Auch in Paris und London brechen die Immobilienpreise

21/09/2023

Immoday

Olivier Toublan

4 Min

Nach China und Teilen der USA sind nun auch die Immobilienmärkte in England und Frankreich ins Wanken geraten. Mit sehr beunruhigenden Zahlen für Märkte, die bislang als stabil und begehrt galten. Steht die Schweiz als nächstes auf der Liste?
 

Vor einigen Tagen veröffentlichten wir einen Artikel über die Schwierigkeiten im chinesischen Immobiliensektor und die Massnahmen der Regierung zur Stabilisierung der Lage. In einer Frage: Wird die Krise auf lokaler Ebene eingedämmt oder wird sie sich auf die ganze Welt ausbreiten? Andere grosse Volkswirtschaften, wie Teile der USA und England, sind bereits betroffen. Dort zeigen die neuesten Statistiken, dass die Wohnimmobilienpreise im August um -1,9 % gefallen sind, was einem Rückgang von -4,6 % in den letzten 12 Monaten entspricht. Der grösste seit 2009. Und es gibt Anzeichen, dass dies noch nicht das Ende ist, da Experten einen Rückgang von etwa 10 % für englische Immobilien vorhersagen.

 

Selbst begehrte Märkte wie Paris sind rückläufig
 

Vielleicht sogar noch beunruhigender, da in Märkten, die unserem viel näher sind, selbst die Immobilien in einer Stadt wie Paris abstürzen. Dabei gilt diese eigentlich als stabil und bei Investoren als sehr begehrt. Der Rückgang beträgt -4,4 % im Jahresvergleich. Und auch hier ist laut den neuesten Prognosestatistiken noch kein Ende in Sicht.
 

Wenn man die Situation in der französischen Hauptstadt etwas genauer betrachtet, wie Véronique Chocron, Journalistin der Zeitung Le Monde, berichtet, entgeht kein Arrondissement dem Rückgang. Dies ist ihrer Meinung nach sehr selten. Der Rückgang betrifft also auch die gehobenen Viertel im Zentrum, die bei Käufern und insbesondere bei ausländischen Investoren äusserst begehrt sind. Er bleibt jedoch mit 1,2 % bis 3 % geringer. In den populäreren, weniger beliebten Vierteln kam es hingegen zu einem Einbruch, mit einem Rückgang von 7 % bis 8 % im Jahresvergleich. In mehreren Arrondissements ist der Preis wieder unter 10.000 Euro pro Quadratmeter gefallen.
 

Die Käufer zögern und ziehen die Verhandlungen in die Länge
 

Als Zeichen dafür, dass der Rückgang noch nicht vorbei ist, ziehen sich die Verhandlungen in die Länge, erklären die französischen Notare. Während noch vor zwei Jahren Verkäufe oft innerhalb weniger Tage abgewickelt wurden, dauern sie heute mehrere Wochen. Wie die Journalistin von Le Monde erklärt, gibt es viele Widerrufe, und die Banken werden immer anspruchsvoller, bevor sie einen Immobilienkredit gewähren.
 

Das liegt daran, dass einerseits Hausbesitzer ihre Immobilien in einem schrumpfenden Markt nur ungern verkaufen und andererseits durch den starken Anstieg der Hypothekenzinsen in den letzten 12 Monaten. Der durchschnittliche Zinssatz für Immobilienkredite in Frankreich hat sich fast vervierfacht und stieg von 1 % im Dezember 2021 auf heute, im August 2023, fast 4 %.
 

Mit anderen Worten: Nach den Berechnungen der Pariser Notare sind die monatlichen Raten für Haushalte, die ein Eigenheim erwerben möchten, unter Berücksichtigung der Immobilienpreise und der Kreditzinsen im Vergleich zur Situation Anfang 2022 um fast 25 % gestiegen. Dies belastet die Budgets und lässt so manchen potenziellen Käufer zögern.
 

Als Folge des Zögerns der Verkäufer und der Schwierigkeiten der potenziellen Käufer brach das Volumen im zweiten Quartal 2023 im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022 um fast ein Viertel ein.
 

Oliver Toublan - Immoday