Weniger ESG-Auflagen für US-Finanzinstitute
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Weniger ESG-Auflagen für US-Finanzinstitute

Nachhaltigkeit 2 min Redaktion • Immoday.ch
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Die US-Notenbank (Fed) hat beschlossen, bestimmte Vorschriften aufzuheben, die Finanzinstitute bislang verpflichteten, Klimarisiken in ihre Risikobewertung und -steuerung einzubeziehen. Die Begründung: Bestehende Risikomanagementmethoden seien ausreichend, um diesen Risiken zu begegnen – ohne zusätzlichen regulatorischen Aufwand. Eine Deregulierung, die langfristig wohl den gesamten Finanzsektor betreffen dürfte – einschliesslich der Immobilienanlagevehikel. Und möglicherweise morgen auch Europa.

Das Szenario ist bekannt: Es beginnt in den USA mit den grossen Finanzinstituten, greift dann auf den gesamten Finanzsektor über – und schliesslich auf Europa.

Mitte Oktober kündigten die wichtigsten US-Bankenaufsichtsbehörden, darunter die Federal Reserve (Fed), die Aufhebung einer Vorschrift an, welche Institute mit mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Vermögenswerten verpflichtete, klimabezogene Risiken zu identifizieren, zu messen und zu steuern. Ursprünglich waren die Regulatoren der Ansicht, dass eine unzureichende Steuerung dieser Risiken die Stabilität der betroffenen Institute gefährden könnte.

Heute jedoch vertreten dieselben Behörden die Auffassung, dass diese Vorgaben – deren Umsetzung für die Banken zeit- und ressourcenintensiv war, ohne dass ihre Wirksamkeit belegt werden konnte – nicht länger erforderlich seien. Die Finanzinstitute verfügten über ein ausreichend robustes internes Risikomanagement. Zudem ergänzte die Fed, dass solche Richtlinien die Aufmerksamkeit der Grossbanken von wesentlich bedeutenderen finanziellen Risiken ablenken könnten. Eine Aussage, die auch interne Kritik hervorrief: Einige Beobachter befürchten, dass die Aufhebung dieser Regelung das Finanzsystem anfälliger mache – gerade in einer Zeit, in der Klimarisiken stetig zunehmen.

Vertrauen in die Finanzinstitute statt Regulierung

Für viele Beobachter markiert dieser Entscheid eine weitere Etappe im Rückbau der bundesweiten Klimapolitik – eine Entwicklung, die bereits unter der Trump-Administration eingeleitet wurde.
Doch man kann diesen Schritt auch anders interpretieren: Die Regulatoren bestreiten nicht die Existenz von Klimarisiken, sondern betonen vielmehr, dass keine zusätzliche Regulierung nötig sei, da die Finanzinstitute diese Risiken eigenständig steuern könnten.

In der Folge könnte dieser Entlastungskurs auch auf andere Finanzinstitutionen ausgeweitet werden – etwa auf Immobilienanlagevehikel. Aus Sicht der Aufsichtsbehörden folgt dies derselben Logik: Die staatlich verordnete Einhaltung strenger ESG-Normen wäre überflüssig, da Immobilieninvestoren bereits umfassende Nachhaltigkeitspraktiken anwenden. Die Botschaft bleibt dieselbe: Vertrauen wir den Akteuren – anstatt sie durch ein Übermass an Regulierung einzuengen.

Und da Entwicklungen in den USA häufig ihren Weg nach Europa finden, bleibt abzuwarten, ob sich auch auf dem alten Kontinent die derzeitige Tendenz zu immer strengeren ESG-Auflagen wieder umkehren wird.

Immoday-Redaktion

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