Roland Vögele - Immobilien Marktkommentar - Juni 2023

20/07/2023

Roland Vogele

MV Invest SA

4 Min

Die aktuell inverse Zinskurve, bei der kurzfristige Zinssätze höher sind als die Renditen langfristiger Anleihen, hat bedeutende Implikationen für Wirtschaft und Finanzmärkte. Eine wirtschaftliche Abkühlung, eine baldige Senkung der Zinssätze, eine höhere Nachfrage nach langfristigen Anleihen oder die Steuerung der Inflation können damit assoziiert werden. In den ersten 6 Monaten dieses Jahres hat sich einiges getan: Die Schweizerische Nationalbank erhöht den Leitzins von 1% auf insgesamt 1.75%, während sich die Renditen der Bundesobligationen von 1.45% auf 0.95% reduzieren. Ausschüttungsrenditen bei den Immobilienfonds steigen im Durchschnitt von 3% auf 3.20% an und die Agios reduzieren sich von 11% auf durchschnittlich 6%. Bei den Aktien liegt die Ausschüttungsrendite bei rund 3.75%. Dabei werden rund 80% der kotierten Aktien und 40% der gelisteten Fonds im Disagio gehandelt. Eindrücklich zeigt sich zudem die Performance-Differenz zwischen den steuerbefreiten und den nicht-steuerbefreiten Fonds von -2% respektive +2% YTD. Die Zinssituation, offene Zahlungsverpflichtungen und die fehlende Möglichkeit weiterer Kapitalerhöhungen fordern die Asset Manager. Letztere sind daher aufgerufen, ihre Finanzpolitik weiter zu schärfen und gegebenenfalls das Portfolio zu bereinigen. Diesbezüglich trennt sich hier die Spreu vom Weizen – während sich einige Akteure vorbereitet haben und je nach Entwicklung agieren können, befinden sich andere noch immer im Reaktions-Modus. Kurzfristig sind die Hypothekarbelastungen bei den Fonds denn auch von 22% auf 23.5% leicht angestiegen. Leerstände hingegen konnten seit Jahresbeginn flächendeckend reduzierten werden. Der Inflationsschutz bei den Immobilien greift, die Wohnungsmieten werden aufgrund der Referenzzinssatz-Erhöhung im Oktober auf breiter Front erhöht und bei Gewerbeliegenschaften ziehen die Mieten gar schon früher an.

 
Roland Vögele, MV Invest AG