
Was geschieht nach der von der WEKO schliesslich genehmigten Fusion von Helvetia und Baloise mit deren Immobilienfonds? Da die beiden Fonds sowohl von der Grösse als auch von der Strategie her weitgehend identisch sind, wäre eine Zusammenlegung wahrscheinlich die effizienteste Lösung. So könnten die Verwaltungskosten gesenkt, die Portfolioqualität verbessert und die Liquidität erhöht werden. Bei den Anlagestiftungen der beiden Versicherer sieht es hingegen anders aus: Sie sollten unabhängig bleiben.
Mitte September gab die WEKO nach mehreren Monaten der Prüfung offiziell grünes Licht für die Fusion der beiden Schweizer Versicherer Helvetia und Baloise.
Wenn alles reibungslos abläuft, entsteht am 5. Dezember nun also der neue Konzern, ein Riese mit einem Anteil von 20% am Schweizer Markt.
Zwei fast identische Anlagefonds
Diese Fusion wird für den Bereich der indirekten Immobilienanlagen nicht ohne Folgen bleiben, denn beide Versicherer besitzen sowohl kotierte Immobilienanlagefonds als auch Immobilien-Anlagestiftungen.
Zur Erinnerung: Ende September hatte der Helvetia Swiss Property Fund einen Börsenwert von 1,3 Milliarden und ein Agio von 30,5%, während der Baloise Swiss Property Fund bei einem Agio von 29% 1,35 Milliarden wert war. Die beiden Fonds sind also von sehr ähnlicher Grösse, zudem weisen sie eine fast identische YTD-Performance von über 10% auf und ihre Anlagestrategie könnte klassischer nicht sein: Sie halten vorwiegend in grossen Zentren gelegene Wohnimmobilien.
Solange die Fusion nicht vollzogen ist – was am 5. Dezember der Fall sein wird –, äussert sich Helvetia nicht zum Schicksal der beiden Immobilienfonds. Ausserdem werden die Verantwortlichen danach andere Sorgen haben wie zum Beispiel die jährlichen Einsparungen von 350 Millionen Franken, die grösstenteils durch Personalkürzungen erfolgen sollen.
Die Zusammenlegung der beiden Fonds hätte viele Vorteile
Um mehr darüber zu erfahren, wandten wir uns an Taner Alicehic, den Gründer von REIS Partners. Das Unternehmen bietet Kapitalmarkt- und Corporate-Finance-Beratung für Schweizer Immobilienanlageprodukte an und begleitete die Baloise vor rund zehn Jahren bei der Lancierung ihres Immobilienfonds von der strategischen Planung bis zur Auflegung.
Für Taner Alicehic ist es wahrscheinlich, dass die beiden Fonds zu einem späteren Zeitpunkt – d. h. erst in einigen Jahren, wenn die Hauptprobleme, die sich bei der Fusion ergeben, gelöst sind – das gleiche Schicksal ereilen wird wie die Immobilienfonds von Credit Suisse und UBS. Wie bereits erwähnt sind sich die beiden Fonds von Helvetia und Baloise wirklich sehr ähnlich, eine Zusammenlegung wäre daher durchaus sinnvoll. Erstens liessen sich damit auf der Ebene der Teams und des Backoffice die Kosten senken. Zweitens würde die Grösse und Effizienz des Portfolios zunehmen, denn ein konsolidiertes (und möglicherweise gestrafftes) Portfolio erzielt stabilere Erträge. Schliesslich würde sich die Liquidität verbessern, was eine wiederkehrende Forderung der Anleger ist. Zudem versichern einige Fachleute, dass die kritische Grösse eines Anlagefonds mittlerweile bei zwei Milliarden Schweizer Franken liegt, was der Gesamtgrösse der beiden Fonds entspricht.
Bei den Anlagestiftungen sieht es anders aus
Beide Versicherer besitzen auch Anlagestiftungen, aber deren Schicksal wird wohl ein anderes sein. Wie Taner Alicehic richtig anmerkt, kann im Falle eines Anlagefonds die Emittentin rechtlich über das Schicksal des Fonds entscheiden. Im Falle einer Anlagestiftung haben hingegen die Anleger, also die Pensionskassen, via Stiftungsrat das Sagen.
Zwar könnte auch bei den Anlagestiftungen eine Zusammenlegung die Verwaltungskosten senken, aber es ist keineswegs sicher, dass eine solche von den Anlegern befürwortet würde. Alles hängt von der Qualität und Rentabilität der Immobilienportfolios ab. Da die Portfolios der beiden Anlagestiftungen zwangsläufig unterschiedlich sind, werden sich die Pensionskassen, die in das bessere Portfolio investiert haben, einer Fusion mit einem Vehikel mit schlechterer Portfolioqualität widersetzen.
Wer übernimmt bei den Immobilienfonds den Lead, Helvetia oder Baloise?
Die letzte Frage, die sich die Fachleute stellen, lautet: Welches der beiden Unternehmen wird den Lead übernehmen? Nun ist es allerdings so, dass Helvetia Baloise aufgekauft hat. In solchen Fällen setzen sich in der Regel die Teams der Aufkäuferin durch. Bei den Immobilienfonds sind einige Beobachter jedoch der Ansicht, dass die Struktur der Baloise solider, umfassender und besser organisiert ist als die von Helvetia.
Es wird sich zeigen, ob die Teams von Helvetia bereit sind, ihre Macht abzugeben. Die Situation bei Helvetia und Baloise ist jedoch weniger klar als bei Credit Suisse und UBS, wo die UBS-Teams – zumindest was die Immobilienfonds betrifft – vom Markt eindeutig als besser angesehen wurden als die Credit-Suisse-Teams.
Immoday-Redaktion
Folgen Sie uns auf LinkedIn.