'5 Minuten mit'-Interview - Andreea Stefanescu

12/07/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Andreea StefanescuGeneraldirektorin von Solufonds.


«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.

 

Andreea Stefanescu, sprechen wir ein wenig über Sie...


Ich bin seit etwas mehr als drei Jahren Generaldirektorin von Solufonds. Während meiner bisherigen Laufbahn war ich im Wesentlichen für Fondsleitungen tätig, wobei kollektive Immobilienanlagen, von meiner ersten Stelle bei der kleinen Fondsleitung von Swiss Re bis zu meiner heutigen bei Solufonds, den roten Faden bildeten.

Ich habe Wirtschaft in Basel studiert, doch meine Arbeit hat auch eine bedeutende juristische Seite. Wahrscheinlich ist es dieser fachübergreifende Aspekt, der das Universum der kollektiven Anlagen so interessant für mich macht, denn ich bin sehr wissbegierig und interessiere mich für alles... ob an der Spitze als Projektverantwortliche, wo ich von Fachleuten umgeben bin, oder an der Basis mit Kunden, Sponsoren und Investoren, die ich verstehen und überzeugen muss. Mir ist es sehr wichtig, den Überblick über die gesamte Wertschöpfungskette einer kollektiven Anlage zu behalten, um mir ein Gesamtbild von den Bedürfnissen der Kunden zu machen.

 

Wer sind Sie in der Stadt?


Ich bin in Rumänien geboren und mit acht Jahren in die Schweiz gekommen. Da ich ein Einzelkind bin, hatte ich neben der deutsch-französischen Zweisprachigkeit sehr früh die Möglichkeit, mich besonders viel mit meinen Eltern auszutauschen, die mir die Augen für zahlreiche Themen und Kulturen öffneten.

Bezüglich meiner Leidenschaften und Hobbys bezeichnen mich die meisten meiner Freunde als «Workaholic»... Deshalb versuche ich, das bisschen Freizeit, das mit bleibt, mit meiner Familie und meinem Mann oder im Kreis meiner engsten Freunde zu verbringen. Ausserdem reise, lese und koche ich gern oder kümmere mich um den kleinen Garten unseres Hauses in Zürich.
 

Wenn ich eine besondere Eigenschaft von mir als Privatperson nennen soll, ist das, glaube ich, dass ich in allen Situationen versuche, eine positive und konstruktive Einstellung zu bewahren. Sich zu beklagen und zu jammern, bringt gar nichts. Es findet sich immer eine passende Lösung, wenn man die Situation analysiert.

 

Welche Rolle spielt Solufonds in der Branche für indirekte Immobilienanlagen in der Schweiz?


Als Fondsleitung, die auf «Private Labelling» spezialisiert ist, sind wir der eigentliche Vermittler zwischen dem Sponsor eines Produkts, den Anlegern, die in eine kollektive Anlage investieren möchten, und allen weiteren Akteuren, die für das Produkt wichtig sind... wie Depotbank, Manager, Revisionsstelle und Anwälte.

Würde man ein Organigramm für eine kollektive Anlage zeichnen, wäre die Fondsleitung in der Mitte. Nicht weil wir das unbedingt wollten, sondern weil uns de facto die Rolle als Schnittstelle aller Glieder der Wertschöpfungskette zukommt.
 

Schliesslich darf Solufonds als Fondsleitung bei sämtlichen Entscheidungen, die getroffen werden, nicht die Interessen der Anleger aus dem Blick verlieren. Unsere Rolle besteht also darin, uns zu vergewissern, dass alle Beteiligten ihre Arbeit in diesem Sinne erledigen, wozu wir übrigens auch gesetzlich verpflichtet sind. Dafür unterhält Solufonds ein hervorragendes Expertennetzwerk, auf das wir zurückgreifen können.

 

 

Wie würden Sie den Markt für indirekte Immobilienanlagen in der Schweiz beschreiben?


Diese Anlageklasse verzeichnet schon seit mehreren Jahren ein sehr starkes Wachstum, insbesondere dank der Negativzinsen, die Immobilienvermögen und die Immobilienverbriefung so interessant machen. Dies dürfte sich fortsetzen, sofern die Zinssätze nach der Krise nicht steigen.

Es wurden viele neue Produkte aufgelegt. Ihr Vorteil ist, dass sie nicht die Volatilität anderer Anlageklassen aufweisen und langfristig eine positive Rendite bieten, was für Anleger als Ausgleich für ihr Portfolio von grossem Interesse ist.

 

Wie sieht Ihre Vision für diese Branche aus?


Meiner Meinung nach ist es noch viel zu früh, etwas zur kurzfristigen Entwicklung kollektiver Immobilienanlagen zu sagen, denn die Gesundheitskrise, in der wir uns gerade befinden, ist mit zu vielen Unsicherheiten verbunden. Gewiss wird sie nicht ohne Folgen für die Wirtschaft bleiben, insbesondere für die Mieten von Gewerbeimmobilien und alle Bereiche, die mit Tourismus und Freizeit zu haben... Mittel- bis langfristig bin ich jedoch sehr optimistisch in Bezug auf direkte und indirekte Immobilienanlagen in der Schweiz, die auf einem soliden Fundament beruhen.
 

Die wichtigste Herausforderung für unsere Branche ist derzeit vermutlich die zukünftige Struktur für kollektive Anlagen L-QIF und damit die Änderung des KAG, die mehr Freiraum bei der Einrichtung von Anlagevehikeln gewährt und auf die alle warten.

Kurz gesagt bedeutet dies weniger Einschränkung bei der Schaffung von Produkten, mehr Flexibilität und Reaktionsfähigkeit... Die Produkte werden liberalisiert, aber die Überwachung seitens der Verwaltungsorgane bleibt bestehen, um die Interessen der Anleger zu schützen. L-QIF dürften der Schweiz als Finanzplatz wieder mehr Attraktivität verleihen gegenüber liberaleren Orten wie Luxemburg, sodass Kapitalvermögen, die bis dahin dazu tendierten, ins Ausland abzufliessen, in der Schweiz verbleiben oder zurückgeführt werden, neue Anleger gewonnen und letzten Endes hier in der Schweiz Wohlstand und Arbeitsplätze geschaffen werden.

 

Wenn Sie zurückblicken, was würden Sie ändern?


​​​​​​​Was mich betrifft, nicht viel... aber vielleicht das eine oder andere im Hinblick auf den Finanzplatz Schweiz im Allgemeinen. Meiner Ansicht nach haben wir etliche Jahre vergeudet, in denen wir glaubten, dass wir keine Produkte nach schweizerischem Recht brauchen, weil es sich mit den Produkten, die von ausländischen Rechtsordnungen abhingen, sehr gut leben liess. Wir begnügten uns damit, sie zu verwalten und in der Schweiz zu vertreiben. Ich freue mich, dass sich die Dinge heute etwas ändern und sich das Siegel «Swiss Made» wieder gegen Finanzplätze wie Luxemburg und Irland durchsetzt.

 

Immoday