stiftung heute eine Deckung von 117 % aufweist, haben wir unseren direkten Immobilienanlagen zu verdanken.

 

Wie bewerten Sie die Lage der direkten und indirekten Immobilienanlagen auf kurz- und mittelfristige Sicht?


Wie ich bereits sagte, investieren wir ausschliesslich in Genf, und der Immobilienmarkt hier ist etwas speziell … Vor allem, was unseren Bestanhenry-co-O97SvRlXKnA-unsplash.jpgd betrifft, der nur Mietobjekte und zwei Pflegeeinrichtungen umfasst. Bei Letzteren ist der Bedarf leider immer höher als das Angebot. Auch bei den Mietobjekten steht kaum etwas zur Verfügung. Und obwohl sich die Lage in Genf etwas entspannt hat, ist die Leerstandsquote von 0,01 % auf 0,015 % gesunken ... Es gibt für alle Objekte Wartelisten, vor allem da wir eine nicht aggressive Politik fahren und absolut faire Mieten bieten.
 

In Bezug auf Investitionen glaube ich kaum, dass wir bis zum Jahresende viel unternehmen. Wir werden hauptsächlich Kontakte knüpfen und beobachten, denn wir haben ja durchaus Beträge, die wir anlegen könnten. Bei zwei unserer Immobilien gibt es Ausbauprojekte. Sie wissen ja, dass es in Genf üblich ist, zwei Etagen auf ein Gebäude aufzustocken. So lässt sich investieren, ohne dass der Markt Objekte zu bieten hat. Die Erhöhung unseres gesamten Immobilienanteils ist eine Möglichkeit in der nahen Zukunft.

 

Bietet der Sektor besondere Risiken? Oder Chancen?


Aktuell nur wenige, was direkte Immobilienanlagen betrifft.

 

Und persönlich? Wird diese Krise auch in Ihrem Leben etwas verändern?


Aber natürlich! Neben dem Kauf von Masken und Desinfektionsmitteln müssen wir die neuen Beschränkungen, die in Elektrounternehmen umzusetzen sind, mit ihren negativen Auswirkungen auf die Rentabilität genau verfolgen. Da ändert sich schon einiges ... Und auch ich persönlich sollte aufpassen, denn ich zähle bald zur Risikogruppe ...