
Bevor sich Quanthome aufmacht, die Welt zu erobern – so das bescheidene Ziel –, versucht das Unternehmen, sich mit seinem Datenangebot auf dem Schweizer Immobilienmarkt zu etablieren, genauer gesagt mit Datenbanken über alle Gebäude und Anlageinstrumente. Nur Daten, kein Know-how. Gemäss diesem jungen Start-up-Unternehmen ist das Zusammentragen verlässlicher, vollständiger und aktueller Daten eine so mühselige, zeitraubende und teure Angelegenheit, dass die Immobilienprofis – von den Architekten bis zu den Anlagefonds – diese Arbeit lieber auslagern würden.
Ein neuer Akteur ist in den bereits gut besetzten Markt für Immobiliendaten eingetreten. Sein Ansatz ist neu, denn er bietet nur Daten für Immobilieninvestitionen an, dies aber mit sehr grossen Ambitionen, denn Quanthome möchte sich über die Schweiz hinaus in ganz Europa und sogar weltweit etablieren, um die Immobiliendaten zu vereinheitlichen. Die beiden Gründer und heutigen Co-CEOs Ali Baghdadi und Oscar Delabranche erzählen uns mehr dazu.
Können Sie sich für unsere Leserinnen und Leser, die Quanthome nicht kennen, kurz vorstellen?
In aller Bescheidenheit: Unser Ziel ist es, das Bloomberg der Immobilienbranche zu werden. Das heisst, wir bieten Zugang zu strukturierten Datenbanken aller in der Schweiz erstellten Gebäude, präsentiert auf einer benutzerfreundlichen Plattform, die Analysen, Vergleiche und Schätzungen ermöglicht, sei es für ein bestimmtes Renditeobjekt, ein Quartier oder ein ganzes Portfolio, sei es für allgemeine Überlegungen oder für sehr spezifische Themen, wie z. B. Nachhaltigkeit.
Sie sind nicht die Einzigen, die diese Art von Daten anbieten.
Es gibt mehrere Unternehmen, die sich als Anbieter von Immobiliendaten bezeichnen, aber nur wenige bieten freien Zugang zu so vielen Datapoints, dass man eigene Modelle entwickeln kann. Da wir uns ausschliesslich auf das Sammeln, Bereinigen und Modellieren von Daten konzentrieren und kein Know-how und kein Assetmanagement anbieten, vermeiden wir jegliche Interessenskonflikte. Wir arbeiten mit allen Akteuren der institutionellen Immobilienanlage zusammen, von den Gutachtern und Maklern bis hin zu den Wirtschaftsprüfern und Assetmanagern.
Und wo finden Sie diese Daten?
Es sind eigentlich öffentliche oder halböffentliche Daten, die sich auf alle Aspekte eines Gebäudes beziehen: Fläche, Anzahl der Stockwerke, Alter, Energieverbrauch, Nutzung (Wohnen, Gewerbe, Industrie, Mischnutzung usw.), Mieten, falls kürzlich etwas inseriert wurde, letzter Preis, falls die Liegenschaft verkauft wurde, aber auch die Lage in Bezug auf öffentliche Verkehrsmittel, die letzten Renovierungen usw. Und da es oft mehrere Informationsquellen gibt, gleichen wir diese ab, um am Ende möglichst korrekte Daten zu erhalten. Denn man muss wissen, dass die meisten Immobilien-Datenbanken in der Schweiz, einschliesslich der offiziellen Register, vor Fehlern nur so strotzen.
Was bei Ihren Datenbanken natürlich nicht der Fall ist ...
Aufgrund der Qualität unserer Datenverarbeitungsmodelle und Algorithmen ist dies bei uns weniger der Fall. Unseres Wissens sind wir die Einzigen, die eine so breite Palette von Daten anbieten, die mit einem so flexiblen Instrument genutzt werden können. Man kann zum Beispiel bei einem Immobilienfonds nachschauen, wo seine Gebäude liegen, in welchen Städten, aber auch in welchen Stadtteilen, und dann alle Gebäude des Portfolios einzeln betrachten, Wohnung für Wohnung, mit allen verfügbaren Daten für jedes Objekt. Dies ist ein grossartiges Instrument für Assetmanager, aber auch für institutionelle Anleger.
Wer ausser den Fonds und den Anlegern ist an diesen Daten interessiert?
Potenziell alle Akteure der Immobilienbranche, seien es Architekten oder Hausverwaltungen, Berater, Wirtschaftsprüfer, Sachverständige, Bauträger oder natürlich alle institutionellen Anleger, von den Pensionskassen über die Immobilienfonds bis hin zu den Banken und Vermögensverwaltern, die ihren Kunden diese Art von Vermögenswerten anbieten möchten. Die Zahl der potenziellen Kunden ist enorm.
Die grössten Anleger verfügen jedoch bereits über eigene Teams, die den Schweizer Immobilienmarkt analysieren. Warum sollten sie Ihre Dienste benötigen?
Weil ihr Mehrwert vor allem im Assetmanagement liegt und nicht in der Datenbeschaffung, die eine mühselige, zeitraubende und letztlich teure Arbeit ist. Wenn Sie also ein unabhängiges Unternehmen finden, das Ihnen solide, zuverlässige und laufend aktualisierte Daten liefert, sollten Sie nicht zögern, diese Aufgabe auszulagern.
Soweit die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus? Sind diese Akteure zu Ihren Kunden geworden?
Das Unternehmen wurde 2022 gegründet und es dauerte zwei Jahre, bis wir unsere Plattform auf den Markt bringen konnten. Aber heute sind wir 16 Leute, davon 12 Ingenieure, und wir konnten viele Kunden gewinnen: grosse Banken, Industriedienstleister, Privatbanken, Anlagefonds und einige Pensionskassen, derzeit rund 20 Unternehmen.
Funktioniert das über Abonnements, wie bei Bloomberg?
Genau so, mit Jahresabonnements pro Unternehmen und User. Wir bieten auch spezifische Follow-ups an, z. B. wenn ein Unternehmen alle Daten über ein Gebiet haben möchte, in das es investieren will, oder eine Analyse der Mieten in der Nachbarschaft, um die korrekte Höchstmiete für die Wohnungen zu ermitteln, die es kaufen möchte. In diesem Fall extrahieren wir für unsere Kunden alle Daten, die sie benötigen, das ist eine grossartige Entscheidungshilfe. Danach geben wir aber keine Ratschläge mehr, die Kunden müssen mit diesen Daten selbst etwas anfangen können.
Wenn alles so läuft, wie Sie sich das vorstellen, wo wird Quanthome in fünf Jahren stehen?
Für uns ist die Schweiz nur der Ausgangspunkt, ein stark institutionalisierter Markt, auf dem wir uns die Sporen abverdienen. Später möchten wir unsere Datenbanken auf alle Länder Europas oder sogar der Welt ausweiten, sodass ein Assetmanager in ein paar Jahren mit ähnlichen Daten Immobilien in allen grossen Städten Europas und nicht nur in der Schweiz vergleichen kann.
Glauben Sie, dass das machbar ist, dass es in anderen Ländern genauso viele öffentliche Daten über Immobilien gibt wie in der Schweiz?
Gemäss einer Studie von JLL, einem internationalen Immobilienberatungsunternehmen, liegt die Schweiz bezüglich Transparenz und Verfügbarkeit von Immobiliendaten nur auf Rang 17. Wenn wir uns hier durchsetzen können, wenn sich unser Modell bewährt, sollten wir es ohne allzu grosse Probleme auch in anderen Ländern, Ländern mit mehr Transparenz, anwenden können. Zumal unser Datenerfassungsmodell automatisiert ist. Das bedeutet auch, dass es kein sehr grosses Team braucht, vielleicht fünfzig Mitarbeitende, maximal.
Immoday-Redaktion
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