Interne oder externe Fondsleitung? Es gibt keine Pauschallösung
© Nolan Crelier • Immoday

Interne oder externe Fondsleitung? Es gibt keine Pauschallösung

Interview 6 min Immoday.ch

Interne Fondsleitungen scheinen im Trend zu liegen, da es so möglich ist, die vollständige Kontrolle über die Produkte zu behalten. Doch befasst man sich eingehender mit dem Thema, merkt man schnell, dass die Meinungen auseinandergehen. Der Entscheid hängt vom Fonds und dessen Strategie für den Einsatz seiner personellen und finanziellen Ressourcen ab. Allerdings gilt es, zwei Dinge festzuhalten: Bei einem Vermögen von weniger als 500 Millionen Franken empfiehlt sich eine externe Fondsleitung. Bei mehr als 2 Milliarden Franken wird eine interne Fondsleitung oft bevorzugt. Unsere Umfrage. 

Vor Kurzem hat die Procimmo SA ihre Fondsleitung internalisiert. Ist dies Ausdruck eines Trends? Nach der Befragung mehrerer Manager ist Folgendes festzuhalten: Bei einem verwalteten Vermögen von weniger als 500 Millionen Franken empfiehlt sich eine Externalisierung der Fondsleitung, bei mehr als 2 Milliarden Franken ist eine Internalisierung wahrscheinlich die günstigste und effizienteste Lösung. Und dazwischen? Alles hängt davon ab, wie der Fonds seine personellen und finanziellen Ressourcen einsetzen will.

Sprachliche Ungenauigkeiten 

Zunächst eine Klarstellung: Der Klarheit halber verwenden wir in diesem Artikel nicht ganz präzise Begriffe. Wir sprechen von «interner» und «externer Fondsleitung». Diese beiden Begriffe sind von den Asset Managern und den Investoren allgemein anerkannt, obwohl sie keine rechtliche Aussagekraft haben. 

In der Regulierung gibt es das Konzept der «Externalisierung» der Fondsleitung nicht. Um einen Fonds aufzulegen, braucht man eine Bewilligung der FINMA. Man kann entweder eine Bewilligung als Fondsleitung oder eine – leichter erhältliche – Bewilligung als Fonds oder Verwaltung kollektiver Kapitalanlagen beantragen. Letztere Lösung ist zwar in Sachen Organisation, Struktur, erforderliche Kompetenzen usw. weniger kostenaufwendig, erfordert später aber den Beizug einer Fondsleitung. 

Vollständige Kontrolle über die eigenen Produkte

Kommen wir wieder auf die Procimmo SA zu sprechen. Laut Terence Kast, COO der Gesellschaft, behält man dank einer Internalisierung der Fondsleitung die vollständige Kontrolle über die Produkte. Dieses Argument führten auch die anderen befragten Fondsmanager an. «Seit einigen Jahren arbeitet die Procimmo intensiv daran, ihre Organisation zu straffen und ihre Produkte so effizient wie möglich zu verwalten; dabei wurde uns zunehmend bewusst, dass wir eigentlich über genügend Kompetenzen verfügen, um die Aufgaben einer Fondsleitung selbst zu übernehmen», so Terence Kast.

Andreea Stefanescu, CEO von Solutions & Funds (der Gesellschaft, die zuvor als Fondsleitung für die Produkte der Procimmo SA tätig war), kann diese Entscheidung nachvollziehen. Sie meint: «Heute ist die Gesellschaft rund vier Milliarden schwer, also gross genug, um diesen Entscheid wirtschaftlich zu rechtfertigen.»

Eine Frage der Effizienz und des Tempos 

Eine externe Fondsleitung hat zwar den Vorteil, vom Fachwissen ausgewiesener Expertenteams zu profitieren, weist aber für die meisten befragten Fondsmanager den Nachteil auf, die Entscheidfindung zu verzögern. «Projekte lassen sich rascher und ohne Reibungsverluste mit externen Partnern umsetzen», so Terence Kast.

«Wenn man alles intern macht, sind die Entscheidungsprozesse in der Tat kürzer», bestätigt Julien Baer, CEO der Comunus SICAV. «Wollen wir beispielsweise eine Liegenschaft erwerben, brauchen wir von der Fondsleitung keine Bewilligung einzuholen. So können wir auf Marktchancen rascher reagieren, da eine Entscheidung innerhalb weniger Stunden getroffen werden kann», sagt er.

Julian Reymond, CEO der RealStone SA, fügt hinzu, dass ein Reporting mit besseren und rascher verfügbaren Finanz- und Immobilieninformationen möglich ist, wenn alle Kompetenzen sowie die Administration der Fonds intern vorhanden sind.

Bei Fonds mit externen Fondsleitungen klingt es natürlich etwas anders. «Wenn die Prozesse im Vorfeld besprochen wurden und fest etabliert sind, gibt es eigentlich keine Nachteile», meint Andreea Stefanescu, CEO von Solutions & Funds, einer der grössten unabhängigen Fondsleitungen der Schweiz. Vor allem aufgrund der Kontrolltätigkeit sei eine externe Fondsleitung eine zusätzliche Garantie für die Investoren. 

Wann die Grösse wirklich zählt 

Die Wahl zwischen einer internen oder einer externen Fondsleitung hängt in erster Linie von der Grösse des Vehikels ab. Bei einer Grösse von weniger als 500 Millionen Franken reichen laut Andreea Stefanescu die vom Fonds eingenommenen Kommissionen für die Finanzierung eines internen Teams nicht aus, selbst wenn der Fonds alle Dienstleistungen externalisiert, die nach Gesetz ausgelagert werden dürfen. Julien Baer, CEO der Comunus SICAV bestätigt dies: «Unterhalb dieser Grösse reichen die für die Verwaltung des Fonds verrechneten Gebühren und die durch den Kauf und Verkauf von Liegenschaften eingenommenen Kommissionen nicht aus, um ein leistungsstarkes Managementteam zu finanzieren, da dieses – unabhängig von der Grösse des Fonds – praktisch fixe Kosten verursacht.» Einige Vehikel – wie die Comunus SICAV – sind bereit, diese Kosten zu tragen, da sie mit einem Wachstum des Fonds rechnen und über alle Kompetenzen intern verfügen wollen. «Nach der nächsten Kapitalerhöhung wird sich das Gesamtvermögen des Fonds auf ungefähr 850 Millionen Franken belaufen, sodass die Fees problemlos zur Finanzierung unseres Managementteams ausreichen werden», sagt Julien Baer erfreut.

Bei einer Grösse von weniger als 400 bis 500 Millionen Franken empfiehlt sich eine externe Fondsleitung

«Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass die Fondsleitungstätigkeit unterhalb eines Nettovermögens (NIW) von 400 bis 500 Millionen Franken mit den wiederkehrenden Erträgen des Fonds nicht kostendeckend finanziert werden kann und damit nicht rentabel ist», bestätigt Claudio Müller, Leiter der Abteilung Fondsleitung bei der Cronos Finance SA. «Oberhalb dieser Schwelle kann die Fondsleitungstätigkeit hingegen ihre eigenen Kosten und die Kosten für die nötigen Strukturen decken, insbesondere durch einmalige Aktivitäten wie die Überwachung und Durchführung von Transaktionen (Immobilienkäufe und -verkäufe) und Kapitalerhöhungen, die in ihre Zuständigkeit fallen», fügt er hinzu.

«Doch es geht nicht ausschliesslich um die Höhe der Kommissionseinnahmen.  Die FINMA fordert für die Gründung einer Fondsleitung deutlich mehr Mindesteigenkapital als für die Gründung einer Fondsverwaltung. Die Rentabilität des eingeworbenen Eigenkapitals muss deshalb ebenfalls analysiert werden», so Julian Reymond.

Es reicht indes nicht aus, nur die Grösse zu berücksichtigen 

Es reiche indes nicht aus, nur die Grösse zu berücksichtigen, so Andreea Stefanescu. Man müsse auch in der Lage sein, Talente zu gewinnen, die in diesem Sektor eher selten und daher teuer seien, und man müsse auch enge Beziehungen zu den Finanzbehörden pflegen. Zudem müsse man die Investoren überzeugen, für welche eine externe Fondsleitung eine Garantie für eine zusätzliche Kontrolle ist. 

Diese Hindernisse lassen sich laut Andreea Stefanescu jedoch überwinden, wenn es sich um einen sehr grossen, mehrere Milliarden schweren Fonds handelt, insbesondere dann, wenn dieser einem grossen Finanzunternehmen wie einer Universalbank oder einer Versicherung gehört, welche intern bereits über sämtliche Fachkompetenzen verfügen und enge Beziehungen zu den Finanzbehörden pflegen. Dies sei der Grund, weshalb praktisch alle Immobilienvehikel dieser Banken oder Versicherungen eine interne Fondsleitung hätten.

Einige grosse Vehikel möchten sich indes auf die interessantesten Tätigkeiten des Metiers, d. h. das Asset Management sowie den Aufbau ihres Vermögens und den Ausbau der Beziehungen zu den Investoren, konzentrieren, weshalb sie weiterhin eine externe Fondsleitung nutzen würden, so Andreea Stefanescu. «Sie überlassen damit die administrativen und regulatorischen Aufgaben, die zwar zeitraubend, aber sehr wichtig sind, der externen Fondsleitung», meint sie.

Für diese Lösung hat sich auch StoneEdge Asset Management entschieden. «Eine Fondsleitung von Null aufzubauen, ist weder finanziell noch in Bezug auf die notwendigen Bewilligungen einfach. Wir mussten zudem verschiedene strategische Entscheidungen treffen, sowohl in Bezug auf Prioritäten als auch auf Zuständigkeiten. Letztlich haben wir beschlossen, eine externe Fondsleitung beizubehalten», erklärt der CEO von StoneEdge Asset Management.  

Redaktion • Immoday.ch

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