'5 Minuten mit'-Interview - Julian Reymond

21/04/2021

Immoday

Redaktion

3 min

Für das heutige «5 Minuten mit»-Interview begrüssen wir Julian Reymond, CEO der Realstone.

«5 Minuten mit» ist eine Interviewreihe, in der Akteure der Schweizer Immobilienverbriefungsbranche vorgestellt werden.


Julian Reymond, erzählen Sie uns etwas über sich selbst.

Nach meinem Studium an der HEC Lausanne habe ich acht Jahre bei PricewaterhouseCoopers gearbeitet, vor allem in der Bankenprüfung. 2013 stiess ich als Leiter der Finanzabteilung zur Realstone SA. Danach übernahm ich die Leitung der Solvalor fund management SA. Seit Dezember 2020 bin ich CEO der neuen Realstone, die aus der Fusion zwischen der Realstone SA und der Solvalor fund management SA hervorging.

 

Was für ein Manager sind Sie?

Ich bin ein Manager, der sich ganz gut auf seine Mitarbeitenden einstellen kann. Im Allgemeinen vertraue ich meinen Mitarbeitenden. Ich setze ihnen Ziele und sie können dann ihre Arbeit so organisieren, wie sie möchten, um Ergebnisse zu erzielen. Allerdings achte ich sehr darauf, dass die Fristen eingehalten werden.

 

Und wie sieht Ihr Privatleben aus?

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Um den Kopf frei zu bekommen, laufe ich gerne – kurz, aber intensiv. So kann ich mich körperlich auspowern und an etwas anderes denken als an Immobilien. Jedes Jahr nehme ich am Wettlauf 10 kilomètres de Lausanne teil. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, demnächst die 20 kilomètres de Lausanne, also die zwanzig Kilometer, zu laufen oder, besser gesagt, wieder zu laufen, denn ich bin sie bereits vor rund zehn Jahren vor meinen Knieproblemen gelaufen. Sie sehen, auch beim Laufen setze ich mir Ziele, die ich zu erreichen versuche.

Wie lässt sich Beruf und Privatleben vereinbaren?

Schwierig! Loslassen und entspannen kann ich vor allem am Wochenende, falls nichts Dringendes ansteht. Die Woche ist der Arbeit gewidmet, bisweilen gar bis spät am Abend.

 

Weshalb Immobilien?

Ich dachte, Immobilien seien langweilig, eben «immobil», wie ihr Name schon sagt. Doch ich habe einen hyperdynamischen und spannenden Arbeitsbereich entdeckt.

Dort     kann     ich     meinen    Beitrag     zur

Wertschöpfung leisten. Und die Arbeit macht mir noch immer gleich viel Spass wie am ersten Tag.


Beschreiben Sie kurz Ihr Unternehmen.

Die Realstone SA, die rund dreissig Mitarbeitende beschäftigt, ist einer der bedeutendsten Akteure im Bereich der indirekten Immobilien, gleich nach den zwei Grossbanken UBS und Credit Suisse. Die Gruppe verwaltet über drei Fonds ungefähr 200 Liegenschaften im Wert von rund 3,3 Milliarden Franken (die Auflegung eines vierten Immobilienfonds, des Léman Fund, ist geplant).
 

Wie schätzen Sie den Markt für indirekte Immobilienanlagen in der Schweiz ein?

Für den Immobiliensektor ist das globale Umfeld atypisch: Die Zinsen bleiben dauerhaft negativ und die Staaten kündigen umfangreiche Investitionen an, um die Wirtschaft zu retten. Dies dürfte die Wohnimmobilien stützen. Für die Anleger ist dies eine gute Nachricht, aber für uns ist es etwas komplizierter, weil es schwierig ist, neue, preiswerte Objekte zu erwerben, auch wenn man immer Gelegenheiten findet.

 

Wie wird sich der Sektor Ihrer Meinung nach längerfristig entwickeln?

Kurz gesagt: Ich glaube Wohnimmobilien in urbanen Zentren haben Zukunft, denn dort wird es meiner Meinung nach künftig die grösste Nachfrage geben. Die stabilste Rendite wird man vor allem im Wohnimmobilienbereich erzielen. Für die Büros hätte die Coronakrise beunruhigend sein können. Doch die Menschen werden immer soziale Kontakte brauchen. Die Unternehmen werden ihre Räumlichkeiten anderweitig nutzen. Sie werden Aufenthaltsräume für ihre Mitarbeitenden schaffen, ein bisschen so wie Google. Letztlich werden diese Unternehmen praktisch dieselben Räumlichkeiten benötigen wie heute. Es wird also immer noch eine Nachfrage nach Büroflächen geben. Das problematischste Segment sind sicherlich die Retail-Immobilien. Ich glaube nicht, dass die Geschäfte verschwinden werden, allerdings dürften die Verkaufsflächen in den Stadtzentren kleiner werden. Der Bau von Lager- und Produktionsstandorten ausserhalb der Zentren durch riesige Online-Handelsunternehmen hingegen eröffnet den Immobilienanlegern Chancen.

 

Und was wird die grösste Herausforderung für den Sektor sein?

Unsere derzeitige Strategie besteht darin, in die nachhaltige Entwicklung zu investieren und bei all unseren Gebäuden die Energiewende zu vollziehen. Die Schweiz hat sich mit dem Pariser Klimaübereinkommen verpflichtet, ihren Energieverbrauch drastisch zu senken. Man kann entweder bis zur letzten Minute zuwarten oder den Wechsel schon jetzt in Angriff nehmen. Wir haben uns für letztere Strategie entschieden. Das ist für uns als Unternehmen wichtig. Für uns und für unsere Kinder als Gesellschaft.
 

 
Olivier Toublan für Immoday