Porträt
«Wenn man Ali sieht, versteht man, warum der Handel in der Levante erfunden wurde. Alle Mitglieder seiner Familie sind Unternehmer, und er hat einen Geschäftssinn und eine soziale Kompetenz, die man in Europa so nicht findet.» So beschreibt Oscar Delabranche, Co-CEO von Quanthome, seinen Freund und Kollegen Ali Baghdadi, ebenfalls Co-CEO von Quanthome. «Es stimmt, dass mir diese Mischung aus schweizerischer und libanesischer Kultur geholfen hat», bestätigt Baghdadi. «Zwei Kulturen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten: die eine sehr organisiert, die andere viel informeller und beziehungsorientierter.»
Doch der Reihe nach. Der heute 26-jährige Ali Baghdadi wurde als Sohn libanesisch-schweizerischer Eltern in Thun geboren. Mit sechs Jahren zog er in den Libanon, wo er seine ganze Kindheit verbrachte und an einem französischen Gymnasium das Baccalauréat erlangte. Doch der Wunsch, in die Schweiz zurückzukehren, liess ihn nicht los und so fand er, der sich leidenschaftlich für die Finanzwelt interessiert, 2017 seinen Weg an die HEC Lausanne. Dort lernte er Oscar Delabranche bei einem Apéro für Erstsemestrige kennen. Von diesem Moment an waren ihre Schicksale miteinander verbunden.
Seine berufliche Laufbahn begann Baghdadi 2018 bei Homequest, einer Relocation-Firma in der Genferseeregion, wo er zunächst als Wohnungsbesichtiger und später im Backoffice tätig war, was ihm einen Einblick in die Welt der Immobilien verschaffte. Im Jahr 2020 übernahm er dann die Relocation-Aktivitäten, die Homequest aufgegeben hatte. «Es war nicht geplant, dass ich schon so früh auf eigenen Beinen stehen würde – ich wollte erst ein paar Jahre in einer Investmentbank oder im Private-Equity-Bereich arbeiten –, aber mein familiäres Umfeld ist voller Unternehmer, und als ich sie um Rat fragte, rieten sie mir, diesen Schritt zu wagen. Ausserdem war ich 21 Jahre alt und fand das alles ziemlich aufregend. Ich hatte nichts zu verlieren, im Gegenteil, es war eine gute Gelegenheit, viel Erfahrung zu sammeln, selbst wenn das Projekt scheitern sollte.»
Jedenfalls war er überzeugt, dass er das Geschäft wieder zum Laufen bringen konnte, und das gelang ihm auch sehr schnell. «Das neue Unternehmen, das den Namen Hauspass erhielt, war schon nach wenigen Monaten profitabel.» Das ist umso bemerkenswerter, als Ali Baghdadi parallel dazu sein Studium an der HEC fortsetzte. Wegen Covid waren die Hörsäle geschlossen und alle Vorlesungen wurden aufgezeichnet. So konnte er unter der Woche arbeiten und am Wochenende lernen. Tatsächlich schloss er sein Masterstudium 2022 ohne Probleme ab.
Kurz zuvor hatten die beiden Freunde zusammen mit einem dritten Mitstreiter, Félix Arbez-Gindre, ein zweites Unternehmen gegründet: Quanthome. «Wir hatten bei Hauspass die Daten von Zehntausenden Wohnungen in der Region Lausanne, eine riesige Datenmenge, die kaum genutzt wurde. Wir dachten, wir könnten daraus etwas machen.» Am Anfang war es nicht immer einfach. Oft dauerte der Arbeitstag von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends und das an sechs Tagen in der Woche, aber schliesslich stellte sich der Erfolg ein. Heute beschäftigt Quanthome rund 15 Mitarbeitende und macht sich allmählich als Anbieter von Immobiliendaten einen Namen. Diese Daten werden auf einer Plattform angeboten, die es allen Akteuren der Branche ermöglicht, Analysen und Vergleiche durchzuführen und Entscheidungen zu treffen. «Wir waren wirklich sehr jung, als wir anfingen, und wir wurden von den potenziellen Kunden, die wir kontaktierten, von den Partnern und Investoren gut aufgenommen.»