Sekundärmarkt für nicht kotierte Schweizer Immobilienfonds gewinnt an Bedeutung

07/08/2020

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Die Branche der Schweizer Immobilienfonds ist in den letzten achtzehn Jahren stetig gewachsen. Im Mai 2000 lag die Marktkapitalisierung gerade bei 10,7, Milliarden Franken, heute beläuft sich der Markt für Immobilienfonds auf rund 50 Milliarden Franken. Davon sind rund 85% an der Schweizer Börse kotiert. In der Regel muss ein Immobilienfonds vor einem Börsengang zuerst über Kapitalerhöhungen wachsen, bis er eine Grösse erreicht, die eine Kotierung rechtfertigt. Kotierte Immobilienfonds waren und sind für Anleger immer noch attraktiv. Der Mehrwert für die Anleger ist angesichts eines durchschnittlichen Agios von 32,2% (positive Differenz zwischen Börsenkurs und Nettoinventarwert des Fondsvermögens) per 31.12.2019 augenscheinlich.

 

Die Kotierung hat aber nicht nur Vorteile: Erstens muss auf alle von der FINMA vorgängig gewährten Ausnahmen verzichtet werden. So ist ein kotierter Fonds beispielsweise verpflichtet, die Verschuldung oder die Anzahl Grundstücke im Baurecht zu begrenzen. Zweitens sind kotierte Immobilien viel volatiler als nicht kotierte. Es kommt daher nicht selten vor, dass der Index der börsenkotierten Immobilienfonds innerhalb nur einiger weniger Wochen um fast 10% korrigiert. Während sich die Privatanleger mit diesen Schwankungen abfinden können, erteilen die institutionellen Anleger dem Wunsch der Fondspromotoren nach einer raschen Börsenkotierung immer häufiger eine Absage. Die Pensionskassen, die Immobilien gerade wegen deren Stabilität schätzen, wollen eine erhöhte Volatilität nämlich tunlichst vermeiden.

 

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Deshalb hat der von den Depotbanken sichergestellte ausserbörsliche Handel gerade Hochkonjunktur und dieser Trend dürfte auch in den kommenden Jahren anhalten – nicht nur, weil immer weniger Fonds eine Kotierung um jeden Preis anstreben werden, sondern auch, weil ein volatilerer Markt einige (zu) stark investierte Akteure dazu zwingen könnte, bestimmte Positionen zu veräussern. Der Sekundärmarkt für nicht kotierte Schweizer Immobilienfonds, der bis anhin als notwendiges Übel galt, könnte in den kommenden Jahren daher zu einem unverzichtbaren Instrument werden.


Joel Houmard
Managing Partner
Enki Partners SA
 

Erschien in der Zeitung „24 heures“ vom Mittwoch, 5. September 2018, in Zusammenarbeit mit COPTIS