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Regulierung
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Am 6. Oktober 2021 veranstaltete COPTIS einen Round Table, moderiert von Marco Chinni, CEO Primecoach AG und Leiter der COPTIS Arbeitsgruppe ESG. In einer spannenden Runde wurden die Herausforderungen für die Branche hinsichtlich ESG im Spannungsfeld zwischen Regulierung, Kosten und Markterwartung erörtert.
In seinen einleitenden Worten hielt COPTIS-Präsident Manuel Leuthold fest, dass ESG grundsätzlich etwas Positives sei, die Umsetzung der Kriterien aber Sorgen bereite. Man bewege sich zwischen Erwartetem und Kommuniziertem und dem, was effektiv umgesetzt werde. Er hielt fest, dass ESG hierzulande noch wenig reguliert sei, entsprechende Vorgaben aber nur eine Frage der Zeit seien. Dazu kämen die Kosten der ESG-Umsetzung unter Berücksichtigung der Anliegen der Stakeholder. Leuthold verbarg nicht eine gewisse Frustration in Anbetracht der Erwartungen, ESG in diesem Spannungsfeld perfekt umzusetzen.
Marco Chinni präsentierte anschliessend als Leiter der COPTIS Arbeitsgruppe ESG deren bisherige Tätigkeiten und Pläne. Er verwies auf die hohe Priorität, die das Thema ESG bei COPTIS geniesst und erörterte die entsprechende Strategie und Politik des Verbandes. Wie diese im Alltag aussehen soll, beschreibt der Praxisleitfaden, der vom ESG Team von COPTIS erarbeitet wurde. Ausserdem wurde ein Monitoring eingerichtet, welches aktuelle Beobachtungen bezüglich ESG in den Märkten sowie hinsichtlich der Regulierung in der EU und in der Schweiz beinhaltet.
Abschliessend orientierte Chinni über ein geplantes Ausbildungsprogramm und leitete über zur Round Table-Diskussion mit Andreea Stefanescu (CEO Solufonds SA und Geschäftsführerin COPTIS), Sasha Cisar (Sustainability Manager & Senior Sustainability Analyst Real Estate, Bank J. Safra Sarasin), Markus Schmid (Dipl. Wirtschaftsprüfer/ Dipl. Finanzanalytiker, Aufsichtsexperte bei der FINMA) und Dr. Daniel Wild (Global Head of ESG Strategy, Credit Suisse AG).
Marco Chinni wies einleitend darauf hin, dass ESG ein Thema sei, welches alle betreffe, im Privaten wie auch im beruflichen Alltag. Es handle sich um eine spannende, «greifbare» Thematik für die Finanzindustrie.
ESG als Top-Thema
Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass man heute nicht mehr erklären müsse, warum ESG wichtig sei. Daniel Wild schränkte ein, dass dies die Aufgabe nicht leichter gemacht habe, da es viele verschiedene Ansätze und Präferenzen der Kunden gebe. So seien institutionelle Kunden viel stärker an ihre Rahmenbedingungen gebunden als beispielsweise Privatbanken und es bestünden auch regionale Unterschiede. Es lohne sich also, Kunden ESG ihren Präferenzen entsprechend und transparent näherzubringen und so die Kundenbindung zu stärken. Gerade jüngere vermögende Kunden wollten einen positiven Beitrag an die Gesellschaft leisten, verbunden jedoch mit dem Erhalt des Kapitals.
Andreea Stefanescu erklärte, als Fondsleitung habe man die Endinvestoren in den Produkten und diese stellten klare Anforderungen hinsichtlich Transparenz. Auf der anderen Seite habe man die direkten Kunden wie Vermögensverwalter und Banken, die auf der Solufonds-Plattform ihre Fonds aufgesetzt hätten. Dort sei die Entwicklung sehr schnell gegangen, heute sei ESG das Top-Thema.
Sasha Cisar bestätigte die Voten seiner Vorredner. Die institutionellen Anleger wollten zum Teil sehr genau wissen, wie das Reporting aussehe, was genau im Portfolio drin und was der eigene Beitrag sei. Auch bei den Privatkunden wachse das Interesse, vor allem auch jüngere und weibliche Kunden wollten ihren Beitrag leisten, die Probleme zu lösen. Sie achteten dabei nicht nur auf die aufgelegten und vertriebenen Produkte, sondern auch auf die Bank und deren Auftreten, ihre Nachhaltigkeitsstrategie oder ihre Geschäftskultur.