Roland Vögele - Monatlicher Kommentar Oktober 2020
05/11/2020
3 min
Einschätzungen und Wahrnehmungen
Die Akteure der Immobilienbranche und insbesondere die Investoren empfinden die aktuelle Pandemie-Situation sehr unterschiedlich. Die Einschätzungen und Wahrnehmungen schienen noch nie so divergent gewesen zu sein, sowohl in der Schweiz wie auch im Ausland. Wohnliegenschaften werden noch teurer und die Diskontierungssätze weiter gesenkt.
Die Renditenschere öffnet sich also weiter
Andererseits erfahren Geschäftsliegenschaften eine wesentlich differenziertere Betrachtung und auch die Transparenzansprüche nehmen zu. Die Renditenschere öffnet sich also weiter. Dennoch wissen die Asset Manager, dass ohne Geschäftsliegenschaften die langfristigen Renditeerwartungen der Investoren kaum erfüllt werden können. Bei ungemütlichen Ergebnissen bieten sich die COVID-Umstände auch gerne als geeigneter Vorwand an.
In der Schweiz werden zu viele Mehrfamilienhäuser gebaut
In der Schweiz werden noch immer zu viele Mehrfamilienhäuser gebaut, das Überangebot erhöht die Leerstände in den einzelnen Anlageprodukten weiter. Der Entwicklungs-Boom hält an und trotzdem sehen bekannte Bauunternehmen grösseren Schwierigkeiten entgegen.
Zweite Welle
Die «Zweite Welle» ist wie erwartet mit voller Wucht eingetroffen. Nun hat sich der Nationalrat für die Mieterlasse von 60% der im Frühling betroffenen Geschäftsmieten ausgesprochen. Dennoch ist der Ausgang für den Gesetzesentwurf nach wie vor unsicher. Die Politik vermittelt so das Gefühl ständig einen Schritt hinterherzulaufen, man reagiert, statt zu agieren.
Die indirekten Immobilienanlagen aktiv
Die Vermieter mussten jedoch schneller einen Konsens mit der Mieterschaft finden und haben dies bisher auch erfolgreich geschafft. Im aktuellen Marktumfeld sind die indirekten Immobilienanlagen aktiv, diverse Kapitalerhöhungen sind im Gange oder werden bis Ende Jahr noch durchgeführt. Das Interesse bleibt hoch, jedoch werden zunehmend nicht mehr die geforderten Mittel eingenommen. Die Investoren sind wählerisch geworden, aber ist die Wahl auch nachhaltig und die richtige für die Zukunft?
Disagios
Das über Monate anhaltende Disagio einiger Immobilienfonds während in anderen Produkten stets Höchstpreise bezahlt werden ist eine nie dagewesene Erscheinung. Diese Situation bringt Volatilität; im September wies der SREAL noch eine Performance von +3% aus, um sie im Oktober grösstenteils wieder zu vernichten. Die Korrelation des indirekten Immobilienmarkts zu den globalen Aktienmärkten ist momentan ausserordentlich hoch.