Wir haben die Reserven, um so viele Renovationen durchzuführen wie nötig

09/03/2021

Olivier Toublan

Immoday

3 min

Die Renovationsarbeiten belaufen sich bei La Foncière im Durchschnitt auf 9 oder 10 Millionen Franken pro Jahr. Aber wird das ausreichen, um die Ziele der Schweizer Energiestrategie für 2030 und 2050 zu erreichen? Sollten in einem Geschäftsjahr 20 oder 30 Millionen ausgegeben werden müssen, ist das kein Problem und beeinflusst die Dividende nicht, versichert der Fonds.

 

Nachhaltige Entwicklung ist für Anleger, die in indirekte Immobilienanlagen investieren, zu einem wichtigen Thema geworden. Dies gilt umso mehr, als die Ziele für 2030 und 2050 der Schweizer Energiestrategie näher rücken. In diesem Punkt ist der Immobilienfonds La Foncière im Vergleich zu seinen Konkurrenten gleicher Grösse nicht schlecht aufgestellt, doch die Baustelle, die ihn erwartet, bleibt beachtlich. Zum Glück sind die Reserven gross genug.  Arnaud de Jamblinne, Geschäftsführer des Fonds, gibt Auskunft.

 

 

Herr de Jamblinne, wie läuft es mit dem Homeoffice?

Ich hoffe aufrichtig, dass diese Phase so bald wie möglich zu Ende ist. Wie soll man den Fortschritt auf einer Baustelle bewerten, wenn man zu Hause bleiben muss? Und wie soll man die Buchhaltung für das letzte Geschäftsjahr schnell und effizient abschliessen, wenn das Team nicht an einem Ort versammelt ist? Man verliert an Effizienz und Schwung, der Teamgeist lässt nach.

 

Sie sind also eindeutig kein Fan.

Nein, nicht wirklich. Alle sind genervt, obwohl ich verstehe, dass die Arbeit im Homeoffice aus gesundheitlichen Gründen notwendig ist. Nur werden wir irgendwann die psychologischen Auswirkungen des Lockdowns analysieren müssen. Nicht zu vergessen, dass das heilige Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben schnell ins Wanken gerät, wenn man von zu Hause aus arbeitet. Ich bin froh, dass die Pandemie zu Ende geht und wir in die Welt zurückkehren können, in der wir früher gelebt haben.

Sie haben in Ihrem Geschäftsbericht auch erstmals eine Studie zur nachhaltigen Entwicklung veröffentlicht. Ist das ein Thema, das wichtig geworden ist?

Mittlerweile sprechen alle davon, und Investoren zeigen grosses Interesse. Aus diesem Grund haben wir diesen Bericht veröffentlicht.

 

Aus dem Bericht geht hervor, dass Sie zwar im Vergleich zu Ihren Konkurrenten gleicher Grösse nicht schlecht dastehen, aber noch weit von den Zielen unserer Energiestrategie für 2030 und 2050

entfernt sind.

Auch wenn wir in den letzten zehn Jahren schon viele Fortschritte gemacht haben, will ich nicht verheimlichen, dass wir bei unseren alten Immobilien noch eine Menge Arbeit vor uns haben. Für unsere neuen Projekte hingegen steuern wir aber schon jetzt die 2000-Watt-Gesellschaft und die Ziele der Eidgenossenschaft für 2050 an.

 

Dennoch sind die Ausgaben für Renovationsarbeiten in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken, und zwar auf 7,6 Millionen Franken.

Wie ich bereits bei der Veröffentlichung unserer Ergebnisse erklärt habe, ist dies auf die Pandemie zurückzuführen. Bereits geplante Arbeiten konnten aus Gründen der öffentlichen Gesundheit nicht mehr durchgeführt und mussten verschoben werden. Aber das ist eine Ausnahme. In diesem Jahr sollten wir zu unserem üblichen Niveau von 9 bis 10 Millionen Franken zurückkehren.

 

Ist das genug, um Ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?

Das werden wir sehen. Aber wenn wir mehr Geld hineinstecken müssen, werden wir eben mehr Geld hineinstecken. Wir haben die notwendigen Reserven. Sollten wir in einem Geschäftsjahr 20 oder 30 Millionen benötigen, ist das kein Problem und beeinflusst die Dividende nicht.

 

Wie schätzen Sie rückblickend die Situation der indirekten Immobilienanlagen ein?

Ab Mitte der 2000er Jahre gab es einige sehr gute Jahre. Dank der niedrigen Zinssätze konnten viele neue Akteure in den Markt eintreten und sich, beflügelt von der Welle, gut behaupten. Aber ich denke, diese Welle ist vorbei. Der Zustrom von neuen Objekten auf den Markt in der Westschweiz wird die Leerstandsquote steigen lassen. Was übrigens nicht unbedingt etwas Schlechtes ist: Sollte es zu einer Kehrtwende kommen, wird sich bald zeigen, welche Titel das Vertrauen der Anleger behalten und welche unter Druck geraten.

 

Sie wirken etwas besorgt.

Besorgt nicht, aber ich vergesse auch nicht, was in der Vergangenheit geschehen ist. Ich habe mehrere Immobilienkrisen erlebt und weiss, dass sich der Markt, auch wenn es heute undenkbar erscheint, wieder drehen kann. Deshalb habe ich auch kein Problem damit, an unserer defensiven Anlagestrategie festzuhalten. Leute, die erst seit 20 Jahren im Immobiliengeschäft sind, kennen nur den Aufwärtstrend, und das kann gefährlich werden: Bei niedrigen Zinsen und reichlich Kapital lässt man sich schnell dazu verleiten, die Anforderungen zu vernachlässigen. Kommt noch hinzu, dass Sie, wenn Sie einen Fehler machen und Ihre Rentabilität sinkt, von den Investoren nicht wirklich bestraft werden, da diese zu sehr auf indirekte Immobilienanlagen angewiesen sind. Das alles ist nicht gesund.

 

Olivier Toublan für Immoday