'5 Minuten mit'-Interview - Jean-Jacques Morard

29/06/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Jean-Jacques MorardCEO und Verwaltungsratsdelegierter der Immobiliengesellschaft de Rham.


«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.
 

Jean-Jaques Morard, wer sind Sie ?


Sie meinen beruflich? Ein erfüllter Mann, CEO und Verwaltungsratsdelegierter der Immobiliengesellschaft de Rham – ein Familienunternehmen, das seit über 120 Jahren besteht und dessen Werte den meinen entsprechen.

 

Wie sind Sie zur Immobilienbranche gekommen ?


Ich habe keine universitäre Ausbildung und das Gymnasium war ziemlich mühsam. Ich begriff, dass ein Studium nichts für mich ist, weshalb ich mich für eine kaufmännische Lehre entschied. Anschliessend machte ich mehrere Weiterbildungen, unter anderem das Eidgenössische Diplom als Immobilientreuhänder, welches ich mit 27 Jahren erwarb.

Als ich meine Lehre begann, war ich nicht sicher, in welche Branche ich gehen soll. Mein Vater riet mir zur Immobilienbranche. Ich bewarb mich bei mehreren Waadtländer Verwaltungen, von denen mich eine einstellte.

So nahm meine berufliche Laufbahn im Immobilienbereich ihren Anfang. Und ich war sofort begeistert. Ich habe die Branche nie verlassen. Ich wechselte mehrmals das Unternehmen, bis ich eines Tages – es war im Jahr 2009 – einen Anruf von de Rham erhielt. Ich nahm das Angebot an und wurde später – 2014 – CEO und Verwaltungsratsdelegierter des Unternehmens.

 

Weshalb hat Ihnen Ihr Vater die Immobilienbranche empfohlen ?


Ich weiss es nicht, ich habe ihn nie gefragt – zumal er selbst in der Pharmabranche arbeitete und keineswegs im Immobilienbereich. Auf jeden Fall hatte er Recht und ich tat gut daran, auf seinen Rat zu hören.

 

Was begeistert Sie so sehr im Immobilienbereich ?


Die Menschen, mit denen ich arbeite, die Begegnungen natürlich, im weiteren Sinne aber auch die Tatsache, dass wir mit unserer Arbeit ein grundsätzliches Problem lösen können, nämlich irgendwo zu wohnen. Unser Beruf ist also sehr sinnvoll und erfüllend. Er dient den Bedürfnissen der Menschen.

 

Stellen Sie uns bitte kurz das Unternehmen de Rham vor.


de Rham ist vor allem eine schöne Geschichte: ein Unternehmen, das 1899 in Lausanne gegründet wurde und bis heute in Familienhand geblieben ist.

Es beschäftigt rund 100 Mitarbeitende und bewirtschaftet 18'000 Mietobjekte, davon 9'000 Wohnungen und 2'000 Geschäftsobjekte; der Rest sind Parkplätze, Lager usw. All das macht uns zu einem mittelgrossen Branchenakteur. Die grossen, schweizweit tätigen Verwaltungen haben bis zu zehnmal mehr Mitarbeitende als wir.  Doch wir streben eher ein qualitatives als ein quantitatives Wachstum an, nicht Grösse um jeden Preis, sondern kontrollierbares Wachstum – mit dem Anspruch, unseren Kunden die besten Lösungen zu bieten.

 

Und wie sieht Ihr Privatleben aus ?


Ich bin 57 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.

 

 

Und was sind Ihre Hobbys ?


Reiten und Motorradfahren. Ich war lange Zeit Reitsportler. Im Übrigen habe ich meine Frau an einem Reitturnier kennengelernt. Unsere Tochter reitet immer noch sehr viel. Wir haben es in den letzten Jahren etwas ruhiger angehen lassen.

Es ist nicht ein Hobby, das mich bereichert hat, aber es war ein Ausgleich. Und den eigenen Kindern beizubringen, mit Tieren zu leben, finde ich absolut positiv. Mein Sohn ist Mitglied der Bike-Trial-Nationalmannschaft. Auch er wird von seiner Leidenschaft beflügelt.

 

Und das Motorradfahren ?


Ich fahre nun schon seit fast 40 Jahren Motorrad. Ein oder zweimal pro Jahr gehe ich mit einigen Freunden auf eine grosse Tour in Europa. Ich bin gerade aus Spanien zurückgekehrt. Wir haben die Aufhebung der dortigen Einreisebeschränkung für eine kleine Spritztour in den Pyrenäen genutzt.

 

Was sind Ihre wichtigsten Charaktereigenschaften ?


Es ist immer schwierig, über sich selbst zu sprechen. Man neigt zu übertriebenem Eigenlob. Sagen wir einmal, ich schätze die Loyalität und bin selbst treu. Meine schlechten Charaktereigenschaften sind, etwas direktiv und autoritär zu sein. Ich bin auch etwas ungeduldig. Ich achte aber stets mein Gegenüber und würde nie ein Geschäft machen, wenn es einer Person schadet.

 

Wenden wir uns wieder den indirekten Immobilienanlagen in der Schweiz zu. Was sind deren Vor- und Nachteile ?


Generell – aus Sicht des Investors – haben indirekte Immobilienanlagen zahlreiche Vorteile. Eine bessere Risikostreuung – dank einem Immobilienportfolio, das im Hinblick auf die Nutzung und die regionale Verteilung besser diversifiziert ist. Ein Portfolio, das grundsätzlich gut verwaltet wird von Fachleuten, die von der FINMA beaufsichtigt werden, die sehr hohe Anforderungen stellt.

Auch die Liquidität der Fondsanteile ist ein unbestrittener Vorteil – dies umso mehr, als dank diesen Anteilen ein grösserer Teil der Bevölkerung und nicht nur qualifizierte Anleger in Immobilien investieren können.

 

Und die Nachteile ?


Zweifelsohne der Mangel an Transparenz. Ich stelle auch fest, dass diese Art von Instrument dem breiten Publikum nur wenig bekannt ist. Die Branche der indirekten Immobilienanlagen sollte mehr und besser kommunizieren, insbesondere bei den Kleinanlegern, und sollte die Vorteile dieser Anlagen und deren Zugänglichkeit hervorheben. Genau das, was Immoday anstrebt. Doch auch wir, die Fachleute der Branche, sollten versuchen, diese Instrumente besser bekannt zu machen, z. B. im Rahmen von beruflichen Aus- und Weiterbildungen.

 

Das heisst ?


Neben meiner Tätigkeit bei de Rham bin ich auch Vizepräsident des SVIT Schweiz, des Schweizerischen Verbands der Immobilienwirtschaft. Ich bin insbesondere für die Ausbildung auf nationaler Ebene verantwortlich. Ich stelle fest, dass indirekte Immobilienanlagen bei der Ausbildung künftiger Immobilienfachleute im Rahmen der eidgenössischen Fachausweise und des eidgenössischen Diploms kaum behandelt werden.

 

Wie wollen Sie das ändern ?


Wir arbeiten derzeit an einer Reform dieser Ausbildungen. Wir werden versuchen, verbrieften Immobilien etwas mehr Raum zu geben. Dies kann uns jedoch nur gelingen, wenn die wichtigsten Akteure im Bereich der indirekten Immobilienanlagen erläutern, wie wichtig ihre Tätigkeit ist, und sich auch persönlich in diesen Ausbildungen einbringen, z. B. als Dozierende.

 

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