
Im Juli fand in China ein mit Spannung erwartetes politisches Spitzentreffen statt. Die Branche hoffte auf neue Impulse – doch die Erwartungen wurden nicht erfüllt: Es wurden keine konkreten Stützungsmassnahmen für den angeschlagenen Immobiliensektor angekündigt. Seit 2017 ist die Nachfrage um rund 75 % eingebrochen, und auch die Preise für Neubauwohnungen sinken weiter. Der Sektor bleibt im Krisenmodus: Bauaktivität, Transaktionen und Investorenvertrauen sind stark rückläufig.
Am 10. Juli schoss der Aktienindex chinesischer Immobilienentwickler um fast 11 % nach oben – befeuert durch die Hoffnung auf staatliche Unterstützung. Doch vier Tage später folgte die kalte Dusche: Staatspräsident Xi Jinping sprach sich zwar für eine neue Qualitätsoffensive im Wohnbau aus, doch konkrete Investitionsprogramme blieben aus. Die Folge: Ein Kursrückgang von über 4 % – und eine Branche, die auf das Jahr 2015 zurückblickt, als noch ein milliardenschweres Stützungsprogramm angekündigt wurde.
Preise, Nachfrage und Baubewilligungen im Sinkflug
Die Krise zieht sich nun über vier Jahre – und noch immer sind keine Anzeichen einer nachhaltigen Erholung zu erkennen. Die Preise für Neubauwohnungen fielen im Juni 2025 erneut, diesmal um 3,2 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Nachfrage bleibt schwach: Sie sank laut Bloomberg um weitere 12 %, nachdem sie bereits zuvor um 66 % eingebrochen war. Laut Goldman Sachs wird sich die jährliche Nachfrage künftig bei rund fünf Millionen Einheiten einpendeln – ein massiver Rückgang gegenüber dem Rekordwert von 20 Millionen im Jahr 2017.
Weitere 10 % Preisrückgang bis 2027
Die schwache Nachfrage spiegelt sich auch in der Bautätigkeit: Die Zahl neu begonnener Projekte ist seit 2021 um 75 % gesunken, das Transaktionsvolumen um mehr als 50 %. Die Bank rechnet mit einem weiteren Preisrückgang von bis zu 10 % bis 2027. Seit Ende 2021 haben die Preise bereits um rund 20 % nachgegeben. Strikte Regulierungsmassnahmen und die hohe Verschuldung grosser Entwickler – darunter Evergrande – haben das Vertrauen zusätzlich geschwächt. Der einstige Branchenriese wurde 2024 liquidiert.
Eine finanzielle und strukturelle Krise
Goldman Sachs sieht in geldpolitischen Lockerungen – etwa in Form von Zinssenkungen – den einzigen Ausweg aus der Krise. Doch bisher fehlt es an konkreten Signalen der Regierung, auch wenn punktuelle Erleichterungen für Investoren und Bauträger bereits erfolgt sind. Die Dimension der Krise ist dabei nicht nur finanzieller Natur: Auch strukturelle Entwicklungen wie der demografische Wandel und die Verlangsamung der Urbanisierung belasten den Markt. Noch in den frühen 2020er-Jahren machte der Immobiliensektor über ein Viertel des chinesischen BIP aus – heute ist davon wenig übrig.
Fazit
Chinas Immobilienmarkt ist nicht am Rande des Kollapses – aber weit entfernt von einer Erholung. Die strukturellen und finanziellen Probleme bleiben ungelöst. Für Investoren gilt daher: Wer hier einsteigt, muss mit hohen Risiken rechnen.
Immoday-Redaktion
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