Siehe auch: YouTube-Videokommentar von Prof. Dr. Donato Scognamiglio
Die Zahlungsbereitschaft für Wohneigentum ist im zweiten Quartal 2025 erneut gestiegen. Die Transaktionspreise haben im schweizweiten Durchschnitt um 0,9% zugenommen, wie der «IAZI Private Real Estate Price Index» zeigt. Dieser wird auf Basis effektiver Handänderungen von Einfamilienhäusern und Eigentumswohnungen berechnet, wobei ausschliesslich Transaktionen zu freien Marktbedingungen einfliessen. Einzeln nach Objekttyp betrachtet übertraf die Wertsteigerung von Eigentumswohnungen (+1,1%) jene von Einfamilienhäusern (+0,8%) leicht. Im Jahresvergleich stiegen die Preise für Wohneigentum um 2,5% – und liegen damit wieder nahe am langjährigen Mittel von rund 3% pro Jahr (seit 1998).
Auch für Mehrfamilienhäuser wurden im zweiten Quartal 2025 höhere Preise bezahlt (+0,7%), wie aus dem «IAZI Investment Real Estate Price Index» hervorgeht. Dieser misst die Preisentwicklung von Immobilien mit Wohn- und Mischnutzung, die zu Anlagezwecken erworben werden. Berücksichtigt werden hierbei Handänderungen, die Käufer durch Hypothekarfinanzierungen von Banken tätigen. Nachdem bei solchen Renditeliegenschaften in den zwei Vorquartalen leichte Preiskorrekturen zu verzeichnen waren, scheint die Stimmung am Markt mit dem aktuellen Zuwachs wieder gedreht zu haben. Auf Jahresbasis macht sich die Delle in der Wachstumskurve aber noch immer bemerkbar, was zu einer vergleichsweise gemässigten Preiszunahme von +1,5% über die letzten zwölf Monate führt.
Ob Wohneigentum oder Renditeobjekte – die erhöhte geopolitische und wirtschaftliche Unsicherheit wirkt sich auf sämtliche Immobilien-Teilmärkte in Form einer anziehenden Nachfrage aus und dürfte die Preisentwicklung in den kommenden Monaten weiter anheizen. Aufgrund ihrer stabilen Rahmenbedingungen fungiert die Schweiz aus Sicht der Anleger erneut als sicherer Hafen, weshalb diese vermehrt Schweizer Franken halten und so dessen Wert gegenüber anderen Währungen wie Euro oder Dollar nach oben treiben. Um weiterhin Preisstabilität zu gewährleisten, hat die Schweizerische Nationalbank die Leitzinsen nun auf null Prozent gesenkt. Der Schritt in den negativen Bereich ist je nach Entwicklung der Teuerung ebenfalls wieder denkbar. Wieso jedoch hat dies einen preistreibenden Effekt auf den Immobilienmarkt?
Mit jeder Zinslockerung erhöht sich die relative Attraktivität von Immobilien aus Anlegeroptik, da sich deren Renditen – anders als jene von anderen Anlageklassen – auf Basis der Mietzinseinnahmen langfristig stabil entwickeln. So sind etwa die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen, die ein vergleichbares Risikoprofil aufweisen, in den letzten Monaten deutlich gesunken. Gleichzeitig werden die Finanzierungskonditionen aufgrund der tieferen Zinsen vorteilhafter, was die Nachfrage ebenfalls fördert.
Zudem übt die robuste wirtschaftliche Stellung der Schweiz und die positive Beschäftigungsdynamik der Unternehmen weiterhin einen starken Sog auf die internationalen Arbeitsmärkte aus, was im ersten Halbjahr 2025 erneut zu einer hohen Nettozuwanderung geführt hat. Dies bedeutet nicht nur eine anhaltend kräftige Nachfrage nach Mietwohnraum und Wohneigentum, sondern dürfte sich indirekt auch in positive Impulse bei Büro- und Geschäftsflächen niederschlagen.
Erhöhte Unsicherheit, tiefe Zinsen, hohe Zuwanderung und gehemmte Bautätigkeit – diese Kombination dürfte den Schweizer Immobilienmarkt bis auf weiteres prägen. Die Gefahr von preislichen Übertreibungen könnte steigen, und Markteingriffe von Politik und Regulierungsbehörden werden wahrscheinlicher.
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