Hat die SICAV als Rechtsform für Schweizer Anlagefonds eine Berechtigung?

Hat die SICAV als Rechtsform für Schweizer Anlagefonds eine Berechtigung?

Regulierung 4 min Thomas Zimmermann

Die Schweizer Rechtsprechung sah bis vor 14 Jahren analog der FCP in der europäischen Fondslandschaft nur die vertragliche Form der Strukturierung für Anlagefonds mit Schweizer Domizil vor. Um den eigenen Fondsplatz zu stärken und mit den europäischen und insbesondere dem luxemburgischen Fondsplatz gleichziehen zu können, wurde das KAG 2007 dahingehend erweitert, dass auch SICAV Strukturen ermöglicht und zugänglich gemacht wurden. Während allerdings im luxemburgischen Raum die SICAV Strukturen ebenbürtig mit den vertraglichen Fondsstrukturen etabliert sind, fristet diese Rechtsform in der Schweiz nach wie vor ein Schattendasein. Ähnlich wie mit anderen Neuerungen scheinen auch hier die Marktteilnehmer Zeit und Erfahrungswerte zu brauchen, bis sich diese zusätzliche Möglichkeit der Fondsstrukturierung durchsetzt und vermehrt zur Anwendung gebracht wird. Seit der rechtlichen Umstellung des KAG wurden denn auch lange insgesamt kaum SICAV Strukturen errichtet und bei gewissen Klassen wie beispielsweise den traditionellen Wertschriftenfonds überhaupt nur in Ausnahmefällen verwendet.

Der Fokus bei Neulancierungen bleibt nach wie vor auf den vertraglichen Fonds. So ist denn auch bei insgesamt rund 1800 bewilligten Fonds mit Domizil in der Schweiz, die Anzahl SICAVs, bei etwas mehr als 5 Produkten, immer noch verschwindend gering. Was eigentlich überrascht, weil es gute Gründe dafür gibt, die in spezifischen Fällen für die Errichtung einer SICAV anstelle eines vertraglichen Fonds sprechen.

Immerhin scheint sich in der jüngeren Vergangenheit das Blatt etwas zu wenden und die SICAV sich vornehmlich bei illiquideren und exotischeren Anlagestrategien etablieren zu können. Insbesondere auch bei den direkt investierenden Immobilienfonds tritt diese Rechtsform verstärkt auf und seit der ersten Gründung einer Immobilien SICAV im 2010 kann sich die Rechtsstruktur in der Schweiz auch in dieser Asset Klasse vermehrt durchsetzen. Während aber auch die meisten Immobilienfonds, nach wie vor in vertraglicher Rechtsform aufgesetzt werden, gemäss aktueller FINMA Bewilligungsliste existieren 62 FCP Strukturen gegenüber 11 SICAVs, zeichnet sich gerade im Bereich der Private Label Fonds eine Trendänderung ab und werden die Gründungen von SICAV Strukturen beliebter.

Bei den Private Label Fonds handelt sich um Anlagefonds, wobei der Promoter die operativen und rechtlichen Grundlagen zum Betrieb des Anlagefonds delegiert und mit Ausnahme des Vertriebs und Investment Managements, alle anderen Dienstleistungen bezüglich des Unterhalts des Fonds an einen externen Spezialisten auslagert. Da der Betrieb einer eigenen Fondsplattform und damit einhergehend einer Fondsleitung sehr kostspielig ist, einen grossen Ressourcenaufwand bedeutet und sehr viel rechtliches und operatives Knowhow voraussetzt, ist ein durchdachter

Make-or-Buy-Entscheid und eine daraus resultierende Delegation sehr sinnvoll. Während die Wahl der Struktur auf der Investorenseite kaum relevant ist, spielt sie für den Promoter des Fonds hingegen eine massgebende Rolle. Die Trennung von Fondsinitiator und rechtlicher Eigentümerschaft macht es insbesondere bei den direkt investierenden Immobilienfonds notwendig, sich fundierte Gedanken zur Rechtsstruktur zu machen.

Die Vorteile einer Immobilien SICAV im Private Label Fund Geschäft können dabei wie folgt zusammengefasst werden: 

· Kontrolle: Bei einer SICAV, welche über eine eigene juristische Rechtspersönlichkeit verfügt und damit die formelle Eigentümerschaft übernimmt, geht auch die Kontrolle über die Liegenschaften an die SICAV über, während dem bei den vertraglichen Fonds die Kontrolle bei der Fondsleitung verbleibt und letztere auch der formelle Inhaber der Anlagen ist.

· Unabhängigkeit und Flexibilität: Die SICAV ist unabhängig von der Fondsleitung und letztere verbleibt trotz ihrer zentralen Funktion ein reiner Dienstleister. Sie gibt dem Sponsor und eigentlichem Auftragsgeber des Fonds mehr Mitspracherecht über seine Produktidee sowie die entsprechende Dienstleistungsstruktur, da sie es dem Promoter über den Verwaltungsrat der SICAV und die Unternehmensaktien ermöglicht, sämtliche Dienstleister inklusive der Fondsleitung einfacher mitzubestimmen und auszutauschen. Letzteres ist bei einer vertragsrechtlichen Fondsstruktur nicht ohne Zustimmung der Fondsleitung möglich. 

· Steuern: Bei einer vertraglichen Lösung bedeutet jeder Fondsleitungswechsel ein Wechsel des formellen Besitzers und zieht somit unmittelbar steuerliche Konsequenzen auf den zugrundeliegenden Immobilien nach sich, was auch aufgrund einer ökonomischen und performance-orientierten Sichtweise einen Fondsleitungswechsel oftmals faktisch verhindert. Ein solcher Austausch kann demgegenüber bei einer SICAV, ohne jegliche steuerlichen Folgen vollzogen werden. Die SICAV selber Eigentümer der Liegenschaften sucht sich einfach einen neuen Dienstleister und eine neue Fondleitung aus, welche vom Verwaltungsrat initiiert, im Rahmen eines standardisierten FINMA Bewilligungsverfahrens ausgetauscht werden kann.

Da zudem die Liegenschaften wie vorgängig beschrieben der SICAV zugeordnet werden, unterliegen sie auch in diesem Fall den tieferen Unternehmenssteuersätzen.

Auch wenn damit die initiale Erstellung einer SICAV Fondsstruktur etwas aufwändiger ist, bringt sie aufgrund der oben geschilderten erhöhten Flexibilität und Kontrolle im Unterhalt für den Promoter massgebliche Vorteile mit sich, welche gerade im Private Label Fund Business besonders beachtet werden sollten. Damit lassen sich auch in der Schweiz überzeugende und sinnvolle Anwendungsbereiche für SICAV Strukturen finden.

Thomas Zimmermann, Solutions & Funds SA

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