
Zum heutigen '5 Minuten mit'-Interview begrüssen wir Cyril de Bavier, CEO bei Swissroc Group
'5 Minuten mit' ist eine Interviewreihe, die zu einem besseren Verständnis der Akteure der Immobilienverbriefung in der Schweiz und ihrer Aktivitäten beitragen soll.
Cyril, erzählen Sie uns etwas über sich.
Ich bin 31 Jahre alt, ledig und wohne in Genf. Ich bin übrigens ein echtes Genfer Produkt. Auch wenn ich den Kanton am unteren Ende des Sees einmal verraten habe, um erst in Lausanne, dann in London Wirtschaft zu studieren.
Wie sah Ihre berufliche Laufbahn bisher aus?
Ich hatte schon immer Unternehmergeist. Während meines Studiums war ich Co-Vorsitzender des Studentenausschusses an der HEC, den man als ein echtes kleines Unternehmen betrachten kann, das z. B. Konferenzen organisiert. Anschliessend ging ich wie viele andere HEC-Absolventen auch für einige Praktika in grosse Finanzunternehmen, darunter Morgan Stanley in London oder Syz in Genf. Diese unterschiedlichen Erfahrungen haben mir vor allem gezeigt, was ich nicht machen möchte. Und ich habe schnell verstanden, dass ich mein eigenes Unternehmen gründen möchte.
Das Unternehmen, aus dem Swissroc wurde.
Unter anderem hatte ich einige Monate vor Swissroc, im Jahr 2013, bereits Fans Nation gegründet, ein Start-up, das Fussballfans – wie mich – mit ihren Vereinen zusammenbringt. Und es kamen noch weitere Unternehmen dazu. Aber tatsächlich widme ich Swissroc die meiste Zeit. Ich habe das Unternehmen zusammen mit Thang Nguyen gegründet, den ich während eines Praktikums in einem auf Edelmetalle spezialisierten Unternehmen kennengelernt hatte.
Für alle, die Swissroc nicht kennen – was verbirgt sich dahinter?
Mit heute 130 Angestellten und ungefähr 200 Millionen Umsatz haben wir uns zu einem Immobilienakteur entwickelt, der die ganze Bandbreite bedient: von der Investition bis zum Bau über die Entwicklung und Bewertung von Projekten.
Welche Rolle spielt Ihr Unternehmen im Bereich indirekte Immobilienanlagen?
Im März 2021 haben wir unser erstes nicht börsenkotiertes Immobilienanlagevehikel, den Swissroc Industrial Opportunities, aufgelegt. Dabei fahren wir eine klare und fokussierte Strategie: Wir konzentrieren uns auf Industrieimmobilien, die Bereiche wie Logistik, Medizin, Gewerbe oder Rechenzentren umfassen. Im ersten Quartal 2022 werden wir ein zweites Anlagevehikel auflegen, das sichere/betreute Wohnungen für Senioren zum Schwerpunkt hat.
Zugegeben, dies ist in beiden Fällen eine eher ungewöhnliche Wahl, die meisten Immobilienfonds beschränken sich auf Wohnimmobilien.
Anstatt es allen gleich zu tun und in einen Immobiliensektor zu investieren, in dem die Preise sehr hoch und die Renditen sehr niedrig sind, investieren wir lieber in eine thematisch ausgerichtete Anlageklasse, die nach wie vor eine gute Rendite erzielt. Und das, ohne dass die Risiken bedeutend höher wären, denn wir konzentrieren uns auf Megatrends wie die Digitalisierung der Wirtschaft – die sich während der Pandemie spürbar beschleunigt hat und die zu einem wachsenden Bedarf an Lager- und Logistikimmobilien führen wird. Oder die Alterung der Bevölkerung, die eine steigende Nachfrage nach Seniorenwohnungen zur Folge haben wird.
Zwei sehr spezifische thematische Ansätze...
Ich finde im Übrigen, dass es in der Schweiz nicht genug Immobilienprodukte gibt, die diesen Ansatz wirklich bieten. Die meisten grossen Fonds halten in der Regel von allem etwas, weshalb wir uns auf zwei spezifische Anlageklassen, das heisst auf zwei Nischen konzentrieren wollten. Und dabei wollen wir auch bleiben. Nur ein Beispiel: Eine der Industrieflächen, die wir für Swissroc Industrial Opportunities erworben haben, wird demnächst in eine Wohnimmobilie umgewandelt. Wir würden das Grundstück lieber verkaufen und den Veräusserungsgewinn einnehmen, anstatt es in unserem Portfolio zu belassen. Dieses soll nämlich ausschliesslich Industrieimmobilien umfassen.
Wie gross ist Swissroc Industrial Opportunities derzeit?
Wir sind im Moment bei ungefähr 100 Millionen Franken. Unser Ziel sind mindestens 500 Millionen Franken. Für den Anfang des 2. Halbjahrs 2022 ist eine erste Kapitalerhöhung von rund 100 Millionen Franken geplant, und eine zweite in vier Jahren, wobei bedacht werden muss, dass es sich hier um ein Anlagevehikel handelt, das auf acht bis zehn Jahre ausgelegt ist.
Und dann?
Im Moment bietet uns unsere aktuelle Struktur viel mehr Flexibilität bei unserem Investmentmanagement, als wenn wir ein börsenkotierter Fonds wären. Aber sobald unser Fonds einen guten Track Record aufgebaut hat, gehen wir an die Börse. Dies wird das Interesse institutioneller Anleger wecken, während wir im Moment nur Privatanleger haben. Eine Kategorie von Anlegern, die bereit sind, höhere Risiken einzugehen, um eine bessere Rendite als ein traditioneller Immobilienfonds zu erzielen. Bei grossen institutionellen Anlegern ist dies selten der Fall, denn sie sind viel vorsichtiger.
Wie gross sollte ein Immobilienfonds mindestens sein?
Bei einem Produkt wie dem unseren würde ich sagen, mindestens 200 Millionen Franken, um genügend Einnahmen zu erzielen, um ein gutes Managementteam finanzieren zu können. Wobei ein nicht kotiertes Vehikel weniger Regulierung erfordert und demnach auch weniger Verwaltungskosten mit sich bringt.
Und um institutionelle Anleger anzuziehen?
Um für institutionelle Anleger interessant zu sein, braucht man einen beachtlichen Track Record, ein solides und gut diversifiziertes Portfolio, das Risiken minimiert. Ausserdem ist es besser, kotiert zu sein. Und hier bräuchte man ein Portfolio von mindestens 500 Millionen Franken, wenn nicht sogar eine Milliarde.
Um noch einmal ein wenig von Ihnen zu sprechen, Cyril, welche Hobbys haben Sie neben der Arbeit?
Zuerst einmal Sport. Als Jugendlicher habe ich viel Fussball gespielt, aber auch heute treibe ich noch hobbymässig viel Sport. Und da bei mir die Leidenschaft nie weit von der Arbeit entfernt ist, bin ich seit einigen Monaten Mitglied des Verwaltungsrates des Genève-Servette HC. Meine andere Leidenschaft ist die Kunst, insbesondere die zeitgenössische Kunst. Ich sammle auch ein wenig und bin zum Beispiel Teil des NextGen Committee der Vereinigung der Freunde des Mamco.
Und Ihre herausragendste Charaktereigenschaft?
Ich bin ein Optimist. Bei mir ist das Glas immer halb voll. Und ich bin hyperaktiv.
Und Ihre herausragendste Charaktereigenschaft im Beruf?
Ich bin durch und durch Unternehmer und liebe es, Probleme zu lösen.
Und zum Schluss: Wenn Sie an Ihrem Berufsleben etwas ändern könnten, was wäre das?
Wenn ich meinen Werdegang betrachte, sehe ich viele Fehler. Ich hatte Misserfolge und glücklicherweise auch einige Erfolge. Aber aus all diesen Fehlern und Misserfolgen habe ich auch gelernt. All dies hat mich dahin gebracht, wo ich heute bin. Ich bereue also nichts.
Olivier Toublan-Immoday.ch